Kapitel 42 | monsters and freaks

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Die Uhr am Armaturenbrett zeigt mittlerweile 05:31 Uhr morgens an und das Ende des Horizontes beginnt allmählich so rosa zu färben um den bevorstehenden Sonnenaufgang anzukündigen.

Mein Blick gleitet hinab zu Zayn, dessen Kopf auf meinem Schoß ruht, während ich gedankenverloren mit den dunklen Haarsträhnen spiele, welche wirr von seinem Kopf abstehen. Im Gegensatz zu mir hat er es geschafft wieder zurück in den Schlaf zu finden. Zwar hat seine Körperwärme eine beruhigende Wirkung auf mich, doch zucke ich noch immer bei jeder kleinsten Bewegung, jedem noch so leisen Laut zusammen und kriege kein Auge zu. Noch immer verfolgen mich die Bilder der Nacht und rauben mir den Schlaf. Die Fratze des Clowns erschien mir so furchterregend und doch so real, auch wenn mittlerweile ich mir bewusst bin, dass es sich um ein weiteres meiner Hirngespinste gehandelt hat.

Erschrocken zucke ich zusammen, als ich eine Bewegung auf meinem Schoß wahrnehme, doch als mein Blick wieder zurück zu dem dort schlafenden Körper gleitet, sind Zayns Augen noch immer friedlich geschlossen und ich streiche ihm sanft über die Haare.

Mein Blick gleitet wieder aus dem Fenster und ich lehne meinen Kopf an die kalten Scheiben. Nach einer Weile beginnt mein Magen auf sich aufmerksam zu machen und ich schlinge die Arme um meinen Bauch, doch vor Hunger beginnt er nur noch lauter zu knurren. Sehnsüchtig denke ich an den Schokoriegel und mein Blick fällt über die Schulter zurück zum auf der Rückbank verstauten Rucksack. Ein weiteres Mal fällt mein Blick auf Zayn, bevor ich vorsichtig meinen Oberkörper zur Seite drehe und mit einem Arm nach der Tasche greife. Meine Fingerkuppen berühren fast den Stoff und ich strecke mich ein wenig weiter zurück, bis meine Hände ihn endlich zu fassen kriegen, doch im gleichen Augenblick spüre ich, wie in den bis hierhin regungslosen Körper auf mir Bewegung kommt und ich ein Gähnen vernehme.

„Wie viel Uhr haben wir?", nuschelt Zayn und reibt sich verschlafen die Augen, bevor er die Gliedmaßen ausstreckt und sich durch die Haare fährt.

„Gleich zwanzig vor sechs", erkläre ich und greife nach dem Riegel in dem Seitenfach des Rucksacks. Vorsichtig öffne ich die Verpackung, teile deren Inhalt in zwei Hälften und reiche eine davon Zayn, dessen Lippen sich öffnen und zum Reden ansetzen, allerdings knurrt in dem Moment auch sein Magen und er nimmt das kleine Stück Schokolade schließlich doch entgegen. Die Schokolade ist zwar bereits leicht erwärmt und mehr von breiiger als fester Konsistenz, doch tut es gut überhaupt etwas in den Magen zu bekommen und ich lasse sie mir auf der Zunge zergehen.

Noch immer die Folie der Verpackung in der Hand sehe ich mich nach einer Verstaumöglichkeit um, in der ich das Papier bis zu unserer nächsten Pause verstauen kann, und öffne das Handschuhfach, was ich jedoch augenblicklich bereue als mir neben etlichen CD Hüllen diverser Bands auch jede Menge leerer Fast Food Verpackungen entgegenfallen. Angewidert will ich sie wieder zurück ins Fach stopfen, doch Zayns Hand greift nach meiner und hält mich davon ab.

„Halt, sieh doch-", sagt er und räumt einige der Pappschachteln und Papiere zur Seite und ich halte inne. Auf dem Boden des Handschuhfachs sammeln sich mehrere Münzen an, die den Eindruck vermitteln, dass der Besitzer des Wagens jedes Mal sein Wechselgeld nur achtlos ins Handschuhfach wirft – zusammen mit seinem ganzen Müll, natürlich.

Überrascht blicke ich zu Zayn, welcher beginnt den Müll von meinem Schoß aufzusammeln und meine Hände schnappen nach dem Kleingeld. Ich staune nicht schlecht, als ich am Ende beinahe zwanzig Pfund zusammenzähle.

„Sieht aus, als würden wir heute doch noch was Gescheites in den Magen kriegen", grinst Zayn, als er die Ausbeute in meinen Händen sieht. „Wir sollten dem Messi danken, dem die Kiste gehört."

Er steigt aus und öffnet die Türe der Rückbank, schnappt sich den Rucksack und schwingt ihn sich über die Schulter. „Kommst du?"

Skeptisch blicke ich mich um und zögere einen Moment, doch schließlich geben mein noch immer knurrender Magen und ich ihm nach und folgen ihm.

captured | ✓Where stories live. Discover now