Kapitel 23 ~RÜCKBLICK - Part 2~

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DENISE P.o.V
RÜCKBLICK - Part 2

"Sariel!", stieß mein Bruder erschrocken aus, „Bist du dir wirklich sicher? Du musst das nicht tun."
Der Dämon hingegen lächelte mich leicht an. Etwas verstört blickte ich von ihm zurück zu meinem Bruder.
Erschlossenen entgegnete ich: "Ich weiß, dass ich es nicht tun muss, aber manchmal muss man sich für das Wohl anderer opfern. Du weißt wir brauchen diese Informationen. Das Leben unserer Geschwister hängt davon ab. Ein kleines Versprechen gegen das Leben vieler. Das ist kein großes Opfer, dass wir bringen müssen."
Misstrauen blitzte in den Augen meines Gegenübers auf. Er wollte nicht, dass ich dieses Versprechen einging. Das erkannte ich in seinem eisigen Blick. Aber er musste wohl oder übel zustimmen. Da hatte er keine Wahl.
"Sariel, bist du dir sicher?", wiederholte er sich, mit einem tiefen, stechenden Ausdruck in den Augen. Zustimmend nickte ich kurz und legte die Stirn in Falten.
Eine große Freude war dieses Versprechen auch mir nicht, aber es war der Wille unseres Volkes den ich hier ausführte, also war es richtig.
Heiter lachte der Dämon neben uns auf und lenkte somit seine Aufmerksamkeit wieder auf sich.
"Also diese Sicherheit kann ich akzeptieren.", willigte er begeistert ein, "Ein Versprechen von einem Engel und noch dazu von einem so hübschen Exemplar. So viel Vergnügen hatte ich seit langem nicht mehr. Ihr müsst wissen, die Hölle ist ein furchtbar langweiliger Ort. Tag ein Tag aus, nur Auspeitschungen und Folterungen . Tag, für Tag, für Tag..."
"Schluss damit!", fuhr mein Michael dem Dämon dazwischen, "Wir sind nicht hier um uns deine Geschichten anzuhören. Sprich jetzt endlich!"
Verschmitzt wandte Paymon sich zu mir um. Sein Starren erschien mir irgendwie suspekt und ich hatte das Gefühl seinen gierigen Augen entkommen zu müssen.
"Ah, ah, ah... Noch sind wir nicht so weit! Ich will den Schwur!", widersprach er mit seiner rauen, aufbrausenden Stimme, während er unseren Augenkontakt nicht für eine Sekunde unterbrach.
Ich wusste, dass er erwartete, dass ich den Blick vor ihm senkte, aber da hatte er sich mit dem falschen Erzengel angelegt. Für mich war das ein Zeichen von Schwäche. Niemals würde ich diese Höllenbrut gewinnen lassen.
Gelassen trat ich noch ein paar Schritte auf die Liege zu, an der der Dämon fixiert war. Bei genauerem Betrachten erkannte ich erst wie viele Pentagramme sich auf den Fesseln befanden. Wahrhaftig, ohne fremde Hilfe kam er hier nicht raus.
"Nun gut!", stimmte ich ihm tonlos zu, "So soll es sein."
Grob packte ich seinen Arm und zog ihn etwas nach oben, zu mir. Lüstern schmunzelte er vor sich hin, was mir einen kalten Schauer über den Rücken jagte.
"Ein Mädchen das Initiative ergreifet. Das mag ich. Das hat Klasse.", raunte er, während er mir schamlos zu zwinkerte.
Etwas wütend kräuselte ich meine Lippen, erinnerte mich aber wieder daran, wieso ich überhaupt hier war. Langsam schloss ich meine Augen. Ich konzentrierte mich auf die Macht, die durch meine Hände in den Dämon überging.
Keine sichtbare Macht. Sie war viel komplexer, nicht greifbar.
"Dies ist ein Versprechen des Himmels.", murmelte ich wie in Trance auf Henochisch, „Das Band der Tugend möge sich um unsere beiden Hände legen.
Dies ist ein Versprechen des Himmels. Dies ist heilig. Ich, dritter Erzengel, Sariel der Name, gelobe diesen Dämon zu schützen und mit all meiner Kraft zu verteidigen. Dies ist ein Versprechen des Himmels. Dies ist heilig. Dies ist Gesetz."
Als die letzten Worte meine Lippen verließen, legte sich ein warmer, blau leuchtender Schleier, aus Rauch über unser beider Hände. Ich konnte ihn nicht sehen, aber ich spürte, dass er da war.
Vorsichtig öffnete ich meine Augen und wagte einen Blick zu dem Höllendämon, der fasziniert die Rauchschwaden beäugte, die sich nach und nach wieder verflüchtigten.
"Das. War. Beeindruckend.", schwadronierte er, während er versuchte mit seinen festgebundenen Händen zu applaudieren.
Ich erkannte an Michael's Mimik das er nicht länger auf seine Information warteten wollte, also ergriff ich nun das Wort: "Wie dem auch sei! Wir haben unseren Teil der Abmachung erfüllt, zahl nun deinen Tribut und du bist frei."
Breit lächelnd sah mich der Dämon an.
Ja. Eindeutig. Ich konnte diesen Kerl nicht ausstehen.
"Du hast recht, Engelchen.", feixte Paymon, über sich selbst amüsiert, "Nun gut, ich erzähle euch alles was ich weiß. Ich war einer der engsten Vertrauten von Lucifer. Man könnte sagen, ich wäre sein Michael gewesen. Ich war der Lord der Hölle. Mächtig und allseits beliebt und gefürchtet.
