Mittel zum Zweck

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|•CALEB•|

Riley hat mich von der Schule abgeholt und wir sind zusammen zum Lasertack gefahren.
Ich liebe dieses Spiel, wobei ich Paintball mehr mag, aber gut.
Wie erwartet hat Riley mich total abgezogen in der ersten Runde, doch alle anderen habe ich gewonnen, wobei mich das Gefühl nicht loslässt, dass er mit Absicht danebengeschossen hat.

Egal, ich bin trotzdem der Sieger und das reibe ich ihm natürlich unter die Nase, bis er auf meine Provokationen nicht mehr eingeht.
„Oh bist du jetzt beleidigt?“, frage ich grinsend, während wir zurück zum Auto laufen.
Er nickt und schiebt schmollend die Unterlippe vor.
Ich muss lachen, weil er so süß aussieht.
„Willst du einen Trostpreis?“
Sofort verändert sich sein Blick, seine Augen strahlen mich an.

„Mach mir keine falschen Hoffnungen“, meint er dann resignierter.
„Würde ich niemals tun“, lache ich.
Er sieht zu mir hoch, mit einem undefinierbaren Ausdruck im Gesicht. „Gut, dann will ich einen Trostpreis“

Wir kommen am Auto an, müssen dadurch stehen bleiben.
Ich gehe einen Schritt auf ihn zu, er geht einen zurück, bis er gehen die Tür des Autos lehnt und ich gegen ihn.
Seine Hände wandern an meine Hüften, meine in seinen Nacken.

Das fühlt sich alles so vertraut an, es fühlt sich gut an, aber trotzdem muss ich die ganze Zeit Bilder an unsere frühere Zeit zurückdrängen.
Daran, was er mir angetan hat.
Bin ich wirklich bereit, darüber hinweg zusehen, nur um mich von Jordan ablenken zu können?
Es ist unfair Riley gegenüber nicht zu erwähnen, dass er nur als Mittel zum Zweck dient, andererseits hat er schon viel schlimmere Sachen mit mir gemacht.

Und trotzdem bekomme ich ein schlechtes Gewissen, wenn ich ihm jetzt so in die Augen sehe.
Es sind nicht die Augen des Mannes, der mich misshandelt hat, sondern die Augen des Mannes, den ich geliebt habe.
Ich weiß nicht, wieso er sich wieder so verändert hat, womöglich hat er das auch gar nicht und ich bilde es mir nur ein, weil ich die Wahrheit nicht sehen will.

„Lass uns einsteigen, ich fahr dich nachhause“, reißt seine Stimme mich plötzlich aus den Gedanken und ich schrecke kurz auf.
„Was ist mit deinem Trostpreis?“ Ich sehe ihn unsicher an, er lächelt leicht. „Ich will ihn nicht, wenn du ihn mir nicht freiwillig geben willst.“ Er drückt mir einen Kuss auf die Wange und schiebt mich dann von sich weg, damit er die Autotür öffnen und einstiegen kann.
Ich seufze und gehe zur Beifahrerseite.

„Danke, dass du mir keinen Druck macht, Riley“ Er fährt schon eine ganze Weile über die Autobahn zurück in meine Stadt, hat jedoch nicht mehr gesprochen.
„Kein Ding. Ich will einfach nur, dass du glücklich bist und gerade hast du nicht glücklich ausgesehen. Ich versteh dich wirklich, aber... Keine Ahnung. Ich sollte einfach dankbar sein, dass du dich überhaupt noch mit mir abgibst und das bin ich ehrlich gesagt auch, aber ich will mehr. Das weißt du...“ Er wirft mir einen kurzen Seitenblick zu, ich nicke. „...Aber ich warte, bis du wieder soweit bist. Auch wenn es für immer sein muss und ich daran verzweifle“ Beim letzten Satz lacht er kurz leicht auf.

Ich strecke mich kurzerhand zu ihm rüber, um seine Wange zu küssen.
Er lächelt daraufhin glücklich. „Ist doch schon mal ein Anfang“
Ich muss ebenfalls lächeln und sehe ihm beim Autofähren zu.

