Erwischt

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|•CALEB•|

Meine Mum steht mir gegenüber und sieht mich ernst an. „Deine Lehrerin hat sich bei mir erkundigt, weil du angeblich heute einen Arzttermin hattest. Wo warst du und wieso schwänzt du die Schule?“, kommt sie gleich zur Sache.
Es wundert mich nicht, dass die Huber hier angerufen hat, es wundert mich eher, dass jemand mich entschuldigt hat. Bestimmt Sam.
„Ich hatte ein Date“, beantworte ich Wahrheitsgemäß. Ich hasse es zu lügen.
Es ist schon schwer genug allen vorzumachen, dass ich nichts für Jordan empfinde, was ich ja nicht tue, ich meine...

„Mit wem?“, fragt Mum.
„Riley“
Ihr Blick wird sofort weicher und sie strahlt mich an.
Kein Wunder. Für sie ist Riley der Typ, der mich aus einer Depression geholt hat, der mir gezeigt hat, dass ich es wert bin geliebt zu werden. Das ist er ja auch, aber sie denkt ebenfalls, er sei derjenige, der mich vor einem brutalen Schlägertypen, der mein Ex war, gerettet hat. Sie weiß nicht, dass er dieser Typ war, der mich regelmäßig verprügelt und betrogen hat. Und sie hat auch keine Ahnung von seinen anderen Aktivitäten.

„Heißt das du bist wieder mit ihm zusammen? Ach lad ihn doch mal zum Essen ein. Riley ist so ein lieber Junge...“, beginnt sie zu schwärmen, doch ich unterbreche sie. „Mum, bitte. Ich bin nicht wieder mit ihm zusammen, wir wollen es langsam angehen. Und ich werde ihn ganz sicher nicht zum Essen einladen, weil ihr zwei euch dann wieder mal blendend verstehen werdet und ich doof nebendran sitze. Außerdem hat Georg bestimmt was dagegen. Und Riley ist kein Junge mehr, sondern ein Mann“, beende ich meinen Wiederspruch.
„Und was für einer“, zwinkert sie, woraufhin ich leicht lachen muss.
Wüsste sie nicht, dass er schwul ist, hätte sie sich bestimmt schon an ihn rangemacht, obwohl er 12 Jahre jünger ist als sie. Okay, man sieht es ihr ihre 36 Jahre nicht an, aber trotzdem. Diese Vorstellung... Nein. Einfach nur nein.

„Ist noch was?“, will ich dann wissen, weil meine Mum mich mit ihrem Dauergrinsen einschüchtert.
„Nein. Ach ähm doch. Ich bin froh, dass du wieder Kontakt mit Riley hast, aber vernachlässige deine Schule bitte nicht. Das nächste Mal decke ich dich bei deiner Lehrerin nicht. Und jetzt ab ins Bett“ Sie drückt mir einen Kuss auf die Wange und schiebt mich dann Richtung Treppe.
Schmunzelnd gehe ich hoch und auf mein Zimmer zu.

Als hinter mir Schritte ertönen, drehe ich mich um und sehe Sam, der gerade aus Jordans Zimmer kommt.
Er sieht mich ernst an.
„Was ist denn?“, will ich wissen.
Okay, ich habe nicht mit ihm gesprochen seit gestern, aber deshalb muss er mich nicht gleich mit seinen Blicken erdolchen.

„Ich habe dich gesehen.“, erwidert er.
Äh okay.
Ich sehe ihn nur fragend an.
„In der Stadt. Mit diesem Typen. Händchenhaltend.“, erklärt er Satz für Satz.
Da geht mir ein Lichtlein auf.
War er heute auch in der Stadt?
Ich habe ihn gar nicht gesehen, allerdings lag meine gesamte Aufmerksamkeit auch auf Riley.

„Wer war das?“, fragt Sam ernst.
Ich ziehe verwirrt die Augenbrauen zusammen. „Was interessiert es dich? Ich dachte wir wären Freunde...“
Er unterbricht mich. „Es interessiert mich nicht meinetwegen, sondern wegen Jordan. Du kannst nicht ernsthaft behaupten, du hättest nicht bemerkt, dass er auf dich steht.“
Ich muss lachen, doch Sam steigt nicht mit ein, also meint er es wohl ernst. „Ehm alles klar, Sam. Vergiss es. Jordan bin ich egal. Er behandelt mich wie ein Stück Dreck und ich lasse mir das nicht gefallen.“

Ist das Sams Ernst?
Er kennt seinen besten Freund schlechter als ich dachte.

„Du stehst doch auch auf Jordan. Wieso könnt ihr das nicht endlich klären?“ Sam ist genervt, ich werde wütend.
„Du hast keine Ahnung, worüber du da redest. Jetzt geh zurück zu deinem riesen Baby und nerv mich nicht weiter“, fauche ich ihn unnötig aggressiv an. Dann rempele ich gegen seine Schulter und verschwinde in meinem Zimmer.

Dort angekommen werfe ich mich auf mein Bett und wähle Rileys Nummer. Wie zu erwarten geht er sofort ran.
Hei vermisst mich mein Baby etwa schon?“, fragt er spielerisch, woraufhin ich grinsen muss.
„Eigentlich nicht. Ich wollte nur ein bisschen plaudern“
Er lacht am anderen Ende. „Okay, dann plaudern wir. Was gibt es denn zu plaudern?“
Ich überlege etwas, bis es mir einfällt. „Meine Mum hat mich heute abgefangenen und wollte mir total den Einlauf verpassen wegen dem geschwänzten Unterricht, aber als ich dich erwähnt habe, war sie total gechillt und wollte, dass du zum Essen kommst“
Er lacht wieder. „Haha ich bin Team Clarissa. Deine Mum ist so cool. Ich komme gerne vorbei, wenn du willst“
Ich seufze. „Ich hätte nichts dagegen, aber mein Stiefvater und mein Bruder und ich haben zurzeit ein bisschen Stress. Jetzt nervt mich sein bester Freund auch noch und ich will dir das echt nicht antun“, erkläre ich.
Ich tu jetzt mal so, als würde ich dir glauben, dass das der einzige Grund ist“, meint er etwas gekränkt.
„Ist es“, versichere ich ihm, wobei ich lüge.

Ich will einfach nicht, dass Jordan von Riley erfährt.
Keine Ahnung wieso, aber ich weiß, dass nichts Gutes auf mich zukommt, wenn er es herausfindet.

(Keine) Liebe auf den ersten Blick  (BxB)Where stories live. Discover now