Kapitel 3 -Entschuldigung-

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Schweißgebadet wachte ich auf und insgeheim wünschte ich mir, der gestrige Tag wäre nie passiert. Mich aus dem Bett quälend und nach draußen sehend, musste ich gegen die ersten Sonnenstrahlen, die mich blendeten blinzeln. Ich genoss die Aussicht, die ich aus der 25 Etage auf Tokyo hatte und musste leicht schmunzeln, als mir ein fiel, dass meine Wohnung fast komplett verglast war und ich nur in Unterwäsche meistens rumlief. Nur gut, dass es dieses Einwegglas war, was außen nur eine verspiegelte Front zusehen ließ. Und wie jeden Morgen steuerte ich die Kaffeemaschine an, doch ich hielt dieses Mal inne. Ich hatte mich echt wie das letzte Arschloch gegenüber Akai benommen, nur weil mir seine blöde Aussage nicht gepasst hatte, dabei redete er doch immer so mit mir, warum also war ich gestern nur so gereizt gewesen? Mein Blick blieb wieder an der Kaffeemaschine hängen und ich steckte sie, das erste Mal nach 3 Jahren aus. Ich musste echt professionell bleiben, ich durfte meine Gefühle nicht über meine Arbeit stellen, rief ich mir ins Gedächtnis und nahm mir zum ersten Mal, seit ich diesen verdammten Job angenommen hatte morgens einen Saft, sah in den Kühlschrank und fing an lauter gesunder Sachen in den digitalen Einkaufswagen unserer Firmen App zu legen, die der Kurierservice, dann besorgte und in die Wohnung brachte und sogar in den extra breiten Kühlschrank alles einräumte, damit ich mich ganz auf die Arbeit konzentrieren konnte. Zudem bestellte ich zum Mittagessen schon einmal, beim italienischen Restaurant um die Ecke, das Mittagessen vor, dass unten beim Empfang abgegeben und später zu mir ins Büro gereicht wurde, nach dem Ray die Lieferung kontrolliert hatte und auch probiert (es könnte ja vergiftet oder verwanzt sein, insgeheim glaubte ich einfach, dass er ein Vielfraß war). Frisch geduscht und angezogen machte ich mich also wieder auf dem Weg nach unten. Einen weiteren Tag im Dunkel sitzend, während ich auf mein Essen wartete, nur dieses Mal würde ich wohl nicht die nervige Stimme des Idiotien über die Lautsprecher vernehmen wie er genervt, den Rauch seiner Zigarette ausstößt. Wenigstens hatte ich noch Rei, dem ich jetzt meine volle Aufmerksamkeit schenken konnte. Dieser sportliche süße Typ von der Sicherheitspolizei, der immer freundlich zu mir war, selbst wenn er gerade unter Beschuss stand, war genau das Gegenteil, von diesem groben Vollpfosten und doch war mein Herz zwiegespalten. Ich wollte keinen von beiden verlieren. Ein letztes Mal schüttelte ich den Kopf, ehe ich mich dem Sicherheitsmann Ray widmete, der mich heute aber irgendwie verwirrt anstarrte, statt mich wie jeden Morgen schüchtern anzulächeln.

„Hab ich was in den Haaren? Oder etwa im Gesicht?" hakte ich bei dem verwirrten Wachmann nach, ehe ich mir dabei übers Gesicht und durch die Haare strich.

„Ein Salat zum Mittag und eine Flasche Saft, statt einem Kaffee, sagen sie mal Jess, sind sie krank, den abnehmen brauchen sie bei ihrer Figur doch nicht." Ich wurde bei diesen Worten leicht rot, er hatte ja auch eigentlich recht, es war unüblich für mich und von einer Diät brauchte ich gar nicht zu sprechen, ich hatte zwar einige kleine Kilos zu viel, allerdings schmeichelten die nur meiner Figur, statt ihnen wie diese Hunger-Models zu schaden. Verlegen fing ich an mit einer meiner Haarsträhnen an zu spielen, die mir bis zu meiner Brust gingen und verneinte seine indirekte Frage zur Diät und versuchte mich unauffällig von dem weiteren Gespräch zu drücken, doch schon mischte sich Tobi, der hinter mir stand bereits ein. Am liebsten hätte ich ihm echt gegens Schienbein getreten, doch ich ließ es bleiben. Also erklärte ich, dass ich mich in letzter Zeit von zu viel Kaffee und ungesundem Zeug ernährt hätte und mich daher nicht so wohl fühlte, ich wollte es zumindest für einige Zeit mit gesunden Dingen zu kompensieren versuchen.

