Kapitel 18 - Nähe

1.4K 88 22
                                    

Als er mich wie aus dem Nichts heraus plötzlich umarmt, bleibt mein Herz für den Bruchteil einer Sekunde stehen. Ich spüre wie in mir eine plötzliche Hitze aufsteigt, begleitet von einem beängstigenden Herzrasen. Er ist mir so nahe, dass ich ebenfalls sein schnell schlagendes Herz spüre. Sein Flüstern in mein Ohr jagt mir einen Schauer über den Rücken. Ich spüre seine warmen Atem auf meiner Haut, der mich völlig aus der Fassung bringt.

Nur schwer kann ich mich unter Kontrolle halten. Ich spüre gerade den unheimlichen Drang in mir, ihm noch näher zu kommen. Ich muss völlig verrückt geworden sein.

Meine Freunden erzähle ich, dass ich nie wieder etwas mit einem Musiker anfangen werde und stoße dabei Adam, dem liebenswertesten Mann den ich bisher kennengelernt habe, völlig vor den Kopf. Und nun sitze ich hier, mit einem Typen, den ich vor einer Woche am liebsten köpfen lassen hätte und ringe innerlich mit mir ihn zu küssen?!?

Irgendetwas stimmt doch nicht mir mir. Ich sollte echt mal überlegen zum Psychiater zu gehen.

Ich kann es mir nicht erklären, aber seine Umarmung wirkt auf mich gerade so beruhigend. Die letzten Stunden waren wie eine Achterbahnfahrt der Gefühle für mich.

Angst, Euphorie, Glück, Unbehangen, Freude, Wut, Trauer und Verblüffung. Das Ganze in so kurzer Zeit auf sich einprasseln zu lassen, hat an meinen Kräften gezerrt. Ich genieße die Unbeschwertheit seiner Umarmung und schließe die Augen. Der Duft seines Aftershaves steigt mir in die Nase. Er riecht unheimlich gut, warum ist mir das vorher nie aufgefallen?

Ich bin Colin gerade so dankbar, dass er hier ist.  Nie im Leben hätte ich gedacht, dass er tatsächlich mitten in der Nacht hier auftaucht um mit mir zu reden. Hatte es Etwas tief in mir drin gewünscht? Natürlich.

"Danke Colin..." lächelnd sehe ich ihn an. Sein Blick trifft direkt meinen und ich verliere mich im ozeanblau seiner Augen. Unsere Gesichter sind so nah beieinander, dass ich seinen unregelmäßigen Atem auf meiner Haut spüren kann. Für einen Moment scheint die Welt stillzustehen. 

Ich halte den Atem an, als er plötzlich seine Hand um meine Nacken legt. Ein sanftes Lächeln zeichnet sich auf seinem Gesicht ab. Ich höre vor Aufregung mein Herz in meinen Ohren pulsieren.

Plötzlich zieht er mich in eine engere Umarmung. Unsere Wangen berühren sich. Ich spüre wie die Röte in meinem Gesicht aufsteigt. Ich spüre seinen Atem nah an meinem Ohr.

"Dir muss klar sein, dass ich das von Anfang an mit dir Ernst meinte..." angespannt höre ich ihn zu, als er die Worte fast in mein Ohr flüstert. "... für mich war klar, dass du nicht nur für Doris einspringst, sondern Teil der Band wirst..." unweigerlich bildet sich ein Lächeln auf meinen Lippen. Seine Worte zu hören machen mich in diesem Moment so glücklich.

"... und wärst du nicht mit diesem Hollywoodreifen Abgang losgestürzt, hätte ich dir das schon in der Bar gesagt Kätzchen." ich muss ihn nicht ansehen um zu merken, dass wieder dieses unverschämt breite Grinsen sein Gesicht ziert.

Ich löse mich mit einem Klaps auf seine Schulter aus seiner Umarmung. "Und hättest du Idiot mich mal in der Bar etwas besser verteidigt, würde diese arme Weinflasche noch leben." Ich kann nicht anders als ihn ebenfalls angrinsen.

"Und außerdem war der Abgang mindestens Oskarreif!" Füge ich mit gespielter Empörung hinzu.

"Frauen..." entgegnet er mit einem Augenrollen. Ich kann nicht anders als über seine Bermerkung lachen, er stimmt mit ein.

Lachend sitzen wir nebeneinander, als hätten wir in den letzten Stunden nichts anderes getan. Mein Blick fällt wieder auf den Fernseher, der noch immer munter vor sich hin flimmert und gerade den Vorspann eines trashigen Horrorfilms einläutet.

[Update 17.09.2022] Is it love - Colin - Inside a DreamWhere stories live. Discover now