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Irgendwann kommen sie wieder zu uns und Nalani umarmt Jasper lange.
"Lass mich raten", sie macht eine gewichtige Pause,"Du warst noch nie hier,oder?"
Ich nicke und ein so bescheuertes Grinsen schleicht sich auf meine Lippen, dann ignoriert sie mich weiter. Ich überlege krampfhaft, ob mir etwas geistreiches einfällt, irgendwas, dass ihr Aufmerksamkeit auf mich lenkt, doch mein Kopf ist leer.
Sie reden, über gestern, heute und morgen, über Zeiten, die keiner von ihnen je erlebt hat und über ein Leben, das es nie geben wird. Der Junge mit dem roten Haar scheint Simon zu heißen und jedes Mal, wenn er lacht sieht man  kleine Grübchen in seiner Wange. Meiner eigentlich besten Freundin, Zoe, würde das doch sicher gefallen. Sie würden gut zusammen passen, den Schönheit zieht sich an, oder so.
Manchmal wuschelt Nalani ihm durchs Haar, dann kuschelt sie sich wieder an Jasper, der den Arm um sie gelegt hat.
"Wo hat Jasper dich eigentlich aufgegabelt?", erkundigt sich Simon und lächelt leicht, die Worte klingen freundlich.
Ich zucke mit den Schultern:"An der Bushaltestelle"
Jasper lacht leise:" Du hast  vergessen etwas zu erwähnen, Mia"
Ich starre auf meine Finger, zupfe an meinen Nägeln.
" ich war auf dem weg zum Friedhof", nuschle ich," Meine Oma ist vor paar wochen gestorben. Jasper hat mich noch begleitet"
Als ich den  Blick hebe ruhen Nalanis braune Augen auf mir, sie mustert mich.
" das tut mir leid", und diesmal ist weder Spott noch irgendwas anderes als trauer darin zu hören.
"Sie war ein toller Mensch, anstrengend aber auf ihre Art toll", sag ich noch, dann versuche ich das Thema zu wechseln," Was ist eure Lieblings Musik?"

Sie spielen  "Uptown Funk" und Nalani springt auf, zieht das Mädchen neben ihr, das mir bis jetzt kaum aufgefallen ist hoch und beginnt zu tanzen.
"Das ist eines meiner Lieblings Lieder", sagt sie bevor sie das Mädchen elegant, tanzend auf die andere Seite des Raumes führt. Anders als bei dem Tanz zuvor scheint sie wild zu sein, wie ein Wirbelsturm fliegt sie über die Tanzfläche die andere ihr hinter ihr her. Immer mehr Gäste werden in ihren Bann gezogen, nähern sich den Geschehen, bis bei ihnen kaum noch Platz ist. Zum Beat passend bewegen sie ihre Hüften, klatschen in die Hände und, ja, es ist ihnen egal, was irgendwer denken könnte. Es zählt nichts, außer der Moment, außer dem Jetzt. Auch die anderen stehen auf, tanzen in paaren oder alleine und lachen.
Nur noch Jasper sitzt bei mir und grinst leicht.
Nalani sieht beim Tanzen immer wieder zu mir und lächelt dabei kurz, dann versinkt sie wieder in ihrem Tanz.

Als ich das Cafee verlasse ist es berteis dunkel und wie Diamanten funkeln die Sterne über mir. Nein, ich gehöre eigentlich nicht zu diesen Kitsch-Mädchen, und dennoch, ich kaann das Lächeln beim Anblick dieser Schönheit auf meinen Lippen nicht leugnen.
Dad ist schon im Bett und Mama sitzt in ihrem Büro, als könnte Arbeit Gefühle töten.
Ich koche Tee, klopfe an ihrer Tür und bringe ihr eine Tasse davon. Auf ihren schmalen Lippen liegt ein leichtes Lächeln und unter ihren blauen Augen zeichnen sich deutliche Augenringe ab. "Danke, Mia, danke", sie haucht mir ein Kuss auf die Wange. Ihre normalerweise immer perfekt sitzenden schwarzen Locken sind fettig und ich rieche auch nicht Lavendel, wie sonst in ihrer Gegenwart.
"Ich habe sie gehasst", flüstert sie irgendwann und kleine Tränen laufen ihre Wangen hinab. Und es stimmte, Oma und Mama hatten immer ihre Differenzen, Machtkämpfe und wenn es zum Krach kam, hatte Oma ihr immer zu viel an den Kopf geworfen.

Dann kamst duWhere stories live. Discover now