Qualitätsmerkmal

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|•JORDAN•|

Der kleine Bastard kann mich doch hier nicht so liegen lassen!
Ich verstehe ihn echt nicht.
Wir sind uns in den letzten Tagen immer wieder nahe gekommen, aber er blockt jedes Mal ab.

Eigentlich müsste ich derjenige sein, aber wenn Caleb in meiner Nähe ist, schaltet bei mir sowieso alles auf schwul um.
Ich weiß nicht wieso.
Keine Ahnung.
Andere Männer interessieren mich nicht, aber Frauen irgendwie auch nicht mehr.

Es ist nicht so, als wäre ich geil auf Calebs Schwanz oder so, ich... ich weiß nicht, wie ich es erklären soll.
Er verwirrt mich total.
Das einzige, was ich sicher weiß, ist, dass die Welt für mich einen Moment lang perfekt ist, wenn er lacht. Aber das ist doch normal bei Brüdern... Ich meine, ich will ihn glücklich sehen, weil er zur Familie gehört, das ist alles.

Frustriert, dass er mal wieder einfach so gegangen ist, setze ich mich auf und gehe in eines der unteren Bäder, um mich zu duschen.

Wenn ich an vorgestern auf dem Sofa zurück denke, wäre ich am liebsten sofort wieder in der Situation.
Ich weiß nicht, wie es passiert ist, aber irgendwann bin ich unter ihm gelandet, als wir einen Film gesehen haben. Er hatte den Kopf die ganze Zeit auf meiner Schulter, aber ich war ziemlich müde und muss wohl zur Seite gekippt sein.

Auf jeden Fall lag Caleb dann auf mir und hat sein Gesicht in meiner Halsbeuge vergraben. Obwohl er sich den Film ausgesucht hatte, war er ihm plötzlich total egal.
Ich weiß nicht, ob er geschlafen hat, aber wie öfter die letzten Tagen hätte ich schwören können, dass er an meinen Haaren gerochen hat. Naja, egal zurück zum Thema.

Er lag da also auf mir und ich musste feststellen, dass unsere Körper perfekt aufeinander abgestimmt sind. Ich meine, seiner schmiegt sich an meinen und meiner sich an seinen.
Er ist so groß und hart, aber trotz der vielen Muskeln total gemütlich und vorallem ist er leichter als er aussieht.

Irgendwie war ich mal wieder komplett in seinem Bann und konnte nicht anders, als ihn fester an mich zu drücken und sein genießerisches Seufzen hat es auch nicht gerade leichter gemacht, mir einzubilden, dass das falsch ist.
Eigentlich genieße ich die Zeit mit Caleb sehr, vielleicht mehr als ich es sollte, aber, immer, wenn er mit seinen Freunden telefoniert, was er natürlich so macht, dass ich es mitbekomme und ich ihm zuhöre, diskutiert er mit ihnen über mich.
Er zählt meine schlechten Seiten auf, beteuert, dass ich sein Bruder bin und dann kommen die Vergleiche zwischen diesen Riley und mir.
Dann werde ich sauer, will aber nicht zugeben, dass ich ihn belauscht habe und maule ihn dann wegen Kleinigkeiten an.
Wir streiten, bis einer den Raum verlässt, was meistens er ist, wer er der klügere von uns beiden ist.
Meistens ist der Streit dann aber schnell wieder vergessen und wir necken uns nur noch gegenseitig. Aber das wiederum genieße ich sehr, weil er dann immer lacht, grinst oder einen Mundwinkel nach oben zieht. Sehr geil!

Naja auf jeden Fall ist Caleb ganz korrekt und ich freue mich darauf morgen mit ihm feiern zu gehen.
Auch wenn dieser Mick und Angi mitkommen.

Ich weiß nicht ganz, was ich von Mick halten soll. Einerseits finde ich, er steht Caleb viel zu nahe, andererseits ergreift er immer Partei für mich, wenn Caleb etwas Schlechtes sagt.
Und dann ist da noch diese Angi. Hübsches Mädchen, aber ganz sicher in Caleb verknallt. Alles in allem würde ich doch mal sagen, das Wochenende verspricht uns viel Drama, aber erstmal muss ich den morgigen Schultag hinter mich bringen.

Irgendwie habe ich unter der Dusche länger gebraucht als beabsichtigt, weswegen ich erst ziemlich spät ins Bett komme.
Trotzdem kann ich lange nicht einschlafen, obwohl ich müde bin. Ich weiß nicht woran es liegt.
Irgendwie habe ich so ein seltsames Gefühl in mir. Ich kenne es nicht und vielleicht sollte ich Angst davor haben, aber ich genieße es. Vorallem, wenn ich Caleb sehe. ES verstärkt sich um ein vielfaches und bringt meinen ganzen Körper dazu sich komisch zu fühlen. So kraftlos und doch energiegeladen. Leer und doch vollkommen.
Ich habe echt keine Ahnung, was mit mir los ist, aber ich sollte mal mit Sam darüber sprechen. Auch, wenn er und Denise in letzter Zeit viel hier waren, habe ich sie beide seit Calebs Ankunft ziemlich vernachlässigt.
Gut, dass morgen die Party stattfindet.

