Kapitel 12 | cracking point

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Langsam öffne ich meine Lider und reibe verschlafen mit dem Handrücken meine Augen. Wie gewohnt herrscht um mich herum Dunkelheit, doch etwas ist anders. Mein Körper ist von einer angenehmen Wärme umhüllt, doch erst Sekunden später begreife ich, was der Grund dafür ist. Zayn sitzt noch immer neben mir, seinen Arm um meinen Rücken geschlungen und mich nah an ihn herangezogen. Desweiteren ist sein Kopf an meine Schulter angelehnt, er scheint selbst eingeschlafen zu sein.

Wie lange ich wohl geschlafen habe? Ich streiche mir einige Haarsträhnen aus dem Gesicht, vorsichtig, darauf bedacht Zayn an meiner Schulter nicht zu wecken. Es fühlt sich ungewohnt an, einem anderen Menschen wieder so nah zu sein. Doch es fühlt sich gut an. Körperkontakt fehlt einem schneller, als man denkt, und umso besser fühlt es sich an, Zayns Körper nah an meinem zu spüren.

Sein Brustkorb hebt und senkt sich in regelmäßigen Abständen in einem perfekt abgestimmten Rhythmus zu meinem und die besänftigende Wirkung, die dies auf mich hat, lässt mich für einen Moment, nur einen kurzen Moment meine Sorgen vergessen. Nur einen kleinen Moment zerreißt meine Situation nicht mein Herz und frisst mein Hirn auf, stattdessen verspüre ich ein ungewohnt gutes Gefühl. Mir fehlen die Worte, um genau zu beschreiben wie es sich anfühlt, denn ich verstehe es selber nicht. Ich kann nur sagen, dass ich mich in dieser Sekunde das erste Mal seit langem geborgen fühle, und nicht den Drang verspüre zu schreien oder zu weinen. Und das ist mehr, als ich je noch mit gerechnet hätte.

Ich registriere eine kleine Bewegung an meiner Schulter und kurz darauf entfernt sich das Gewicht von Zayns Kopf wieder von mir.

„Bist du wach?"

„Sieht so aus", nuschelt er verschlafen und scheint sich ein wenig aufzurichten. Doch sein Arm verlässt auch jetzt noch immer nicht meine Hüfte. Einige Minuten sitzen wir regungslos nebeneinander, keiner sagt ein Wort, einzig und allein unser Atem ist zu hören.

„Zayn?"

„Ja?"

Ich zögere kurz, bevor ich mich doch dazu bewege ihm die Frage zu stellen, die mir seit Tagen auf dem Herzen liegt.

„Wieso machst du das alles?"

Schweigen, noch immer ist nur sein schwerer Atem zu hören. Bei Niall hat es mich immer gestört, wenn ich ihn so laut habe atmen hören. Aus irgendeinem Grund hat es mich kirre gemacht, wenn das einzige Geräusch, dass weit und breit zu hören war, sein Atem war, und ich habe es nur mit Mühe ausblenden können. Doch bei Zayn hat genau dies eine beruhigende Wirkung, womöglich, weil ich sonst an die Stille gewöhnt war und das Zusammensein mit einem anderen Menschen vermisst habe. Auch, wenn es natürlich etwas ganz anderes ist hier bei Zayn zu sein, als bei Niall.

Ein Räuspern holt mich wieder aus meinen Gedanken zurück.

„Was meinst du?"

Ich schlucke schwer. „Einfach alles."

„Ich weiß nicht", gibt er zu und ich spüre, wie sich sein Arm von meiner Hüfte entfernt. Etwas in mir drängt danach, ihn aufzuhalten mich loszulassen, aber etwas anderes hindert mich daran. Was auch besser so ist.

„Wieso...", ich suche nach dem richtigen Anfang, um eine gescheite Antwort zu bekommen, „wieso hältst du mich mit ihm hier fest?"

Wieder herrscht Schweigen. Vielleicht denkt er über seine Antwort nach, also warte ich zunächst geduldig. Als nach gefühlt einigen Minuten ich noch immer keine Antwort erhalten habe, hole ich gerade Luft, um etwas hinzuzufügen, bevor er mir doch schließlich antwortet.

„Du würdest es nicht verstehen."

„Woher willst du das wissen?", antworte ich ein wenig eingeschnappt. Er kennt mich gar nicht genug um wissen zu können, was ich verstehen kann und was nicht.

captured | ✓Where stories live. Discover now