Aber dann wurde der liebe Lucie in seinen kleinen, süßen Käfig gesperrt und ich war nicht mehr ganz so beliebt da unten. Jetzt herrscht dort unten Chaos. Ich habe lediglich versucht wieder etwas Ordnung nach dort unten zu bringen, aber irgendwie hat es ihnen nicht wirklich gefallen, dass ich nun Lucie's Posten übernehmen wollte.
Also bin ich bei der nächsten Gelegenheit raus und hier sitze ich nun. Mir ist natürlich klar gewesen, dass die mich wieder haben wollen. Am besten Tod. Aber zu meinem Glück werden sie meine Knochen niemals finden. Dadurch bleibt nur noch die Möglichkeit mich so in die Hände zu bekommen.
Schlussendlich kam ich zu der Erkenntnis, dass ich nicht ewig vor zwei Parteien davon laufen kann, weshalb ich nun hier bin."
Schon langsam wurde mir so einiges klar. Natürlich hatte er sich festnehmen lassen.
"Ich verstehe! Du willst also im Grunde genommen nur, dass wir die blutige Arbeit für dich verrichten. Denn wenn du uns die Informationen gibst, wird sofort ein Aufgebot von Engeln diesen Widerstand niederschlagen und du kannst in der Hölle regieren, wie es dir passt.", unterbrach ich ihn zögerlich.
Begeistert nickte der Dämon, wobei ich befürchte, dass seine Hülle womöglich ein Schleudertrauma davon trug.
"Bingo! Nun weiß ich auch warum du das Lieblingskind bist, Sariel!", züngelte der, wobei er meinen Namen  zischte, fuhr jedoch sofort mit seinen Schilderungen fort, "Aber wie auch immer. Sie planen die Beliale frei zu lassen, und ihr wisst doch... die Wächter der Schlüssel können überall hin... Überall."
Es schien mir als vergingen Stunden der Stille bis Michael schließlich sein starke Stimme erhob: "Die Dämonen wollen in den Himmel? Das ist unmöglich! Das ist undenkbar!"
Unbeeindruckt und fast schon gelangweilt konterte Paymon: "Mit den Belialen nicht! Haben sie erst einmal diese verpeilten Schlüsselschützer, wird sie nichts mehr aufhalten in den Himmel zu marschieren und dort Cocktails zu trinken, während du, Michael, im Damentanga deine sexy Hüften schwingst.
Ich an eurer Stelle würde mich beeilen. Sie haben schon einen gewaltigen Vorsprung. Glaube mir, Michael. Die Uhr tickt. Hörst du sie nicht, Michael? Hörst du sie? Tick, tock, tick, tock,..."
Genervt von dem stetigen, sinnlosen Geschwafel des Dämons, verdrehte mein Bruder seine Augen.
"Wie können wir sie aufhalten?", erkundigte er sich zornig.
Siegessicher hob Paymon seinen Kopf, sodass er uns in die Augen sehen konnte. Diese Bewegung sah jedoch etwas seltsam aus, da sein Hals immer noch mit Halskrause an der Liege fest gemacht war.
"Zu eurem Glück war ich unteranderem auch, der Schlüsselwächter, der den Schlüssel beschützte mit dem man zu den Schlüsselwächtern kommt. Und hier ist er auch schon.", murmelte er voller Elan, während er mit seiner linken Hand, die er irgendwie unbemerkt aus den Fesseln bekommen hatte, etwas Silbernes hervor holte.
Skeptisch zog ich eine Augenbraue nach oben und folgte jede seiner Bewegungen.
"Ihr habt einen Schlüssel, für die Schlüsselwächter, die die Schlüssel für alles bewachen?", erkundigte ich mich irritiert.
"Ob du es nun glaubst, oder nicht, aber wir hatten den Schlüssel in einem Save, für welchen wir ebenfalls einen Schlüssel benötigten.", erzählte er stolz, "Meine Idee!"
Bei seinen letzten Worten nickte er noch angeberisch mit dem Kopf. Unterdessen nahm Michael das silberne Ding aus den Händen des Dämons, wohl darauf bedacht ihn nicht zu berühren.
"Dieses kleine Stückchen Metall muss nur noch vernichtet werden und ihr werdet niemals wieder Ärger mit den Belialen haben. Aber um nicht unhöflich zu sein, werde ich euch diese Aufgabe überlassen und hiermit wäre auch meine Arbeit hier getan. Also, wenn ihr nun gütiger Weise die Fesseln lösen würdet.
Wie gesagt, hab ich um 18.00 Uhr Thaimassage. Ich habe einen ziemlich verspannten Rücken. Su-Lin hat zwar ziemlich kleine, aber überraschend starke Hände. Eurem Vater sei gedankt, dass er Japaner mit kleinen Händen erschaffen hat.", plapperte er wieder, ohne Pause zu machen vor sich hin.
Ich wollte gerade einen Schritt weiter zu der Liege gehen um die restlichen Fesseln lösen, als Michael mich plötzlich zurück hielt.
Verwundert schaute ich zu meinem Bruder auf. Dieser schüttelte nur leicht den Kopf und schob mich durch den Raum. Ebenso verwirrt beäugte der Dämon dieses Schauspiel. Als wir schließlich vor der Tür angekommen waren drehte sich mein Bruder zu Paymon um.
Verschlagen lachte er den Gefangen an: "Du dachtest doch nicht wirklich, dass wir dich freilassen und dann auch noch beschützen würden. Du, mein lieber Freund, bist nichts wert. Ich befreie die Welt von dir. Du! Du bist Abschaum den selbst die Hölle nicht mehr haben wollte!
Jachil! Imriel! Bringt ihn in den Peccatorium... "

The Return of the Goddess - Supernatural       ~\~Dean Winchester Where stories live. Discover now