Kapitel 8

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DEAN P.o.V

„Ich werde Pizza holen gehen. Es war heute ein langer Tag, wir sollten uns ausruhen.", meinte Denise, kurz nachdem sie den Raum betreten hatte.
Pizza!
Zuerst der Chevrolet und jetzt Pizza. Schon langsam schien ich dieses Mädchen doch zu mögen. Zumindest ein bisschen. Aber etwas stimmte mit ihr ganz gewaltig nicht.
Woher kannte sie Castiel?
Was hatten sie besprochen?
Sie verheimlichte uns etwas!
Schnell drehte sie sich um und verschwand aus der Tür, wobei ihre Haare hin und her schwankten. Bei Castiel blieb sie allerdings kurz stehen. Intensiv sah sie ihm nochmal in die Augen und strich dabei mit ihren Fingern über seine Hände. Dann verließ sie wortlos das Hotelzimmer.
Was war denn das bitte?
Eilig schaute ich zu meinem Bruder hinüber. Dieser blickte ebenfalls zu mir. Er hatte diese Geste ebenfalls bemerkt. Sammys Augen weiteten sich, genau wie die meinen.
Castiel stand immer noch so da wie zuvor.
„Ammm... Castiel was sollte das gerade?", erkundigte sich mein Bruder etwas unsicher.
Verwirrt sah der Engel uns mit seinem so typischen Blick. Als ob er es nicht wüsste was wir meinten. Dumm waren wir nicht.
„Ich weiß nicht was du meinst, Sam.", erwiderte er nur unschuldig.
Dieser Engel konnte nicht lügen! Ich atmete einmal auffällig auf, tat ein paar Schritte zu ihm und lehnte mich an der Wand an. Ich versuchte meinen vorwurfvollsten Gesichtsausdruck aufzusetzen.
„Jetzt rück schon mit der Sprache raus Cas! Sag es uns.", meinte ich mit einem etwas bedrohlicherem Ton als gedacht, doch auch dies schien nichts zu nutzen, denn er wandte sich nur von mir ab.
Stumm schüttelte er den Kopf.
Was sollte denn das? Warum war er den nun so verschlossen, ja schon abweisend. Das war doch nicht normal. Was verheimlichte er uns nur?
„Das kann ich nicht! Das ist nicht möglich.", wiedersprach er uns ruhig.
Zweifelnd sah ich Sammy an. Ihm schien das gleiche durch den Kopf zu gehen wie mir.
Hier war etwas faul! Und zwar so richtig. Aber was? Was konnte nur mit unserem Freund und der Zicke los sein, so dass sie alleine in einem Raum Dinge beredeten die uns nichts angingen, obwohl wir am gleichen Fall arbeiteten.
Fassten wir mal zusammen:
Castiel war gerade von einem zugegebenermaßen heißen Mädchen gebeten worden unter vier Augen zu reden und anscheinend kannten sie sich schon länger. Und dann war da auch noch diese... sehr liebevolle Berührung. War es vielleicht möglich, dass...?
Nein!
Das war doch nicht Castiels Art. Er würde doch niemals..., oder vielleicht doch?
Aber was dachte ich den da? Selbst wenn, würde es mir doch nichts ausmachen. Schließlich war sie mir gänzlich unsympathisch, oder? Um Sammy musste ich mir hierbei Sorgen machen.
Der war doch so verknallt in unsere ach so tolle Partnerin. Also ob ich das nicht gemerkt hätte.
Diese Schmachtenden Blicke und dieses ständige Herumgeflirte. Sonst war das doch mein Part. Er war echt unmöglich. Sich so von unserem Job ablenken zu lassen.
Nun ja, zumindest wusste ich wie er sich fühlte. Verübeln konnte man es ihm jedoch wirklich nicht. Sie war eine sehr talentierte Jäger.
Das einzig störende war ihr Temperament. Ein biestiges, kleines Luder mit großer Klappe.
"Komm jetzt Castiel! Uns kannst du nichts vormachen! Sie arbeitet mit uns. Wir sollten es wissen. Schließlich müssen wir mit ihr leben!", versuchte mein Bruder ihn zu überreden.
Besorgt verzog der Engel seine Augenbrauen.
Er musterte uns von oben nach unten, als ob er prüfte, ob er uns vertrauen konnte. Mit seinen eisblauen Augen durchbohrte er uns schon fast, wirkte aber dennoch wie die Ruhe selbst.
Er atmete einmal schwer auf, wobei er hilfesuchend durch den Raum blickt und seinen hellbrauen Trenchcoat glatt strich.
„Heute noch, Castiel!", knurrte ich ihn an.
Er war echt unmöglich! So dickköpfig zu sein half doch keinem weiter. Uns nicht, ihm nicht und ganz besonders Denise nicht. Wenn wir nicht wussten, welche krummen Geschichten sie hinter unseren Rücken laufen hatte, konnten sie es auf der Stelle vergessen mit ihr zusammen zu Arbeiten. Es wäre eine zu große Gefahr nicht zu wissen, welche schmutzigen Geschäfte sie mit dem Himmel laufen hatte.
