Crazy plans für crazy girls

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Das Geräusch einer zufallenden Tür weckt mich am nächsten Morgen und ich kneife genervt die Augen zusammen. Das Zimmer ist bereits hell von der Sonne und ich hab keine Ahnung, wie spät es ist.

Die letzte Nacht fand ich kaum Schlaf, erst im Morgengrauen schlief ich ein, seitdem allerdings tief und fest. Ich blinzele und greife träge nach meinem Handy am Nachttisch. Es zeigt 14:43 Uhr. Mein Schlafrhythmus ist definitiv komplett daneben.

Ich spüre drückenden Kopfschmerz an den Schläfen und erkenne dies als die Auswirkungen der letzten, stressigen Monate. Mein Schreibtisch quillt immer noch über mit Ordnern und Büchern, aber die Klausuren sind jetzt vorbei. Jetzt zählt nur das Ergebnis.

Bitter grinsend realisiere ich, dass mein 'Deal', den ich einst mit meinen Eltern aufstellte - keine Dates und kein Freund bis zu den Klausurterminen - wirklich eingehalten worden war. Ich komme mir lächerlich vor.

Ich lehne mich zurück in die Kissen und atme tief durch. Vielleicht sollte ich bis zum Tag, an dem meine Prüfungsergebnisse eintreffen, im Bett bleiben und die soziale Gesellschaft meiden? Klingt nach einem Plan...

Irgendwann, nach etwa einer Viertelstunde, quäle ich mich doch aus den Federn und beschließe erstmal, eine lange Dusche zu nehmen. Ich tappe aus dem Zimmer und linse in das meines Bruder, da die Tür halboffen steht. Das Bett ist leer und das Haus ist ruhig.

Ich weiß, dass Lana und Hassan irgendwo unterwegs sind. Die zufallende Haustür, die mich geweckt hat, erinnert mich daran, dass Munir wohl zum Spiel gefahren sein muss.

Kopfschüttelnd schließe ich mich im Badezimmer ein und löse meine Haarmähne aus meinem Zopf.

Als ich das Wasser einstelle und es über meinen Kopf prasseln spüre, entspannen sich meine verspannten Schultern. Ich weiß nicht, wie lange ich unter dem Wasser stehe, aber als ich heraustrete, ist es fast halb vier. Das gesamte Badezimmer dampft und ich erkenne mein Spiegelbild aufgrund des kondensierten Wassers, welches auf der Spiegelfläche haftet, nicht mehr.

Meine Augen wirken immer noch leblos und die letzte Nacht zeichnet mein Gesicht nun mit wunderschönen, dunklen Augenringen. Ich sehe aus, als wäre ich krank.

Genervt rolle ich mit den Augen und krame in einer Schublade nach Concealer, den ich seit Wochen nicht benutzt hatte. Wieso auch, für die stundenlangen Lernsessions, welche ich alleine in meinen vier Wänden abgehalten hatte, braucht man auch kein Make-up.

Ich ziehe mich an und als die Haare nochmal durchbürsten will, ertönt ein lauter Klingelton irgendwo aus dem Haus. Mit einem unterdrückten Stöhnen lege ich die Bürste weg und stampfe nach draußen. Munir muss seinen Wecker vergessen haben auszustellen. Ich stoße die Tür zu seinem Zimmer auf, doch da ist nichts und ich erkenne, dass das der Song, welches von Sekunde zu Sekunde lauter und nervtötender wird, vom Erdgeschoss kommen muss.

Verwirrt laufe ich die Treppe hinunter und ins Wohnzimmer, wo ich mich ratlos umsehe. Das Läuten kommt von einem Handywecker und eben dieses Handy liegt auf dem Tisch im Wohnraum, blinkt und vibriert. Aber das ist nicht das Einzige, was sich dort befindet. Der Laptop meines Bruders ist eingeschaltet und eine Seite ist geöffnet.

Ich trete an den Tisch heran und tippe auf "Snooze". Auf höchster Lautstärke läuft Munirs Klingelton - es ist sein Handy - "Bitch, Don't Kill My Vibe" als Wecker, bis Kendrick Lamar endlich beschließt, seine verdammte Klappe zu halten.

Auf dem Display ist der Wecker benannt mit: "vs. Espanyol - Abpfiff: 16:00 Uhr - Sei pünktlich." und ich schüttele den Kopf. Mein Bruder stellt sein Handy so ein, ihm selbst gute Ratschläge zu geben... Er ist eindeutig genauso geistesgestört wie seine Schwester.

Don't Kill My Vibe // Neymar JRWhere stories live. Discover now