Weckruf

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Das beständige Klopfen beginnt langsam, träge und dumpf in mein verschlafenes Hirn vorzudringend und reißt mich auf die unsanfteste Weise aus den Träumen, die möglich ist.

Ich drücke mein Gesicht genervt in die weichen Kissen und versuche das Trommeln auszublenden, bis sich meine Augen dann schlagartig öffnen, als ich realisiere, wo ich bin und dass jemand seit Minuten an die Tür hämmert.

„Shit!", zische ich und schnelle in eine aufrechte Position, die Bettlaken an mich gepresst. Meine Haare hängen mir quer übers Gesicht, als ich mich zur Seite drehe. Die Sonne erhellt bereits das gesamte Zimmer und ich habe keine Ahnung, wie spät es ist.

„Neymar! Hey! Da klopft jemand...", wispere ich und sehe mich nach meinen Klamotten um. Erst nach einigen Sekunden und als keine Reaktion erfolgt, wende ich mich um. Neymar liegt neben mir, den tätowierten Arm unter das Kissen gelegt, anscheinend noch im Tiefschlaf.

„Ney! Wach auf!", fauche ich genervt und schubse den schlafenden Brasilianer neben mir. Doch dieser dreht sich nur zur Seite. „Oh, nossa... Cale-se e voltar a dormir, caramba...*", grummelt er schlaftrunken auf Portugiesisch und ich halte inne. Jetzt brauch ich schon ein Wörterbuch, um ihn aufzuwecken?

„Scheiße, wach endlich auf, du Idiot!", belle ich heiser, als das Klopfen noch lauter wird und stoße leise, marokkanische Flüche aus. Neymar verkneift das Gesicht und richtet sich endlich auf. Halleluja.

„Was ist denn los?", murmelt er groggy und mit heiserer Stimme und ich rolle mit den Augen. „Steh endlich auf!", gifte ich gestresst. Neymars grüne Augen begegnen meinen und er zieht die Augenbrauen hoch. Seine Haare sehen ebenso aus wie meine - komplett zerstört.

Mit dem Unterschied, dass es bei ihm noch irgendwie heiß aussieht. Themawechsel!

„Dir auch einen Guten Morgen, schätze ich..." „Da klopft jemand an der Tür! Schon seit Minuten!", flüstere ich und endlich scheint Neymar die Situation zu kapieren und schnellt vom Bett hoch, die Tatsache realisierend, dass er nichts anhat. „Merda!", flucht er und zieht sich die nächstbesten Klamotten über, die er finden kann, bevor er die Tür aufmacht.

Ich ziehe die Beine an meinen Körper, sodass man von der Tür aus nur das vermeintlich leere Bett sehen kann und nicht mich und warte mucksmäuschenstill ab, als eine bekannte Stimme ertönt.

„Bom dia..." „Bom dia? Dein verfluchter Ernst, Ney? Du hast komplett verpennt, hab ich Recht?", ruft irgendjemand der Brasilianer laut auf. Entweder dieser Dani oder der andere. „Porra, wie spät ist es genau?", fragt Neymar und ich werfe einen Blick auf die Uhr neben mir. Es war 10:15 Uhr.

„Viertel nach zehn. Der Bus fährt gegen vierzig, du Loser. Frühstück ist übrigens schon vorbei."

Neymar flucht und antwortet irgendwas auf Portugiesisch, was in derselben Sprache lachend erwidert wird und nach einigen weiteren Worten höre ich, wie die Tür wieder geschlossen wird und ich atme erleichtert auf.

Der Futbolista erscheint in meinem Blickfeld und ich blinzele. Für einige Sekunden sehen wir einander einfach nur an, bevor ich einknicke, den Blickkontakt abreiße und auf ein Kleidungsstück deute, das vor ihm auf dem Boden liegt. „Gibst du mir das Oberteil?", frage ich möglichst freundlich und Neymar sieht zu Boden, bevor sich sein Mund zu einem Grinsen verzieht.

„Ach, spar dir das Grinsen und gib mir einfach das Shirt.", gifte ich einigermaßen genervt und fange das Stück Stoff, als er es quer durch den Raum wirft. Da ich die Unterwäsche schon zuvor angezogen hatte, will ich mir die Tunika gleich überstreifen, doch sehe zuvor noch auf den Wecker neben dem Bett.

„Du hast noch ungefähr zwanzig Minuten, das ist dir klar?", frage ich unsicher, als Neymar sich keinen Zentimeter von der Stelle bewegt.

„Ja und?" „Und... wieso stehst du dann noch hier?" „Genieße den Ausblick.", antwortet er dreist mit einem Schulterzucken und ich halte inne, bevor ich ihn mit meinem besten „Ist-das-dein-scheiß-Ernst?-Blick" betrachte.

Don't Kill My Vibe // Neymar JRWhere stories live. Discover now