„Verstehe doch, Dean! Es liegt nicht an mir euch dies zu sagen. Es obliegt ganz alleine Denise. Sie-", wollte er uns beschwichtigen, doch Sammy schnitt ihm schon wieder das Wort ab: „Sie wird uns nichts sagen und das ist gefährlich für uns. Versteh doch, Castiel. Wir gehen dabei das Risiko ein, nicht sie. Das schlimmste was ihr passieren kann ist, dass wir nicht mehr mit ihr zusammen arbeiten wollen. Das schlimmste was uns passieren kann ist unbekannt und dieses Wagnis können wir nicht eingehen.
Du musst uns doch nicht alles sagen. Nur so viel, dass wir mit gutem Gefühl zusammenarbeiten können."
Eines musste man meinem kleinen Bruder lassen:
Er konnte gute Reden schwingen. Er war echt verdammt gut darin. Auch Castiel schien von dem überzeugt zu sein, was er soeben gehört hatte. Gut zu wissen, dass auch Engel gegenüber Sammys Charme nicht immun waren.
Fordernd sahen wir ihn an, aber er starrte nur mit seinem undefinierbaren Blick zurück, bevor er quer durch den Raum ging und sich auf einen Stuhl setzte. Mit einer Geste mit der Hand machte er uns klar, dass wir uns auf die Sessel ihm gegenüber setzen sollten.
Was sollte dieses Theater, bitte? Wollte er es uns nun sagen, oder etwa nicht? Schon langsam riss mir der Geduldsfaden.
Dennoch nickte ich mit meinem Kopf in die Richtung, wo der Engel sich niedergelassen hatte, und ging mit Sam darauf zu. Wenn er diese kleinen, mystischen Spielchen wirklich spielen wollte, na bitte, dann sollte er sie auch bekommen. Wenn er uns wenigstens die Wahrheit sagte!
Cas räusperte sich einmal setzte sich noch einmal auf, sodass er wie immer kerzengerade da saß.
„Denise, müsst ihr wissen, sie ist etwas besonders.", begann er zögerlich.
Sammy nickte interessiert.
„Ja, ja, ja, sie ist eine gute Jägerin und so, dass wissen wir alles schon.", stöhnte ich genervt.
Etwas wütend schaute mich Castiel nun an. Das konnte er also auch, nicht nur diesen verwirrten Irrenhaus-Blick. Jedoch schien er mir damit sagen zu wollen, dass er nicht gestört werden wollte, wenn er erzählte.
„Nein. Sie ist auf eine andere Weise besonders.", fuhr er mit seinen Erzählungen fort, „Sie ist nicht das wofür ihr sie haltet.
Eine große Macht ging einst von ihr aus. Eine enorme Kraft und eine Stärke, die kaum zu bändigen war.
Sie ist eines der zahllosen Kinder Gottes. Er schuf sie mit der Absicht etwas Gutes und Reines hervor zu bringen.
Sie war dazu bestimmt uns alle zu führen, aber nicht alles kann nach seinem Plan laufen...
Sie fiel, wie einst unser Bruder vor ihr. Ihr Verrat war nicht gleichzusetzen, mit dem was er tat,... doch sie entschied sich aus dem freien Willen heraus zu gehen und sich ihrer Strafe anzunehmen.
Sie ging von uns und fiel. Sie war eine Kriegerin Gottes, nun ist sie ein gefallener Engel in der Gestalt eines Menschen."
Zum ersten Mal seit längerer Zeit war ich sprach los.
Es dauerte einen Moment bis ich meine Sprache wieder fand: „Du... du meinst sie ist ein Engel? Denise,... ich meine sie ist... deine Schwester?"
Etwas ungläubig starrte ich ihn an. Das was uns der Engel gerade erzählte, klang nahezu unglaubwürdig, doch so wie ich Cas kannte lag es ihm nicht Scherze zu machen. Auch verzog er keine weitere Miene, so wie wir es von ihm gewohnt waren.
Nervös lachte ich einmal kurz auf und fuhr mir durch die Haare. Ich war noch etwas in Schockstarre, weshalb ich nicht zu Sam blicken konnte, aber ich ging einfach davon aus, dass er ebenso verwirrt dreinsah wie ich.
„Ein gefallener Engel,...", verbesserte mich Castiel ernst, „...aber ja sie ist meine Schwester, Dean, und sie ist keine Gefahr."
Na so etwas hörte man auch nicht alle Tage. Ein Engel also...
Provokant verschränkte ich meine Arme vor der Brust.
„Na klasse, schon wieder so ein geflügeltes Arschloch mit Daddy-Komplex.", versuchte ich die Situation etwas aufzulockern.