Riley ist faszinierend.
Er ist die pure Schönheit, aber auch die pure Gefahr in einem.
Allein diese Tatsache sollte mich von ihm wegdrängen.
Oder unsere Vergangenheit. Aber ich will sie vergessen. Ich will sie vergessen, damit ich Jordan vergessen und mich auf Riley konzentrieren kann.
Das ist das Beste für mich.
Zumindest rede ich mir das ein.

Irgendwann am Nachmittag kommen wir bei mir zuhause an, und Riley bringt mich zur Tür.
„Kommst du mit rein?“, frage ich, doch er schüttelt den Kopf. „Ich will deiner Mum nicht so gegenübertreten“
Wir sehen wirklich schrecklich aus und ehrlich gesagt stinken wir auch ziemlich wegen den Anzügen, die man beim Lasertack tragen muss, also nicke ich nur zustimmend und umarme ihn spontan. „Danke, dass du mich hast gewinnen lassen. Ich hasse es zu verlieren.“
Er lacht. „Weiß ich doch.“ Geht aber nicht auf das andere ein.

„Bis bald“, verabschiedet er sich dann und geht zurück zu seinem Auto. Bis bald. Das klingt als würden wir uns demnächst wieder sehen.

Schulterzuckend öffne ich die Tür und gehe sofort ins Bad, um zu duschen.
Dabei lasse ich mir viel zeit, versuche aber meine Gedanken wegzusperren. Ich will nicht mehr nachdenken, weil ich weiß zu welchem Ergebnis mich diese Gedanken führen werden.

Als ich irgendwann fertig bin, ziehe ich mich in meinem Zimmer an und gehe runter in die Küche.
Eigentlich will ich etwas kochen, aber Mum kommt mir entgegen. „Hei Schatz. Wir schmeißen heute den Grill an, Georgs Vorschlag“
Ich nicke einverstanden und sehe dann auf die große Menge Fleisch, die meine Mutter aus dem Kühlschrank holt. „Und wer soll das alles essen?“ Wir sind doch nur 4 Personen in Haushalt.
„Naja also Georg, ich, du, Jordan, Sam, Denise, und ein Bekannter“
Ich nicke wieder nur und helfe meiner Mum dabei draußen alles einzudecken für 7 Personen. Dann machen wir die Salate und marinieren das Fleisch.

„Was ist denn hier los?“ Jordan steht in der Küche und sieht die Salate misstrauisch an.
„Wir grillen“, erklärt Mum.
Hinter Jordan taucht Sam auf, beide sehen mich seltsam an, ich drehe ihnen meinen Rücken zu. Die sollen mich nicht so angaffen, da bekomme ich ein schlechtes Gewissen.

„Können wir noch etwas helfen, frau White?“, will Sam nett wissen, doch Mum schüttelt den Kopf. „Mir nicht, aber schaut doch mal nach Georg und dem Grill“
An den Schritten höre ich, dass die beiden wieder gehen.
Kurz darauf ertönt die Klingel, meine Mum rennt zur Tür und Denise kommt hinter ihr in die Küche. „Hei Cally“ Sie umarmt mich kurz und geht dann raus zu den anderen.

Als Mum und ich fertig sind, bringen wir unsere Werke nach drausen, genauso wie das Fleisch, das jetzt darauf wartet gegrillt zu werden.
Jordan und Sam schaffen es gerade den Grill zu entzünden und freuen sich wie kleine Kinder.
Ich muss schmunzeln, während ich ihnen dabei zusehe, was vielleicht an Jordans Lachen liegt. Er ist schlichtweg wunderschön.

  „Können wir dann jetzt anfangen, ich habe Hunger“, jammert Jordan dann, sein Dad verdreht die Augen. „Es fehlt noch jemand. Also lenk dich mit deinen Freunden ab und nerv mich nicht“

Jordan zieht hinter seinem Vater Grimassen, Sam und Denise lachen.
Eigentlich würde ich das auch lustig finden, doch jetzt kommt mir der Gedanke wie kindisch Jordan sich eigentlich verhält.
Als die Türklingel allerdings ertönt ist es Mum, die sich kindisch verhält, denn die kreischt erfreut und sprintet zur Tür.

Das ist natürlich keinem entgangen, also folgen wir ihr alle und da gehen die Streitigkeiten weiter.

(Keine) Liebe auf den ersten Blick  (BxB)Where stories live. Discover now