Kapitel 23 | hiding

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Zähneknirschend entfernt sich Zayn widerwillig von mir, nicht bevor er seine Lippen noch einmal kurz auf meine drückt und dann den Zeigefinger auf seine Lippen legt um mir klarzumachen, dass ich still bleiben soll. Ich nicke leise und er lächelt mich an, bevor er sich vom Bett aufrichtet und zur Türe des Wohnwagens läuft, welche ich jedoch nicht von meinem Standpunkt aus sehen kann. Von der Türe kommt noch immer ein wütendes Klopfen.

„Viktor", stellt er überrascht fest und Zayn tritt einen Schritt zurück, sodass er wieder in meinem Blickwinkel ist.

„Wen hast du sonst erwartet?", lacht die dunkle Stimme des Clowns auf und Zayns Hände ballen sich zu Fäusten, ebenso wie sich der Rest seines Körpers anspannt. „Lass mich rein."

„Besser nicht, ich... also weil... ", stammelt Zayn und dreht den Kopf etwas zur Seite, sodass er einen kurzen Blick auf mich werfen kann. Erschrocken reiße ich meine Augen auf und schüttle wild den Kopf. Wenn mich der Clown hier findet ist es endgültig vorbei. Und das nicht nur für mich, sondern vermutlich auch für Zayn.

„Ich erwarte doch, dass du noch schaffst einen vollständigen Satz herauszubringen."

„Es, es ist ein wenig unaufgeräumt bei mir", antwortet Zayn und bemüht sich darum, dass seine Stimme möglichst fest klingt, ich kann dennoch die Unsicherheit darin wahrnehmen.

Als Antwort erklingt nur das spöttische Lachen des Clowns, daraufhin höre ich Schritte und sehe wie Zayn gezwungen ist einen Schritt zurückzumachen. Ohne lange nachzudenken krabbele ich zur Seite an den äußersten Rand des Bettes und presse mich mit dem Rücken an die Wand neben der Türe, in der Hoffnung, dass Viktor mich so nicht entdeckt. Ich wage es kaum zu atmen und ziehe meine Knie an die Brust, schlinge die Arme um meine Beine und presse angespannt die Lippen aufeinander. Mein Körper zittert vor Angst, ich kann es kaum unter Kontrolle bringen. Die Angst mich zu verraten, Zayn zu verraten, ist riesig, und mir ist schwindelig vor Panik.

„Hast du sie zurück in den Wagen gebracht?" Es kommt keine hörbare Antwort von Zayn, aber als der Clown mit „gut" antwortet kann ich davon ausgehen, dass ein Nicken seine Antwort war.

„Es ist so weit." Die raue Stimme des Clowns schneidet meine Ohren wie eine Rasierklinge. „Du weißt, was als nächstes folgt?"

„J-Ja. Ja, weiß ich."

„Bisher ist alles nach Plan verlaufen. Ich werde mich um ihn kümmern müssen, aber das sind Bagatellen." Schwere Schritte des Clowns sind zu hören und mein Herz pocht wie wild, gleichzeitig ist mir durch die erregte Situation zuvor noch immer furchtbar heiß.

Mein Blick fällt auf das Fenster neben mir. Es ist nicht besonders groß, aber mehr als groß genug um hindurchzupassen. Ich zögere kurz, doch dann hebe ich langsam meinen Arm. Zitternd kommt meine Hand dem Fenstergriff immer näher, ich wage es nicht zu atmen aus Angst mich zu offenbaren. Meine Fingerspitzen berühren den kleinen Griff und umschließen ihn mit der ganzen Hand, ich beiße mir fester auf die Lippe und schmecke mittlerweile den metallischen Geschmack in meinem Mund, doch kann dem keine Beachtung schenken. Vorsichtig versuche ich am Griff zu ziehen, erfolglos. Meine Hand zieht fester, probiert es dann mit Drücken, ich versuche sogar am Griff zu drehen, doch es geschieht nichts. Das Fenster bleibt verschlossen.

Ich gebe endgültig auf und lasse enttäuscht wieder vom Fenster ab. Mein Atem ist noch unregelmäßiger als zuvor, die Angst hat meinen ganzen Körper eingenommen. Meine Beine schlottern, doch ich schlinge schnell meine Arme wieder darum um sie im Zaum zu halten. Jedes kleinste Geräusch könnte mich verraten.

„Bringen wir sie zu den anderen."

Ich kralle die Finger in meine Waden und halte die Luft an. Wovon spricht er? Welche anderen? Mein Herz pocht wie wild, gleichzeitig ist mir aber noch immer heiß durch die erregte Situation zwischen Zayn und mir Minuten zuvor.

captured | ✓Where stories live. Discover now