Da spürte ich einen leichten Schlag gegen meinen Oberarm. Ich blickte mich um und sah Sammy, der mich alarmierend ansah.
Mit hochgezogenen Augenbraun nickte er zu unserem Geflügel hinüber.
Verlegen lachte ich auf und fügte bei dem Anblick von Cas's verstörten Blick noch hinzu: „Nichts für ungut, Castiel."
„Wie dem auch sei.", begann Castiel, während er sich aus dem Sessel erhob, „Ich muss jetzt gehen."
Sofort sprang ich auf und riss beinahe den ganzen Tisch und den Sessel mit mir.
„Wieso gehst du schon?", erkundigte sich mein Bruder für mich.
Cas war schon ein paar Meter auf die Tür zugetreten und blieb stehen. Als er sich umwendete schwang sein Trenchcoat mit.
Aus irgendeinem Grund liebte er dieses abscheuliche Teil.
Mit seiner stetig verwundert wirkenden Stimmer antwortete er: „Meine Arbeit hier ist getan."
Kurz und knackig und mit möglichst wenig Informationen, so wie wir es immer gewohnt waren von ihm. Schon wollte er sich zum Gehen wenden und mit seinen kleinen Flügelchen wackeln.
„Stop, Castiel!", wollte ich ihn so zurück halten, „Wir sind hier noch nicht fertig. Wieso wurde diese kleine, Chevrolet fahrende Schwerverbrecherin aus dem Himmel geworfen?"
Unser Freund schüttelte seinen schwarzhaarigen Kopf und verzog sein Gesicht, sodass auf seiner Stirn tiefe Sorgenfalten entstanden.
„Das kann ich nicht tun. Das ist die Aufgabe von Denise. Es obliegt mir nicht, dies für sie zu entscheiden.", entgegnete uns der Engel.
Gerade wollte ich widersprechen, doch da griff mir Sammy schon auf die Schulter. Mit einem festen Griff hielt er mich zurück.
„Das verstehen WIR.", erwiderte er unserem Freund, mit einer starken Betonung auf das 'wir'.
Anerkennend nickte Castiel uns zu und wollte sich erneut umwenden, hielt jedoch in der Bewegung inne. Erneut schaute er uns aus seinen großen blauen Augen an.
Fast schon besorgt musterte er unsere Gesichter.
„Ich werdet doch auf sie achtgeben, oder? Auf Denise, meine ich. ", fragte er uns mit etwas Angst in der Stimme.
So etwas kannte ich gar nicht von ihm. Er machte sich Sorgen? Er machte sich tatsächlich Sorgen! Natürlich sie war ja seine 'Schwester', aber hatte das für Engel wirklich so eine Bedeutung wie für uns?
Ich meine, wie viele Geschwister hatte er den bitte? Doch sie schien ihm sehr wichtig zu sein.
„Das hätten wir doch auch so gemacht und das weißt du Cas.", beschwichtigte Sam ihn.
Auch ich stimmte dem zu.
Ich hob meinen Kopf etwas in die Höhe und sprach mit einer einigermaßen rauen Stimme: „Du würdest dasselbe auch für uns tun!"
Er senkte den Blick und nickte leicht.
Beinahe erleichtert atmete er einmal auf und sprach: „Gut zu wissen."
Da vernahm ich das Schlagen von Flügeln, als würde sich gerade eine Taube erheben und wegflattern. Langsam drehte ich mich zu meinem Bruder.
So schnell wie unser Engel gekommen war, so plötzlich war er auch wieder verschwunden. Mit ernster Miene sah ich meinen Bruder an.
„Du weißt was jetzt kommt, oder Sam?", sprach ich ruhig.
Entsetzt starte mich mein Bruder an. Seine langen, braunen Haare fielen ihm in das verblüffte Gesicht, was ihn bestimmt stören musste.
Warum er sie nicht endlich mal abschnitt war mir schon lange ein Rätsel.
„Nein!", wiedersprach er mir hartnäckig, „Nein! Nein, Dean!
Das hier, das gerade war ein versprechen. Wir haben es Cas versprochen. Wir passen auf Denise auf. Wir können sie jetzt nicht alleine lassen. Nicht mehr!"
Das hatte ich auch nicht vor.
Nein, ich würde etwas anderes machen.
„Was denkst du von mir? Castiel ist mein Freund und ich lasse meine Freunde nicht im Stich, dass solltest du doch am besten wissen.
Unser Ex-Engelchen wird nur ein paar Fragen gestellt bekommen. Das ist alles. Auch wenn es ihr bestimmt nicht gefallen wird. ", erläuterte ich mit einer rauchigen Stimme.
Wir würden schon noch herausfinden, warum unsere kleine Freundin, ihre himmlische WG verlassen hatte.

The Return of the Goddess - Supernatural       ~\~Dean Winchester Where stories live. Discover now