Doch ehe ich endlich weiter gehen konnte, gab mir Ray noch ein kleines Packet und zwinkerte mir verschwörerisch zu. Verwirrt nahm ich es an und ging in mein Büro, nach dem ich in einem ungesehenen Moment Tobi eine Kopfnuss verpasste, weil er mich in eine peinliche Lage gebracht hatte. In meinem Büro legte ich alles zur Seite und fing direkt an zu arbeiten, dass Packet längst wieder vergessen, stürzte ich mich wieder in die Fallbearbeitung. Wie erwartet, bekam ich bis zum Mittag keine Nachricht von diesem Trottel, stattdessen meldete sich Rei Furuya bei mir und teilte mir mit, dass er als Bourbon sich wieder melden würde. Da ich eine von wenigen Personen war, die von der Schwarzen Organisation wusste, teilte ich ihm mit, dass ich dem kleinen Meisterdetektiv alles weiterleiten würde, was er mir schickte, also richtete ich einen geheimen Chatverlauf ein, zu dem nur Shinichi Kudo alias Conen Edogawa, Rei Furuya alias Bourbon und ich alias keinen coolen Decknamen vorhanden, hatte. Als ich anfing endlich meinen Salat zu essen (ich war ja skeptisch aber schlecht war das Hasenfutter eigentlich ja nicht) viel mir wieder das Packet ein und ich fing an es zu öffnen. Aus dem eher schmalen Päckchen fiel mir direkt eine Karte entgegen und eine noch kleinere Schachtel. Auf der Karte stand nur fein säuberlich, in einer makellosen Handschrift

„Ich hasse es wenn du mit diesem Kerl redest"

Geschrieben, ohne auch nur irgendeiner Erklärung dazu. Als ich jedoch die Schachtel öffnete, bekam ich fast einen Herzinfarkt, da lag echt ein etwas breiterer Armreif aus Platin drin und auf der Innenseite war das Wort „Sorry" eingraviert. Mit offenen Mund starrte ich den Armreif an und dann wieder auf den Zettel, erst jetzt beim zweiten Blick erkannte ich die Handschrift und kreischte im selben Moment vor Begeisterung auf. Tja, gut dass das Büro Schalldicht war, vermutlich hätte ich sonst das ganze Gebäude in Alarmbereitschaft durch mein Gekreische versetzt.

Er hatte sich bei mir entschuldigt und dann auch noch mit Schmuck, aufgeregt, fing ich im Büro an herum zu hüpfen und zog den Armreif auch direkt über mein Handgelenk, doch meine Freude hielt nicht lange an, den mir viel seine Nachricht wieder ein und ein breites Grinsen spiegelte sich wieder auf meine Lippen während mein Verstand mir sagte, ich müsste ja eigentlich auf ihn noch böse sein. Konnte es sein, dass der große Shuichi Akai, der Scharfschütze vom FBI etwa eifersüchtig war, doch auch dass Grinsen verging mir, als mir Akemi Miyano und Jodie Starling wieder einfielen. Akemi, war zwar tot, doch insgeheim wusste ich, das er immer noch an ihr hing und Jodie lebte noch und arbeite oft genug mit ihm eng zusammen und so neugierig ich bin, wusste ich, dass die beiden was am Laufen hatten, als er Akemi noch nicht kannte und ich wusste auch, wenn er körperliche Nähe suchte immer wieder zu Jodie ging. Wütend, eifersüchtig und traurig, setzte ich mich wieder an den Computer. Er empfand nichts für mich, er wollte einfach nur nicht, dass ihn jemand verlässt. Außerdem war da ja noch der Altersunterschied, kein Wunder, dass er mich immer wieder "kleine" nannte, für ihn war ich sicherlich nichts anderes als ein kleines Kind, das man mit Schmuck oder Spielzeug besänftigte, damit es einem verzieh. Ich stützte meine Ellenbogen auf den Tisch, legte mein Gesicht in meine Hände und schloss für einen Moment die Augen, dabei konnte ich das kühle Metall an meinem Handgelenk spüren, während ich ruhig durchatmete, Ich wollte nicht wegen so einem Idioten anfangen zu heulen, doch es gelang mir nicht. Ich schaffte es gerade mal so, dass die Tränen wenigstens nach einigen Minuten wieder versiegten und schickte ihm dann eine Nachricht, dass ich einverstanden war mit der Entschuldigung, ehe ich wieder anfing zu arbeiten. Er würde nie was für mich empfinden und es war albern, dass ich was für ihn empfand, in Wirklichkeit, war ich doch nur eine lästige Stimme am Telefon, die die gewünschten Informationen lieferte oder als Navigationssystem diente. Ich war ein Voyeur in seinem Leben, der ihn kannte aber er mich nicht und bei Furuya war es genauso, vielleicht, war das auch der Grund, warum ich die beiden immer beim Nachnahmen nannte, damit mir die Tatsache bewusst blieb, dass ich eigentlich nicht existierte, sondern nur eine imaginäre Stimme war, wobei sie eigentlich noch nicht einmal meine richtige Stimme kannten, denn die übermittelte war immer leicht verzehrt. So glücklich mich auch die Entschuldigung gemacht hatte, so schnell war ich zurück in die Wirklichkeit geholt worden und als wäre das nicht genug, kam auch schon die nächste Anfrage von Akai rein. Ich war nichts als ein Werkzeug für sie.

Ein Leben mit Akai und Bourbon ✔Where stories live. Discover now