Seltsames Verhalten

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|•JORDAN•|

Seit gestern benimmt Caleb sich einfach nur kalt und abweisend.
Er hat jedes Wort, das er zu mir gesagt hat, auch genauso gemeint.
Ich fühle mich einfach nur scheiße.
Ehrlich, noch nie ging es mir so mies wie jetzt.
Ich habe dauerhaft ein Stechen in der Brust, das sich um ein vielfaches verschlimmert, wenn ich Caleb sehe, seine Stimme oder auch nur seinen Namen höre.
Ich wusste gar nicht wie schlimm es ist, ignoriert zu werden, doch ich bezweifele, dass Caleb sich jemals dafür interessiert hat, ob ich ihn beachte.

Er hat heue eiskalt die letzte Stunde geschwänzt. Warum wohl? Wegen seinem Date mit dem unbekannten Typen am Handy.

Als mir Frau Huber aber auf sein Fehlen angesprochen hat, weil er ja noch nachsitzen muss, habe ich behauptet, er hätte einen Arzttermin. Ist zwar gelogen, aber muss ja keiner wissen.
Caleb hat mich auch oft genug gedeckt.

Gerade sitze ich mit Sammy im Auto. Er fährt mich zum Arzt, damit der die Fäden aus meinem Kopf zieht.
Ich freue mich wahnsinnig darauf, meine Haare wieder richtig waschen zu können.

„Was sollen wir nach dem Termin machen?“, fragt Sam, als wir im Wartezimmer sitzen.
Ich zucke mit den Schultern. „Keine Ahnung. Was willst du denn machen?“
Er wiederholt meine Geste. „Lass uns zu Leonardo gehen. Ich hatte schon ewig keine Pizza mehr“
Ich sehe ihn mit einem dein-ernst-Blick an, weil wir erst letztens alle zusammen Pizza bestellt haben bei einem Filmeabend.
Caleb war auch dabei. Caleb und seine harte aber zugleich doch so gemütliche Schulter, auf der mein Kopf gelegen hat. Seine Finger, die durch meine Haare gestrichen haben. Sein gesamter Körper, der irgendwann als meine Matratze gedient hat.

Ich seufze unwillkürlich, Sam sieht mich wissend an. „Du sehnst dich ja auch nach Pizza“
Nicht nur nach Pizza, Bro, nicht nur nach Pizza.

Nachdem der Arzt meine Fäden gezogen hat und wir uns über  meine Fehlenden Erinnerungen unterhalten haben, die anscheinend mit genügend Zeit doch zurückkommen werden, sind Sam und ich anschließend in die Stadt gegangen, wo wir uns bei Leonardo mit Denise getroffen haben.
Es war alles eigentlich wie immer, wir haben uns gut unterhalten, Späße gemacht, doch leider wird Denise jetzt ernst. „Jordan, sag mir mal bitte, was genau du Caleb gestern gesagt hast, weil er jetzt nicht mehr mit uns redet“
Tolles Thema!
„Ich habe mich entschuldigt wegen meinem Verhalten, aber weiter bin ich nicht gekommen. Er will nichts mehr mit mir zu tun haben.“ Ich seufze und lasse den Kopf auf meine Hand sinken. „Ich weiß, es war scheiße von mir, ihn zu ignorieren, aber das ist doch kein Grund, dass er jetzt so ist. Er tut so als hätte ich Massenmord begangen“ Ich achte gar nicht auf Denise und Sam, die daraufhin zu diskutieren anfangen, sondern sehe lieber aus dem Fenster.

Es scheint so als wären alle Leute heute in der Stadt. Vielleicht wollen sie das schöne Wetter genießen, weil der Winter so lange gedauert hat. Vielleicht müssen sie Einkäufe erledigen. Vielleicht sind sie aber auch wie ich. Ich habe keine Ahnung, was ich hier mache. Ich sitze hier mit meinen Freunden, obwohl ich lieber bei jemand anderem wäre. Ich liebe meine Freunde, schon klar, aber Caleb... Ich will bei ihm sein, die ganze Zeit, aber auch möglichst weit weg von ihm. Ich bin noch immer komplett verwirrt und überfordert und das ist alles nur seine Schuld.

Ich wende mich meiner Pizza zu, obwohl ich gar keinen Hunger mehr habe, aber essen muss ich ja wohl oder übel.

„Das glaub ich jetzt nicht“, höre ich einige Zeit später von Sam. Er starrt aus großen Augen aus dem Fenster.
„Was ist denn da draußen?“, will Denise neugierig werden. Sie sieht sich eine Weile um, bis auch ihr Blick gefriert und ihr Mund aufklappt.
„Leute?“, frage ich.
Rennt Lady Gaga da draußen rum oder was?

Ich will meinen Blick ebenfalls in diese Richtung drehen, doch Sam hält meinen Kopf in der Bewegung fest. „Kannst du kurz mit mir aufs Klo?“, fragt er hektisch.
Ich ziehe verwirrt die Augenbrauen zusammen. „Bist du ein Mädchen oder was? Seit wann kannst du nicht mehr alleine aufs Klo?“
„Bitte“, fleht er, also stimme ich augenverdrehend zu.

Sam und ich gehen aufs Klo, wobei ich ihm nur dabei zuschaue.

„So und wieso musste ich jetzt mit?“, frage ich, während wir uns wieder an unserem Tisch niederlassen.
Er späht aus dem Fenster, scheint danach aber ziemlich erleichtert zu sein und wendet sich erneut mir zu. „Nur so“
Ich sehe ihn genervt an, esse dann aber meine Pizza zu ende.

Sam fährt Denise nachhause, die sich mit einem Kuss auf die Wange von uns verabschiedet.
Auch mich bringt Sam nachhause, doch anstatt weiterzufahren steigt er aus und kommt mit rein.
„Was ist?“, will ich wissen. Eigentlich ist morgen Schule, also müsste er langsam nachhause.
„Ich muss noch was mit Caleb besprechen“, meint er und steuert dann auch gleich auf dessen Zimmer zu, kommt aber kurz danach in meines.

„Er ist noch nicht da“, erklärt er und wirft sich neben mich auf das Bett.
„Was willst du denn mit ihm bereden?“, will ich wissen.
Ich bin so gar nicht neugierig.
Nein.
Wo ist Caleb überhaupt?
Ach ja, sein Date...
Schon wieder dieses Stechen...

„Ach nur was wegen der Schule. Er hat ja Bio mit mir und ich check das nicht“
Okay, wieso glaube ich Sam gerade nicht?
„Caleb ist selbst schlecht in Bio.“, erkläre ich meinen misstrauischen Blick.
Sam zuckt nur mit den Schultern. „Trotzdem ist er noch besser als ich. Können wir Pacific RIM schauen?“ Und schon macht er den besagten Film an und deutet mir die Klappe zu halten.
Oh man, was ist denn jetzt schon wieder los?

(Keine) Liebe auf den ersten Blick  (BxB)Where stories live. Discover now