Irgendwann finde ich dann doch den Schlaf, wobei ich nach gefühlt einer Minute meinen Wecker höre. Ich schalte ihn einfach aus und schlafe gemütlich weiter. Er nervt!
Gerade als ich wieder einschlafe wird meine Zimmertür aufgerissen. „Komm schon Jordan! Nicht schon wieder!"
Ja, es kommt öfters vor, dass ich verschlafe und Caleb mich aufwecken muss, aber gestern, als er mir einen Eimer Wasser über den Kopf geschüttet hat, war es mir eine Lehre, sodass ich mich jetzt relativ freiwillig aus dem Bett rolle und an dem bereits fertigen Caleb vorbei ins Bad trotte.
Erstmal Zähne putzen.

„Wie kann man nur so ein Morgenmuffel sein?" Caleb lehnt im Türrahmen und betrachtet mich grinsend.
„Lach misch dosch", versuche ich mit vollem Mund zu sprechen, was ihn zum Lachen bringt.
„Ja, gut ich lasse dich. Ich packe deine Schulsachen und lege dir was zum Anziehen raus. Wenn du in 5 Minuten nicht wieder in deinem Zimmer bist, darfst du heute Abend nicht mit zur Party" Natürlich schrubbe ich sofort schneller, während Caleb sich schon umdreht und in mein Zimmer geht.
Manchmal benimmt er sich echt wie eine Mutti.

Jetzt mal ehrlich, wieso will er mir immer was zum Anziehen aussuchen? Nur weil er selbst wie ein Hipster rumrennt.
Meine Güte, Caleb ist so anstrengend.
Aber auch unglaublich sü-...südländisch. Ja, genau das meine ich. Caleb ist unglaublich südländisch.
Vorallem, wenn er lacht und sich auf seinen Wangen kleine Grübchen bilden...

Nachdem ich meinen Mund ausgewaschen habe, gehe ich zurück in mein Zimmer.
Caleb steht noch im anliegenden Ankleidezimmer und wirft gerade mit meinen Sachen um sich.
„Ja!" Er stößt einen Triumphierenden laut aus... Okay...
Ach du bist schon fertig." Er geht gutgelaunt aus meinem Ankleideraum in mein Zimmer, wo mein Schulrucksack fertig auf dem Bett liegt.
„Hier" Er wirft mir eine Dunkle Jeans zu und ein Rot schwarz kariertes Hemd.

„Das soll ich anziehen?", frage ich misstrauisch, während ich in die Hose schlüpfe.
„Ja und pass auf, dass du beim Essen nicht wieder kleckerst, das wirst du heute Abend auch noch anziehen"
Ja, Mama, denke ich ironisch.
Ich schlüpfe in das Hemd und will es zuknüpfen, als Caleb die Augen verdreht und auf mich zukommt. Er schlägt auf meine Hände, damit ich sie wegziehe und öffnet dann ein paar Knöpfe wieder. „So", meint er zufrieden und grinst mich an.
Ich ziehe die Augenbrauen hoch. „Ehm denkst du, ich darf in der Schule so rumlaufen? Ich meine man kann fast meinen Bauch sehen"
Caleb lacht, nimmt meinen Rucksack und schiebt mich aus dem Zimmer. „Du bist Jordan Parker. Du darfst alles. Und jetzt beeil dich, Sam steht schon seit ein paar Minuten unten. Er hat mittlerweile bestimmt den Kühlschrank leer gefuttert"

Das ist natürlich ein Argument, also beeile ich mich. Cay und ich stürmen die Treppen runter und Sam kommt kauend um die Ecke.
„Wer kocht denn bei euch so gut?", will er wissen, während er aus der Tür auf sein Auto zusteuert.
„Caleb", beantworte ich die Frage. Immerhin ist er der einzige, der bei uns kocht, also...
Es geht schon weit, wenn ich mal eine Tiefkühlpizza in den Backofen schiebe.

Sammy fährt uns zur Schule, wir kommen zwar etwas zu spät, aber die einzige Person, die das schlimm findet, ist unser Mathelehrer und dem hört eh keiner zu.
Hier sitze ich zwischen Sam und Denise, Caleb neben Denise.

Deshalb ist Denise auch so glücklich, als wir in das Klassenzimmer kommen und uns zu ihr setzen. „Ich dachte schon, ihr seid alle krank und kommt heute Abend nicht. Du musst kommen, Jordan, du bist ein Qualitätsmerkmal"
Ich lache, weil sie es ernst meint und nicke. „Ich würde dich nicht hängen lassen, Maus" Dann drücke ich ihr noch einen Kuss auf den Scheitel und sie widmet sich zufrieden dem Unterricht. Sowie auch wir Jungs.

(Keine) Liebe auf den ersten Blick  (BxB)Where stories live. Discover now