[Update 17.09.2022] Is it love - Colin - Inside a Dream

Kapitel 57 - freier Fall

Wie um alles in der Welt konnte ich hier nur landen? Meine Sicht ist verschwommen und meine Sinne sind völlig vernebelt. Ich habe absolut keine Ahnung, warum ich dem Taxifahrer Colin's Adresse gesagt haben soll. Träume ich das ganze gerade nur? Ungläubig stehe ich etwas wankend vor Colin's Wohnhaus.

Umbarmherzig wird der Regen wieder stärker und der Wind nimmt an Intensität zu. Ich kann kaum mehr meinen Regenschirm halten. Nein, das fühlt sich viel zu real an, als dass ich das träumen könnte.

Ich wäge meine Optionen ab.

Einen kurzen Moment überlege ich wieder in das Taxi zu steigen. Als ich mich jedoch von der Wohnungstür abwende, ist das Taxi schon längst verschwunden.

Soll ich im strömenden Regen warten bis ein neues kommt?

Der eiskalte Wind pfeift durch die Straßen und bläst meine Haare in alle Himmelsrichtungen. Ich spüre wie meine Füße durch den Regen nasser und meine Heels immer rutschiger werden.

Ich schaue auf den Schlüsselbund in meiner Hand, an dem noch immer Colin's Wohnungsschlüssel befestigt ist.

Minutenlang ringe ich mit mir. Meine Jacke bietet keinen Schutz mehr vor dem Regen und die Kälte breitet sich langsam in meinem Körper aus.

Die Fenster seiner Wohnung sind stockduster. Wahrscheinlich schläft er und würde es nicht mal mitbekommen, wenn ich mich heimlich in den Proberaum schleiche. Ich könnte ein wenig für mich spielen und den Kopf freibekommen...

Der Alkohol macht mich mutig. Mit Herzklopfen gehe ich auf die Haustür zu und stecke zaghaft den Schlüssel in das Schloss. Es braucht einige Versuche, aber schließlich schaffe ich es den Schlüssel langsam  nach rechts zu drehen, bis ein leises Klick zu hören ist. Schnell husche ich in die Wohnung und schließe die Tür hinter mir.

Sofort nimmt mich Colin's Geruch ein, der in der Luft liegt. Ein Stechen breitet sich in meinen Herzen aus. Ich versuche diesen Schmerz zu ignorieren.

Einen Moment brauche ich, damit sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnen.
Angespannt lausche ich und hoffe er hat mich nicht gehört. Mein Herz schlägt so laut, dass ich fast nur noch ein Rauschen in meinen Ohren höre.

Schließlich schlüpfe ich so leise wie möglich aus meinen Schuhen und rutsche fast aus, als meine nassen Füße den glatten  Holzdielenboden berühren.

Leise schleiche ich mich auf Zehenspitzen in Richtung Proberaum.

Es ist seltsam zu wissen, dass Colin nur wenige Meter entfernt in seinem Bett liegt. Eine unheimliche Sehnsucht überkommt mich, der ich nur schwer Herr werden kann.

Ich öffne die Tür und halte einen Moment inne. Kein Geräusch ist zu hören. Vorsichtig schalte ich den Lichtschalter an und bin einen Augenblick geblendet. Ich halte mich an dem Treppengeländer fest und stolpere schon fast die Treppe hinunter.Alles sieht aus wie immer, als wäre nie etwas vorgefallen...

Ich schlucke schwer und versuche meine Gefühle zu verbannen, die langsam aber sicher mir an die Oberfläche befördert werden.

Zielstrebig steuere ich mein Instrument an. Fast zärtlich lasse ich meine Fingerspitzen über die schwarz und weißen Tasten gleiten. Ich muss spielen. Spielen um wenigstens eine kurze Zeit meinen Frieden zu finden. Meine Gedanken zu ordnen um eine Entscheidung treffen zu können.

Ich stelle mich hinter mein Keyboard und beginne mit den ersten melancholischen Tönen von ‚the kill'. 

🎵🎶🎵 spielt an dieser Stelle gerne den Song im Titel ab 🎵🎶🎵

Ich spiele den Song, einmal, zweimal, dreimal... ich habe aufgehört zu zählen. Ich bin in Extase und kann einfach nicht mehr aufhören.

Ich atme einmal tief durch und beschließe den Song noch ein letztes Mal zu spielen.