Etwas Süßes

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|•JORDAN•|

Denise und ich sind viel zu spät zum Unterricht gekommen, genau gesagt haben wir die ersten beiden Stunden verpasst, weil wir beschäftigt waren, über unser Liebesleben zu reden.
Zuerst haben wir jedes Detail mit Caleb und mir durchgekaut und sind zu dem Entschluss gekommen, dass ich nichts zu verlieren habe und es einfach versuchen sollte, ihm irgendwie näher zu kommen.

Danach haben wir über sie und ihren neuen Typen geredet. Sie hatte noch keinen Sex mit ihm, was bedeutet, sie meint es todernst, aber seinen Namen wollte sie mir nicht verraten.
Sie meint, sie hat sich bisher nur wenig mit ihm getroffen und das meiste läuft über das Internet.
Ich halte solche Fernbeziehungen für unnötig, aber sie ist ja auch nicht mit dem Unbekannten zusammen, sondern einfach nur derbe verknallt.

In der Schule konnte ich meine Augen nicht mehr von Caleb neben und dass er mich immer wieder beiläufig berührt hat, hat mir auch nicht sehr geholfen.

Umso glücklicher bin ich, als die Schule endlich endet und Sam Caleb und mich nachhause fährt.
Ich will gerade aussteigen, doch Sam hält mich fest. „Warte, ich brauche noch kurz deine Hilfe“
Ich nicke, schließe die Autotür wieder. Sam beginnt zu reden über irgendein Mädchen, das es ihm anscheinend ziemlich angetan hat, während Caleb schon längst im Haus verschwunden ist.

Zwei Stunden später lässt Sam mich wieder gehen, nachdem er mir dreimal dieselbe Story erzählt hat. Anstrengend ist gar kein Wort für ihn.

Naja, auf jeden Fall gehe ich dann endlich in das Haus und werde von einem köstlichen Geruch überrascht.
Eigentlich habe ich in der Schule schon gegessen, aber hier riecht es nicht nach Essen-Essen sondern nach etwas süßem.
„Caleb?“, rufe ich fragend durch das Haus.
„Küche“, bestätigt er meine Vermutung, also gehe ich zu ihm und sehe ihm dabei zu, wie er gerade Brownies aus dem Backofen holt.
Mir läuft augenblicklich das Wasser im Mund zusammen.

Ich muss sie haben!

Gierig gehe ich darauf zu, doch bevor ich mir einen nehmen kann, schlägt Caleb mir auf die Finger. „Du wirst doch wohl warten können, bis sie abgekühlt sind“
„Nein, ich brauche jetzt etwas süßes“, schmolle ich, doch das vergeht mir, bei Calebs Antwort. „Du kannst auch mich haben“

Ich schlucke einmal und bemerke, wie sich meine Augen weiten und ich ihn anstarre.
Er beginnt zu lachen, dreht sich wieder von mir weg und spült seine Backutensilien ab.
Ich sehe ihm dabei zu, bis es mir irgendwann reicht, ich mich hinter ihn stelle und meine Arme um ihn schlinge.

Ich soll ihm doch nahe kommen, ich will ihm nahe kommen, also tue ich das jetzt.

„Was soll das denn werden?“, höre ich ihn fragen.
Mein Kopf ruht auf seiner Schulter, meine Hände auf seinem harten Bauch, meine Mitte an seinem Hintern. Ich antworte nicht, weil mir nichts einfällt, das ich dazu sagen könnte.

Irgendwann ist er fertig und dreht sich in meinen Armen zu mir um.
„Wieso seit gestern so kuschel-bedürftig?“ Er grinst mich an, lehnt sich gegen die Küchenschränke und zieht mich an den Hüfen näher zu sich.
Ich zucke nur mit den Schultern.

Ich will nichts Falsches sagen und ihn womöglich verschrecken, aber ich will ihn auch nie wieder loslassen.
Er wartet nicht auf eine Antwort, sondern lächelt nur und streicht mir eine Haarsträhne aus der Stirn, folgt der Bewegung mit seinem Blick und sieht mir dann in die Augen.

