Du wusstest es!

3.4K 115 16
                                    

Die feierliche Stimmung verfolgt mich aus dem Hotel zum Flughafen, in den Airbus bis zurück nach Barcelona. Nur überträgt sie sich leider nicht auf mich.

Barcelona gewann letztendlich die Klub-WM. Ich saß während des Finales gegen CA San Lorenzo de Almagro im Stadion, wie ich es Munir versprochen hatte. Und auch wenn mein Bruder nicht enttäuschte, sogar das Tor von Leo Messi mustergültig vorlegte, konnte ich an nichts anderes denken, als endlich hier wegzukommen.

Der Flug ging noch am selben Abend. Nach einer kurzen Feier im Hotel wurden wir zum Flughafen gebracht. Mein Bruder hatte bereits organisiert, dass ich mitsamt dem Team nach Hause fliegen könnte und hatte mir Tickets besorgt.

Und jetzt sitze ich erste Klasse, neben einem der Physiocoaches des Klubs, mit dem ich allerdings kein Wort wechselte, und schlucke wiederholt, sodass ich ein unangenehmes Knacken in meinen Ohren verspüre, welche seit der Landung zugefallen waren.

Irgendwo im Abteil hinter mir ertönen laute Stimmen, immer wieder wird Musik laut aufgedreht und gejubelt und gelacht. Das gesamte Team ist nach dem Sieg im Finale natürlich gut gelaunt.

Ich hingegen sitze wie auf Nadeln. Bis jetzt hatte ich es größtenteils geschafft, allen aus dem Weg zu gehen, die ich nicht mehr sehen wollte. Feige, ich weiß, aber notwendig. Und jetzt muss ich es nur noch zum Parkplatz in Munirs Wagen schaffen und dann wäre ich befreit.

In dem Moment, in dem die Anschnallleuchten über mir erlöschen, schnelle ich vom Sitz hoch und ziehe meine Tasche aus der Gepäckablage. Schon beinahe hastig streife ich die Tasche über mich und mache mich aus dem Weg zwischen den Sitzreihen der ersten Klasse hindurch zum Ausgang.

Leider hatte ich nicht damit gerechnet, dass tausende Fotografen und Journalisten mitsamt Blitzlichtgewitter und Kameras vor dem Bus warten würden, der uns zum Flughafengebäude bringen würde. Vor mir fallen die Treppen der Gangway steil hinab und augenblicklich begrüßt mich die leicht kühle Dezemberluft Barcelonas mit einem kräftigen Windstoß.

Tausende Kameras flackern, als die ersten Crewmitglieder und Mitarbeiter von Barca die Stufen hinabsteigen und ich bleibe verunsichert stehen. Wie konnte ich vergessen, dass ich mit einem der bekanntesten Fußballmannschaften und aktuellen Weltmeistern geflogen bin?

Ich versuche mit einer Hand mein Gesicht vor den grellen Lichtern und Linsen der Kameras abzuschirmen, als plötzlich eine Snapback auf meinem Kopf landet und mich augenblicklich vor dem Gewitter an Kamerablitzen schützt.

Dankbar ziehe ich den Schirm tiefer in die Stirn, doch im selben Moment zuckt mein Blick hinter mich.

Die Spieler laufen neben mir vorbei, immer noch lachend und grinsend und begeben sich die Treppen hinab auf den Bus zu und ich blicke mich verwirrt nach dem Besitzer der Kappe in der Truppe um. Gleichzeitig realisiere ich allerdings, dass ich im Weg stehe und laufe ebenso - vielleicht etwas gehetzt - die Gangway hinab und auf den geparkten Flughafenbus zu, der uns vor den Fotografen trennt.

Erleichtert lasse ich mich abseits der übrigen Spieler auf einem der Sitze nieder und ziehe die Kappe vom Kopf. Als würde ich es nicht bereits genau wissen, was ich sehen würde...

Die Snapback ist weiß mit schwarzem Schirm und in breiten, roten Kleinbuchstaben lese ich...

..."njr".

~*~*~*~*~*

Da ich meine Tasche bereits habe und auf nichts mehr bei der Gepäckausgabe warten muss, beschließe ich voraus zu Munirs Wagen zu laufen. Als ich hinaus auf den dunklen, vollen Parkplatz trete - inzwischen ist es fast ein Uhr morgens - fühle ich mich endlich sicher. Und gleichzeitig zieht es mich irgendwie zurück. Eine seltsame Hin- und Hergerissenheit befällt mich und ich laufe schnelleren Schrittes, um dieses komische Gefühl loszuwerden.

Don't Kill My Vibe // Neymar JRजहाँ कहानियाँ रहती हैं। अभी खोजें