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Ich setze mich hin und sage ,,Hallo,, in die Runde, wobei ich mich echt unwohl fühle.
Das  andere Mädchen, nicht  Nalani , fragt nach seinem Tag, man bestellt Tee und lacht.
Der Moment vorhin scheint in vergessenheit zu geraten, nur ich kann ihn im Kopf nicht los lassen. Still sitze ich da und merke wie wenig ich Teil von ihnen bin, aber ich bin ja schließlich erst zum zweiten Mal da. Zoe hätte die Aufmerksamkeit auf sich gezogen und alle hätten sie ihr nur all zu bereitwillig gegeben. Ich bin aber nicht sie. Generell werde ich wohl nie so sein.
"Willst du auch Keckse", wendet Simon schließlich sein Wort an mich und das Mädchen, das gestern mit Nalani getanzt hat, holt welche aus der Tasche, ich bin baff. Man macht sowas doch nicht, aber es scheint niemanden zu stören, die Kellnerin bringt uns neuen Tee, sieht unser Essen, lächelt:"Darf ich auch einem?"
Simon reicht ihr die Packung und sie nimmt sich eins, an ihren Arm ist ein Regenbogenarmband, generell sind hier viele davon zu sehen. Komische Deko, fast wie die von einem Kindergeburtstag. Die Kellnerin bedankt sich, richtet sich auf und wirft damit ihre langen roten Haare über die Schulter.
Sie ist wirklich schön aber nicht so schön wie.... Mein Blick schwirrt durch die Runde, sucht , findet und  bleibt  an jener hängen. Nalani  liest mal wieder und trotzdem beteiligt sie sich am Gespräch, ihre Stimme ist so schön ruhig, sanft und doch klar. Ich könnte ihr Stunden zuhören wie  meiner Lieblings Vorleserin von Hörbüchern. Sie trägt wieder einen dießer viel zu großen Pullies und es sieht süß  aus.
Ich spühre mit der Zeit den Geist der hier verströmt wird, der von Freundschaft, doch ich bin trotzdem kein Teil davon. Früher, im Kindergarten, hatte ich meine eigene "Bande", eine Gruppe, die sich um mich versammelten und ich war die Queen. Doch das war und nichts davon ist geblieben, ich habe so lange versucht nicht mainstream zu sein, bis ich teil dieser Bewegung wurde und dadurch wieder mainstream war. Verstehst du was ich meine? Wir versuchen so oft besonders zu sein, obwohl wir doch alle einfach Menschen sind. Ich denke ich bin nicht mehr besonders. Ich bin eine von den vielen die sich verloren haben, noch bevor sie sich finden konnten. Doch Nalani ist anders. Sie ist, nein sie wirkt so unglaublich selbstbewusst. Sie muss sich nicht verstellen, muss nicht versuchen irgendwen zu gefallen. Entweder man mag sie oder man hat Pech. Und genau als ich das dachte sieht Nalani mich kurz an und irgendwas undeutbares liegt in diesen Augen.

"Und Mia, was machst du am Wochenende", zerbricht Simon, der seinen Arm mittlerweile um Jasper geschlungen hat,  den magischen Moment, der wahrscheinlich kein solcher  war. Ich räusper mich. "Ehrlich gesagt, ich habe nichts wichtiges vor", meine Stimme klingt eingerostet und Jasper lacht. Er lacht oft , vor Allem in der Nähe von Simon.
Die beiden schienen sich wohl echt gut zu verstehen, so nah wie sie sich waren und so viel wie sie zusammen redeten.
"Dann komm doch mit uns mit", schlägt das  Mädchen, dass mit Nalani getanzt hat, vor und reißt mich damit aus den Gedanken.
"LIV", Nalani kichert,"Sie weiß doch nicht wohin wir überhaupt gehen"
Dann wendet sie sich wieder ihren Buch zu. Ich versuche einen Blick auf das Cover zu erhalten, doch sie dreht es von mir weg.
"Staatsgeheimnis, Neuling", gibt sie von sich, es klingt nicht nett, eher als würde sie sich verteidigen und trotzdem scheint es keinen zu stören.
"Wir gehen zum See", erklärt  Simon schließlich und löst sich von Jasper um Wasser zu bestellen.

