Fürsorge

8.8K 510 16
                                    

|•CALEB•|

Das Wochenende mit Mick und Angi verging viel zu schnell. Ich wollte etwas mit ihnen unternehmen, aber ich konnte nicht. Stattdessen sind wir einfach nur in meinem Bett vor uns hinvegetiert.

Sie sind seit einer Woche wieder weg.
Ich war in dieser Zeit nicht in der Schule, nicht außerhalb des Hauses und nicht in der Lage, etwas anders zu tun, als die Wand anzusehen.

Wenn ich die Augen schließe, habe ich wieder Alpträume von Riley, wenn ich sie offen habe, denke ich an Jordan.
Mick hatte Recht, dass es gut getan hat, darüber zu reden, aber ich weiß nicht, was Jordan jetzt von mir hält.
Vielleicht denkt er ich bin dumm, naiv, ein kleines Kind, weil ich Riley so lange geliebt habe.
Vielleicht denkt er, ich übertreibe.
Mag ja sein, das ich das tue, aber ehrlich gesagt ist mir das egal. Mir geht es scheiße, ich kann einfach nicht anders.
Gegessen habe ich auch nur wenig, getrunken nur, wenn ich unbedingt musste, vom Duschen oder anderen Arten von Körperpflege will ich gar nicht erst anfangen.

Mein Gesicht ziert mittlerweile ein Bart und meinen Körper ein ekliger Schweißgeruch, aber das juckt mich so viel wie wenn in China ein Reissack umfällt.

Mick und Angi haben jeden Tag angerufen und stundenlang mit mir geredet. Natürlich waren die beiden Themen nur Riley und Jordan. Sowie in meinem Hirn also auch.
Denise und Sam waren ein paar Mal hier, aber nachdem ich sie angeschrien habe, dass sie mich in Ruhe lassen sollen, haben sie sich auch nicht mehr blicken lassen.
Mum und George sind auf Geschäftsreise, was Jordan so treibt, keine Ahnung.
Ich habe ihn seit einer Woche nicht mehr gesehen und das, obwohl wir im selben Haus wohnen.
Irgendwie vermisse ich ihn.

Ich könnte einfach drei Zimmer weiter gehen und da wäre er dann, aber das will ich nicht.
Ich warte darauf, dass Rileys Leute kommen und mich endlich umbringen, aber seltsamerweise tun sie das nicht. Irgendwie schade.
Vielleicht waren sie auch schon da und haben Jordan abgeschlachtet. Ich habe nichts mitbekommen.
Vielleicht sollte ich mal nach ihm sehen, immerhin ging es ihm auch nicht gerade gut.
Andererseits sehe ich gerade so scheiße aus, dass ich mich nicht blicken lassen kann, ohne einen Herzinfarkt bei jemandem auszulösen, der mich so sieht.

Schwerfällig schlage ich die Decke zurück und entscheide mich dann dafür, erstmal zu duschen. Vielleicht vergeht mir dann sie Lust auf ein Gespräch mit Jordan wieder.

Nein, im Gegenteil. Nach der Dusche fühle ich mich wie ein neuer Mensch. Mit Handtuch bekleidet gehe ich zurück in mein Zimmer, wo ich mich anziehe.

Boxer und Hose trage ich schon, aber als ich gerade nach einem Shirt greifen will, huscht mein Blick in den Spiegel. Ich sehe das kreisähnliche, verschnörkelte Tattoo auf meiner Brust.
Diese Beschissene Organisation. Wenn die nicht gewesen wäre, wäre das alles nicht passiert. Riley hätte sich nie so verändert, er hätte mich nie betrogen oder geschlagen, aber das hat er. Ich will dieses Zeichen auf mir nicht mehr, aber ich kann es schlecht rausschneiden.
Kurzerhand schlage ich wütend gegen den verdammten Spiegel, damit ich es mir nicht auch noch ansehen muss.
Meine Fingerknöchel beginnen sofort zu bluten und ich stoße einen wütenden Schrei aus.

Aber irgendwie bin ich ja selbst schuld an meinem Schmerz.
Hätte ich nicht auf den Spiegel geschlagen, würde meine Hand nicht wehtun.
Hätte ich mich in Riley verliebt, würde mein Herz nicht wehtun.
Aber nein, das tut es nicht mehr. Ich habe mit ihm abgeschlossen.
Ich will einfach nur das Tattoo loswerden und mit ihm mein altes Leben. Was ich alles für diese Organisation getan habe... Ich will das einfach hinter mir lassen.

Ich atme einmal tief durch, um mich zu beruhigen.
Jetzt muss ich runter und meine Wunden verbinden, sonst kann das böse enden.
Ohne mir ein Shirt anzuziehen, weil ich meine Hand nicht bewegen kann, gehe ich aus dem Zimmer und die Treppen runter in die Vorratskammer, wo ich Verbandszeug finde.
Ich lege es beiseite und halte meine Hand erstmal unter kaltes Wasser, um die Schwellung etwas zu verhindern und die kleinen Scherben auszuwaschen.
Als das erledigt ist, werfe ich mich mitsamt Verbandszeug das Sofa.

(Keine) Liebe auf den ersten Blick  (BxB)Where stories live. Discover now