„Was hat der Arzt du seinem Kopf gesagt?“, fragt er dann, sein Lächeln ist verschwunden, er sieht mich besorgt an.
„Meinst du den Arzt, bei dem ich war, während du ein Date mit deinem Ex hattest?“ Ich lasse ihn wieder los und gehe ein paar Schritte zurück.
Caleb hat gerade erfolgreich die Rosa Herzen aus meinem Hirn vertrieben. „Jordan, es war nicht wirklich ein Date.“
„Mir egal“, belle ich beleidigt und kramte im Kühlschrank herum, damit ich ihn nicht ansehen muss. Die kühle Luft tut gut, es hilft, mich zu beruhigen.

„Willst du im Kühlschrank einziehen oder machst du ihn auch mal wieder zu?“, fragt er irgendwann.
Seufzend schließe ich ihn wieder, hole mir aber ein Wasser raus, damit es nicht ganz so auffällig ist.

„Also was hat der Arzt gesagt?“, will er wieder wissen.
Ich zucke mit den Schultern, während ich mit ein Glas einschenke. „Alles ist gut verheilt. Er meinte, das mit der Bewusstseinsstörungen war normal, sollte aber nicht wieder passieren, weil jetzt alles wieder okay ist. Die Narbe bleibt wahrscheinlich, aber wird ja eh von meinen Haaren verdeckt, also ist es nicht so schlimm. Er meinte auch, dass meine Erinnerungen zurückkommen werden, aber ich hab sie ja größtenteils schon zurück, also alles gut“
Caleb nickt zufrieden. „Und wie geht’s dir?“

Ich ziehe die Augenbrauen zusammen. Was wird das denn jetzt für Smalltalk?
„Äh. Gut. Und dir?“, antworte ich unsicher.
Er seufzt. „Ich will hier keinen Smalltalk führen, ich will wissen, wie es dir geht. Ganz ehrlich und ohne Beschönigung.“

Ich nehme einen Schluck von meinem Wasser, stelle es zurück in den Kühlschrank und setze mich dann auf einen Stuhl an der Theke. „Keine Ahnung, wie es mir geht. Ich bin ein bisschen durcheinander. Es ist viel passiert in letzter Zeit“
Caleb nickt verstehend, stellt die Brownies vor mir ab und setzt sich mir gegenüber. „Ich war auch etwas verwirrt in den letzten Wochen.“, meint er und beißt in einen Brownie, woraufhin ich es ihm gleichtue und dann erstmal genüßlich stöhne. „Oh sind die gut!“
Caleb lacht und sieht mir beim Kalorieren verschlingen zu.

„Also demnächst muss ich unbedingt mal wieder zur Crew. Ich bekomme schon so Anschiss, weil ich so lange nicht mehr da war und wenn ich jetzt auch noch fett bin, wenn ich das nächste Mal komme, wird’s noch schlimmer“
Caleb lacht auf meine Aussage hin. „Wegen den paar Brownies wirst du nicht fett, keine Sorge. Außerdem vermisst dich deine Crew nicht. Ich war Letztens mal da und hab mit ein paar geredet und hab Kyle erklärt, dass du verletzt bist. Er wünscht dir übrigens gute Besserung“
„Wann warst du da?“, will ich wissen und stopfe mir ein weites Stück in dem Mund.
„Schon länger her. Bestimmt schon ein zwei Wochen oder so.“
Ich nicke verstehend.

Es ist schön mal wieder mit Caleb zu reden und er bringt mich auch oft zum lachen.
Nachdem ich alle Brownies vernichtet habe, haben wir uns auf das Sofa verfrachtet.
Er hat meinen Lieblingsfilm eingelegt. Ja, meinen richtigen Lieblingsfilm und nicht der von dem ich behaupte, dass es mein Lieblingsfilm ist.
Irgendwann ist es draußen dunkel geworden und ich werde langsam müde, doch ich will nicht einschlafen, weil ich Calebs Nähe genießen will.

Mein Kopf liegt seit geraumer Zeit, auf seiner Schulter, irgendwann haben sich unsere Finger verschränkt.
Jedes Mal, wenn Calebs Daumen über meine Haut streicht, scheint es nur diese eine Bewegung für mich zu geben, nichts anderes.
Als der Film endet, verzweifle ich fast, weil Caleb aufsteht, um den Fernseher aus zu machen, weil ich vor ein paar Tagen die Fernbedienung geschrottet habe.
„Was sollen wir jetzt machen?“, fragt er dann und scheint nachzudenken, aber ich weiß genau, was ich von ihm will.

(Keine) Liebe auf den ersten Blick  (BxB)Where stories live. Discover now