Kapitel 20 | sirens

Beginne am Anfang
                                    

„Habt ihr mich deshalb ausgesucht?", platzt es aus mir heraus bevor ich nachdenken kann.

Der Mann auf der anderen Seite hält inne, bis er endlich antwortet. „Ich weiß nicht, wieso er dich ausgesucht hat."

„Er hat mich ausgesucht?"

„Denkst du wirklich, ich hätte bestimmt dich zu entführen und hier festzuhalten?" Nun, nach seiner Ansprache, dass ich ihn direkt ins Auge gefallen bin, offen gesagt ja.

„Hätte ich nicht den Blonden neben dir gesehen, der deine Hand gehalten hat, wäre ich vermutlich nach der Show zu dir gegangen und hätte versucht dich anzusprechen."

„Und dann? Hättest du mich dann entführt?", frage ich mit einem herausfordernden Unterton.

„Zoe, glaub mir doch endlich, ich bin es nicht, der dich hier festhält."

„Du bist aber auch nicht der, der mir hilft hier herauszukommen."

Schweigen seinerseits, wie ich es erwartet hatte. Natürlich antwortet er nicht darauf. Weil er ganz genau weiß, dass ich Recht habe. Ich seufze und lasse meinen Kopf gegen die Tür lehnen, schließe die Augen und lausche meinem eigenen, regelmäßigen Atem.

„Ich werde dich hier rausholen", höre ich nach einiger Zeit die Stimme auf der anderen Seite murmeln, doch ich kann ihrem Versprechen in diesem Augenblick keinen Glauben schenken.

„Geh schlafen, Zayn", murmele ich zu dem Dunkelhaarigen auf der anderen Seite, der bereits mehr als genug Alkohol für uns beide hatte.

„Wie soll ich schlafen, wenn du da bist und ich hier und ich alleine bin und du nicht in meinen Armen und es einfach sich falsch anfühlt, wenn ich nicht bei dir bin?"

„Weißt du, dass mir das weh tut, was du da machst?" Ich bin gleichzeitig berührt, aber auch furchtbar wütend. Er kann mir nicht diese wunderschönen Sachen sagen, von denen er weiß, dass sie mich nicht kalt lassen werden, und mich dann hier alleine drin verschmoren lassen. Er kann mich nicht behandeln als würde ich ihm etwas bedeuten und dann trotzdem mir nicht helfen. Das kann er nicht machen.

„Kann ich zu dir? Ich, ich meine zu dir rein."

Ich nicke, bevor ich realisiere wie dumm das ist, weil er mich natürlich nicht sehen kann und antworte schließlich mit einem zaghaften „ja", bevor ich mich aufrappele und vor der Türe Platz mache. Meine Beine zittern vor Schwäche als ich stehe, der Grund, wieso ich mittlerweile nur noch sitze oder liege. Anfangs bin ich manchmal noch auf der kleinen Fläche herumgelaufen oder habe wenigstens gestanden um meine Füße zu vertreten, doch mittlerweile spüre ich, wie mein Körper immer träger wird und ich schwächer und schwächer werde.

Als Zayn die Tür aufschließt und hereinkommt scheint auch er schnell zu bemerken wie schwach ich auf den Beinen bin, spätestens dadurch, dass ich mich an der Wand neben mir abstützen muss, und sein Arm schlingt sich schnell um meine Hüfte und hält mich in einem festen Griff. Es scheint Nacht zu sein dem spärlichen Licht zu urteilen, welches durch den Türspalt fällt. Wäre ich nicht so schwach hätte ich hindurch flüchten können, doch so oder so wäre Zayn vermutlich schneller als ich gewesen.

„Geht's?", fragt er und mustert mich besorgt, während ich meine Hand, mit der ich mich vorher an der Wand abgestützt habe, nun um ihn lege.

„J-ja, danke", murmele ich, er sieht mich zwar noch immer besorgt an, sagt jedoch nichts weiter und hilft mir stattdessen mich wieder zu setzen. Bevor ich überhaupt nachdenken kann zieht er mich zwischen seine Beine, damit ich dort Platz nehme und er drückt mich mit dem Rücken an seinen Oberkörper, während seine Arme sich um meinen schmiegen. Von seiner Brust geht eine Hitze aus, die meinen Rücken angenehm wärmt, und ich kann das Heben und Senken seines Brustkorbs beim Ein- und Ausatmen spüren.

captured | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt