Kein Zutritt für Fans

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"Kein Zutritt für Fans.", knurrt der breitschultrige, kahlköpfige Schrank vor mir und verschränkt die Arme. Toll, ein grimmiger Türsteher, das ist ja schon so klischeehaft, dass ich mir ein genervtes Grinsen kaum verkneifen kann.

„Hören Sie, ich bin kein Fan. Ich bin die Schwester von..." Rüde werde ich unterbrochen... „Name?" „Mein Name? Fatima." Genervt schüttelt der Türsteher den Kopf. „Dein Nachname, kleine Lady." Oh, wie peinlich. „El Haddadi.", antworte ich und der Türsteher schüttelt erneut den Kopf.

„Mein Bruder ist Munir El Haddadi. Kommen sie schon, ich muss nur kurz zu ihm, um ihm sein Handy zu bringen, ok? Dann bin ich gleich wieder weg, ich verspreche es." „Jaja, und mein Name ist Hans Heinrich. Jetzt verzupf dich. Kein Zutritt für Fans!", mault der Türsteher.

Okay, langsam werde ich sauer. Was erlaubt sich dieser Klitschko-Abklatsch, so mit mir zu reden? „Hören sie schlecht? Ich bin kein Fan, ich verstehe absolut gar nichts von Fußball, um ehrlich zu sein."

Mein Blick fällt auf die Plakatwand neben uns beiden, auf welchem wohl einige Spieler des FC Barcelona abgebildet sind. Ich kenne keinen einzigen davon, mit Ausnahme von Messi, aber jeder kennt Lionel Messi, der zählt nicht.

„Kleine Lady, ein Autogramm gibt's, wenn du Glück hast, beim nächsten Spiel. Aber hier hast du keinen Zutritt. Ich bin dann nicht dafür verantwortlich, wenn kleine Fans kreischend bis in die Umkleidekabinen rennen..." „Was? Wer macht sowas?", frage ich ratlos, doch der Türsteher schweigt schließlich.

„Ich will kein Autogramm, was soll ich damit?", seufze ich. Pah, Autogramm, noch sinnloser.

Okay, letzte Chance, Hans-Heinrich. Ich beginne in meiner Tasche zu wühlen. „Soll ich ihnen meinen Ausweis zeigen, dann sehen sie ja, dass ich die Schwester von..." Und erneut fällt er mir ins Wort. Mr. Klitschko wird mir langsam so richtig unsympathisch.

„Wenn da kein VIP-Pass in deiner Tasche steckt, Lady, kannst du sie gleich wieder wegpacken. Und jetzt hau ab." „Ja, aber..." „Jetzt werde ich aber bald ungeduldig. Verschwinde!"

Etwas eingeschüchtert mache ich zwei Trippelschritte zurück. Normalerweise bin ich nicht so schreckhaft, aber hey, verurteilt mich nicht, der Typ ist fast zwei Meter groß. Ich drehe mich also auf den Haken um und ballte wütend die Fäuste in meinen Taschen.

Na, ganz geil.

Nur weil mein vergesslicher Bruder, der nur Fußball im Kopf hat, wieder mal sein Handy zuhause liegen gelassen hat, muss ich es ihm wieder zum Training hinterherschleppen. Und das, obwohl ich mir hier so gut wie null auskenne. Es hat Ewigkeiten gedauert, das Stadion, das den Namen Camp Nou trägt, zu umrunden.

Als ich dann endlich das Spielfeld und den grünen Rasen im Blick hatte, versperrte mir dieser Mr. Everest den Weg. Der mit seiner blöden Kein-Zutritt-für-Fans-Masche. Was dachte der? Dass ich mich bis in die Umkleiden schlich und die Spieler belästigte? Sah ich aus wie einer dieser irren Fans?

Höchstwahrscheinlich...

Ich, Fatima El Haddadi, neunzehn Jahre, dunkelhaarig, zierlich, in kurzen Shorts und weißem Top, gleiche vermutlich dem Inbegriff von wahnsinnigen, kreischenden FC-Barcelona-Fan-Girls. Also echt...

Genau genommen, hab ich ungefähr so wenig mit Fußball am Hut wie Ketchup mit Schokoladenkuchen. Ich hab es weder jemals gerne angesehen geschweigedenn gespielt. Ich hab einfach nur das Pech, in Barcelona zu leben, der - meiner Meinung nach fußballverrücktesten Stadt der Welt.

Oh, und - unpassenderweise - hat mein werter Bruder Munir vor Jahren entschieden, dass dieser Sport seine große Leidenschaft ist. Seitdem trainierte er jeden Tag, lebte lange Zeit in "La Masia", dem Trainingsinstitut des FC Barcelona und spielte für die B-Mannschaft des Clubs und das mit viel Ehrgeiz.

Don't Kill My Vibe // Neymar JRWhere stories live. Discover now