Es gibt Menschen, vor den man einfach Respekt hat, Menschen die nur eine Sekunde im Raum sein müssen um gesehen zu werden. So jemand ist Zoe und auch Nia, meine andere Freundin, ist so und irgendwo zwischen den Giganten bin ich, ein Zwerg, was das Zwischenmenschliche angeht. Ich glaube, wir sind nur aus Gewohnheit befreundet, weil man sowas halt nicht aufgibt, wie diese Ehepaare, die sich schon längst nicht mehr lieben.Und trotzdem bleiben sie sich treu, weil sie das schon immer getan haben und wieso sollte man damit aufhören.  Du kennst doch auch so jemanden oder?
Es ist Pause und irgendiwe versuche ich wie die letzten Wochen einfach in der Masse abzutauchen, was mir andscheinend nicht gelingt.
"Mia", Zoe sieht mich durchdringend an und irgendwo in ihrem Blick soll sowas wie Besorgnis liegen, zumindest versucht das hinein zulegen, aber das Einzige was raus kommt ist Verachtung. Mein Körper spannt sich an, ich bin nicht bereit, nicht jetzt nicht hier. "JA", ich piepse, klinge wie eine verängstigte Maus, die ich wohl bin.
"Wieso gehst du uns aus dem Weg", sie ist ruhig, wie ein Raubfisch und tatsächlich, ich habe versucht ihnen aus dem Weg zu gehen.
"Ich weiß nicht..", murmle ich, obwohl ich es ganz genau weiß.
Am liebsten würde ich sie anschreien und sagen, dass sie nie da waren für mich, nicht in den letzten Wochen, als Oma starb und auch nicht davor. Ich möchte sagen, dass unsere Freundschaft eine Fraß ist, eine schlecht aufgeführte Komödie, so schlecht gespielt, dass die Zuschauer schon in der Mitte des Stückes gehen.
Aber ich schweige, beiße mir auf die Lippe.
Meine Zähne bohren sich in das Fleisch und es tut weh, aber ich mache weiter bis sie bluted und ich den metallischen Geschmackt schmecke.
"Mia", beginnt Nia und beugt sich leicht vor,"wir wollen doch nur das Beste für dich"
Ich atme tief ein, ein und aus und ein...
"Ich will nicht mehr..",stoße ich aus und fixiere die beiden mit meinen Augen.
"Was willst du nicht mehr? Leben? Nur weil deine Oma tod ist? Komm schon", Zoe beginnt zu lachen und eine Reihe perfekter Zähne entblößen sich.
"Nein", antworte ich tonlos,"Ich will nicht mehr mit euch befreundet sein"
Stille. Die beiden sehen sich an, dann mich, als ich schweige brechen sie in ein lautes schallendes Lachen aus.
"Darling, heute ist nicht der erste April", prustet Nia und ich schlucke.
"Ich meine es ernst", sage ich und  schaue böse, was die beiden nur noch mehr zum lachen bringt, sie krümmen sich mittlerweile und Zoe hält sich ihren flachen Bauch.
"Schätzelein", stößt Nia nach Luft ringend aus," Du meinst es ... Hahaha... nicht ernst... haha ... dass wissen wir"
Langsam beginne ich wütend zu werden, es ist erst ein leichtes grummeln und steigt an zu einen Sturm. Mein Bauch zieht sich zusammen und Zorn ballt sich in meiner Brust, umschließt mein Herz wie eine eiserne Faust. Ich stehe in Flammen, will brüllen und verstehe endlich, wieso Oma so ein Schreihals war. Sie hatte einen Tumor, den niemand entdeckt hat, im Gehirn und angeblich hat der ihre ganze Liebe "aufgefressen", am Schluss war nur noch wenig davon übrig geblieben.
Zoes Hand landet auf meiner Schulter:
"Also, was ist los Honey? Hast du dich endlich in einen cuten Boy verliebt und weißt nicht, wie du damit umgehen sollst?"
"Wir sind doch für dich da", fügt Nia hinzu.
"NEIN", fauche ich und beide weichen einen Schritt zurück.
"Hey hey",  Zoe versucht beruhigemd zu wirkend,"Kein Grund so zu fauchen"
"Doch", ich sehe ihr tief in die Augen.
4 Sekunden verstreichen, dann weitere 2 und sie beginnt unruhig zu werden, da ich keinen Moment meinen Blick von ihr wende, sie anstarre und sie nichts anderes kann, als zurück zu starren.
Menschen sehen einander normalerweise 3 Sekunden in die Augen, 5 sind flirten, danach wird es unangenehm.
Sie reißt ihren Blick los.
"Psycho", stößt sie aus, dann fängt sie sich wieder,"Sry, war nicht so gemeint"
Ich atme tief ein: "Nia? Zoe?"
Beide sehen mich an und das erste Mal seit Jahren kommt es mir vor, als würden sie wirklich mich sehen und nicht nur einen Lakaiin.

Dann kamst duWhere stories live. Discover now