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"Ich will das nicht mehr", wiederhole ich mich und diesmal lachen sie nicht,"Ich will nicht mehr mit euch befreundet sein"
Zoe schnappt nach Luft, als wären die Worte erst jetzt bei ihr angekommen und ihr liebliches Gesicht verzieht sich zu einer wütenden Fratze.
"Wie kannst du nur", faucht jetzt sie und Nia nickt beipflichtend,"Wir haben alles für dich getan, waren immer gute Freunde, haben deinen Mist immer mit angehört, deine langweiligen Geschichten!Wir waren für dich da und du willst plötzlich nichts mehr mit uns zu tun haben? Nach allem was wir erlebt haben?"
"Du willst einfach so unsere Freundschaft kündigen? Sind wir dir nicht mehr fein genug? Wir haben dich getröstet und dich aufgenommen, obwohl du einfach nur uncool  bist", fährt Nia fort und sieht mich abschätzig an,"Und wir haben deine Oma ertragen, diese-"
Mir wird schlecht, das letzte trifft mich, ich weiche zurück.
"Stopp", zischt jemand hinter mir und Nia und Zoe fixieren einen Punkt hinter mir.
"Ist sie der Grund? Setzt siw dich unter Druck? Ist die da im ernst jetzt deine neue BFF? Kapselt sie dich ab?", besorgt sieht mich Nia an und Zoe streck die Hand aus.
Schallendes Lachen ertönt hinter mir und es kommt mir sehr bekannt vor, als ich mich langsam umdrehe, sehe ich Nalani hinter mir, den Kopf erhoben, eine gebieterische Miene  aufgesetzt.
Sofort entspanne ich mich, lehne mich nach hinten und spüre ihre Arme, die sie  um meine Schulter legt.
"Alles ist gut", whispert sie und sieht dann zu den anderen, "Die sind nicht mal einen Streit wert"
Sie nimmt meine Hand und dreht mich um, ich höre noch kurz Zoes ungläubiges Schnauben, dann sind wir weg. Ihre Hand fühlt sich gut an in meiner, warm und ein bisschen schwitzig, aber gut. Mein Körper kribbelt leicht und als sie mich loslässt, fühl ich mich als hätte ich was verloren.
Nalani sieht mich an und Sonne fällt durch ein Fenster der Aula in ihr Gesicht, wodurch ihre Augen leuchten. Die blonden Haare wirken fast weiß in dem hellen Licht und ich kann mir nicht helfen, ich würde sie am Liebsten ewig so ansehen.
Sie lächelt leicht, dann räuspert sie sich und mir fällt auf, wie unhöflich ich war und starre auf den Boden.
"Verdammt", murmle ich, hebe den Kopf und sehe in ein grinsendes Gesicht.
"Du starrst mich echt gerne an?",lacht die Blonde und Blut schießt in meinen Kopf.
"Du bist halt echt schön", rutscht es mir raus und ich würde mir am liebsten auf die Zunge beißen.
Nalani kichert und ich muss allein von den Klang lächeln.
"Danke",sage ich schließlich und ich sehe, dass sie weiß,dass ich von ihrer "Rettung" aus der unangenehmen Situation vorhin rede.
"Gerne"
"Ich wusste gar nicht, dass du auf meine Schule gehst", gebe ich schließlich zu, einfach weil ich das Gespräch nicht beenden will.
"Ich besitze einen Tarnumhang", scherzt sie , dann unterbricht sie sich selbst,"Nein, man sieht mich einfach nicht oft, weil ich immer in der Bibliothek bin"
Wir gehen langsam los, in den Keller und schließlich in einen Raum, in dem ich in der 5 ten das letzte Mal war: die Schulbibliothek.
Der Raum ist riesig, voll an Bücherregalen und von künstlichen Licht erhellt, es gibt sogar zwei Fenster, weil unsere Schule auf einen Hang gebaut ist.
Nalani und ich betreten das Zimmer und ich erinnere mich an Zoes Worte:
"Bücherein sind nur Orte für Nerds die ihr Leben nicht in Griff haben"
Ich habe ihr lange geglaubt, aber jetzt, da ich hier stehe, klingen die Worte absurd und es scheint mir, als hätte jeder Büchereibesucher dieser Welt sein Leben mehr in Griff als Zoe und Nia zusammen.
Jasper sitzt hinter dem Thresen und leiht einen kleinen Jungen gerade ein Buch aus.
"Jippie",brüllt plötzlich jemand und Simon erscheint, ein Buch in der Hand:"Ich habe endlich 'Love,Simon' gefunden"
Liv reißt es ihm aus der Hand und beginnt darin zu blättern:"Tatsächlich 'Nur drei Worte' ist einfach nur ein anderer Titel"
Ich verstehe... nichts.
Dann hebt Jasper den Kopf und grinst breit:
"Nalani, schön, dass du Mia mitgebracht hast", dann sieht er mich an,"Sei willkommen"
Sie schnaubt leicht:"Ich musste unseren Neuling retten" und in dem Moment weicht jegliche Verbundenheit, die ich zuvor noch gefühlt habe, einem Gefühl von Trauer, ich bin immer noch die Fremde.

Nach der Schule fahren wir alle zusammen zum Caffe. Als ich den Laden betrete fällt mir ein kleines Schild im Schaufenster auf, es Zeigt ein regenbogenfarbenes  Herz mit einem Buchstabensalat darin. Aber bevor ich fragen kann, was es bedeutet, fragt Liv mich schon:
"Hast du eigentlich Geschwister"
Ich schüttle den Kopf und sie beginnt von ihrem Bruder zu erzählen.

Dann kamst duOpowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz