Kapitel 11 | headless

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Doch nichts geschieht und ich öffne überrascht wieder meine Augen, um zu sehen, wie er sich mittlerweile von mir entfernt hat. Ohne sich noch einmal umzusehen lässt er mich überrumpelt stehen und schließt die Türe hinter sich. Sprachlos sehe ich auf die Stelle der Dunkelheit, wo sich eben die Türe geschlossen hat.

Was zur Hölle ist gerade passiert?

Habe ich wirklich gedacht, er würde mich küssen? Wieso sollte er das tun? Wieso sollte ich das denken? Wieso sollte ich das überhaupt wollen? Ich will ihn gar nicht küssen. Der einzige Mensch, den ich küssen möchte, ist Niall. Und dennoch habe ich Nialls ganze Existenz für einen Moment komplett vergessen, als hätte es ihn nie gegeben.

Wie habe ich Niall vergessen können?

Sofort fühlt sich mein Magen schwer an und ich bekomme ein schlechtes Gewissen. Was um Gotteswillen ist in mich gefahren, dass ich auch nur eine Sekunde denken konnte, dass Zayn mich küssen wird? Wieso habe ich überhaupt meine Augen geschlossen, als würde ich mich auch noch darauf einlassen? Ich hätte nicht zugelassen, dass er mich küsst, weil Niall mein Freund ist. Und ich nur Niall küsse. Niemand anderes.

Schwer seufzend lasse ich mich wieder auf den Boden fallen und schlinge die Arme um meine Beine. Ich bin verwirrt. Von seinem Verhalten, von meinem Verhalten, von allem. Was ist bloß los mit mir?

Meine Hand greift wieder nach der Schüssel, die ich kurz auf den Boden abgestellt habe. Meine Wunde zieht schmerzhaft, als ich meinen Arm etwas zu schnell bewege, und ich ziehe scharf die Luft zwischen den Zähnen ein, bevor ich mit der anderen Hand nach der Gabel greife und mir eine weitere Ladung in den Mund schiebe.

...

Es frischer Wind wirbelt durch meine Haare und ich schließe kurz die Augen, um die sanfte Brise und die angenehm warmen Sonnenstrahlen auf meiner Haut zu genießen. Als ich sie wieder öffne blicke ich auf den riesigen Horizont, der sich vor mir erstreckt. Der Himmel ist strahlend blau, weit und breit ist keine einzige Wolke zu sehen. Wo der Himmel aufhört beginnt ein farbenfrohes Blumenfeld, dessen Düfte der Wind zu mir weht.

Ich sitze auf einer Bank am Rande eines Weges, auf dessen anderer Seite sich das riesige Meer aus Blumen befindet. Weiter weg kann ich einen Wald erkennen, der friedlich daliegt. Bis auf das leise Rascheln des Windes ist alles still. Eine angenehme Stille, welche eine besänftigende Wirkung auf mich hat, ebenso wie der Rest der Szenerie.

Plötzlich wird diese jedoch von einem Ruf durchbrochen. Irritiert blicke ich mich um und kann mehrere Hundert Meter entfernt in der Ferne eine Gestalt erkennen, die immer größer wird, je näher sie auf mich zuläuft. Ich kneife die Augen zusammen um besser erkennen zu können, um wen es sich handelt, als die Person erneut mir etwas zuruft.

„Zoe!", höre ich eine bekannte Stimme rufen, doch kann sie nicht so recht einem Gesicht zuordnen. Die Person nähert sich mir in großen Schritten. Es handelt sich um eine männliche Gestalt mit dunklen Haaren, die eine enge, schwarze Hose und ein weißes Shirt mit Aufdruck trägt, darüber eine ausgeblichene Jeansweste. Ich weiß, dass ich diese Person kenne, sein Name liegt mir auf der Zunge, doch es fällt mir nicht ein.

„Zoe!"

Wieder höre ich eine Stimme rufen, doch diesmal kommt sie aus einer anderen Richtung. Verwirrt drehe ich mich um und sehe in der Ferne auf der anderen Seite eine weitere Person auf mich zukommen. Die Gestalt hat blonde, hochfrisierte Haare, deren Ansatz deutlich dunkler ist als die Spitzen, und er trägt eine helle Röhrenjeans und ein grünes Baseballshirt mit weißen Turnschuhen. Er kommt mir ebenso wie der andere bekannt vor, doch auch sein Name fällt mir nicht ein.

Noch verwirrter als zuvor drehe ich mich wieder zu dem anderen um, der mir in der Zwischenzeit um einiges näher gekommen ist. Beide sind fast gleich weit von mir entfernt, doch der Dunkelhaarige ist dem Blonden einen Katzensprung voraus.

captured | ✓Where stories live. Discover now