Kapitel 10

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SAM P.o.V

Denise war lange weg...
Zu lange.
„Sollten wir sie nicht langsam suchen gehen, Dean?", fragte ich meinen Bruder besorgt.
Dieser ging nur genervt auf und ab.
Beschwichtigend hob er die Arme in die Luft und entgegnete: „Sie ist ein taffes Mädchen, Sammy. Sie packt das. Wahrscheinlich hat sie sich in irgend eine Bar geschmissen und sich volllaufen lassen. Das hätte ich zumindest getan. Die kann schon auf sich selbst aufpassen."
Unruhig schüttelte ich meinen Kopf. Mein Bruder ging zu leichtfertig damit um. Denise war jetzt schon seit mehr als zwei Stunden weg und sie war garantiert nicht der Typ von Jäger, der sich während einer Jagd betanken. Das konnte ich mir einfach nicht wirklich vorstellen.
Irgendetwas war passiert und es war garantiert nichts Gutes. Nervös tippte ich auf der Tischplatte und kratzte mit meinen Fingernägeln an den Kerben.
„Das glaube ich fast nicht. Nicht so lange. Und hätte sie uns nicht angerufen, wenn sie länger weg bleiben würde?", widersprach ich besorgt.
Ich machte mir wirklich Sorgen um sie. Castiel hatte uns damit beauftragt sie zu beschützen, auf sie achtzugeben und sie im Auge zu behalten und bereits jetzt hatten wir sie schon verloren. Dean verdrehte die grünen Augen, sodass man das Weiß sehen konnte.
„Keine Ahnung. Vielleicht hat sie jemanden kennengelernt und vergessen sich zu melden. Du weißt wie oft mir das schon passiert ist.", meinte er nur.
Wie konnte mein Bruder nur so ruhig bleibe. Er konnte sie auch gut leiden, auch wenn er es nie im Leben zugeben würde. Das wusste ich ganz genau.
„Gib mir die Schlüssel.", sprach ich fast schon etwas wütend.
Dean schaute mich nur irritiert an. Überrascht zog er seine Augenbrauen hoch.
Das war sonst nicht so meine Art, aber dieses Mal musste es so sein. Ich streckte fordernd die Hände aus.
„Du hast schon richtig gehört, Dean. Gib mir die Schlüssel. Wenn du mir nicht helfen willst, dann gehe ich eben alleine. Ist mir egal, aber ich lasse sie garantiert nicht ganz alleine da draußen rum rennen. Wenn ich an ihrer Stelle wäre, was würdest du tun?", wiederholte ich mich erneut.
Dean schnaubte einmal auf und pustete die Luft aus. Demonstrativ stemmte er seine Hände in die Huft, als wolle er für ein Foto posen und schüttelte leicht seinen Kopf.
Mit großen Schritten ging er auf den Tisch zu. Auf diesem lagen zwei Waffen. Gekonnt lud er alle beide und prüfte ob sie gesichert waren, dann warf er mir eine zu, während er die seine in seinen Pistolengürtel packte.
Fluchend stieß er aus, während er sich seine Lederjacke überwarft: „Ach Scheiß drauf! Ich komme mit. Aber sollte sie wirklich in irgend einer Bar sitzen und ich finde sie da mit UNSERER Pizza, dann bringe ich sie um. Engel hin oder her!"
Zufrieden schmunzelte ich. Ich wusste er wollte mich nicht alleine gehen lassen. Er konnte einfach nicht. Das war nicht seine Art.
Außerdem wusste ich, dass er mich nicht alleine mit seinem 'Baby' fahren lassen wollte. Der Impala war sein ein und alles.
Aber wo konnte Denise nur stecken? Sie würde doch bestimmt nicht einfach abhauen und uns hier sitzen lassen. Ich kannte sie nicht wirklich lange, aber das passte eindeutig nicht zu ihr.
Sie war sehr stark und schlau, dass war mir vom ersten Moment an glasklar gewesen, aber dennoch machte ich mir sorgen um sie und Dean auch. Er überspielte dies nur sehr gut mir seiner Coolness, mit der er schon so einige Frauen ins Bett bekommen hatte.
Ja, Dean liebte Frauen und Frauen lieben Dean, so war es nun eben. Ein Naturgesetzt.
Dean schnappte sich den Schlüssel des Impalas, der die ganze Zeit über auf dem kreisrunden Tisch gelegen hatte und lief zur Tür unseres Hotelzimmers. Die Dielen des Holzbodens knarrten als der sich auf den Eingangsbereich zu bewegte. Schwungvoll öffnete er die Hoteltür, stolperte aber wieder überrascht zurück.
Überrumpelt hielt er die erschöpfte Denise in den Armen. Kraftlos klammerte sie sich an seiner Jacke fest. Ihre langen Haare waren verklebt von getrocknetem Blut. Ihrem Blut. Sie hatte mehrere Wunden im Gesicht und dem Bereich um den Oberkörper.
„Mein Gott! Denise!", stieß ich entrüstet aus.
Sie sah wirklich schrecklich aus. Als ich mich wieder gefasst hatte, stürmte ich sofort auf Dean und sie zu. Er hielt sie noch immer stützend fest, damit sie nicht zusammen brach. Ihre Beine zitterten wie Espenlaub und drohen zur Seite zu kippen.
„Schnell Dean, leg sie auf das Bett.", wandte ich mich an meinen Bruder der noch immer etwas fassungslos in der Tür stand.
Überrascht schüttelte er den Kopf und wandte sich wieder Denise zu, deren Arm er stützend um seinen Hals legte. Behutsam zog er sie zum Doppelbett hinüber, auf welchem er sie schließlich absetzte. Sie stöhnte einmal kurz auf als sie sich auf die Bettkante Fall ließ und hielt sich ihren Kopf.
Ich wandte mich dem Tisch zu der zentral im Zimmer stand. Auf dem befand sich meine Tasche, in welcher ich der Verbandszeug aufbewahrte. Mit einem typischen Zippen öffnete ich die Tasche und zog den Verbandskasten heraus.
Er war noch von Dad. So viele Erinnerungen hingegen daran. Ich sah ihn manchmal jetzt noch vor mir sitzen, mit Nadel und Faden und den Mullbinden mit denen er seine Wunden von der Jagd versorgte, neben ihm diese kleine Box. Rot mit einem weißen Kreuz darauf und den Klappverschlüssen, die so schwer zu öffnen waren.
Schnellen Schrittes ging ich auf meinen Bruder und das Mädchen zu. Sie hatte sich kein Stück mehr bewegt seit sie sich gesetzt hat und das war auch gut so. Ich kniete mich neben sie auf dem Boden, vor das Doppelbett.
"Denise! Hör zu. Ich werde deine Wunden jetzt säubern. Ich hoffe das ist in Ordnung für dich. Am besten du erzähl mir was genau passiert ist.", fordert ich sie sanft auf.
Sie schloss ihre Augen einmal kurz und nickte.
"Schon in Ordnung. Tu was du tun musst.", zischte sie, "Ich halte das aus."
Schnell öffnete ich den Verbandskasten und holte die Wattetupfer und eine kleine Flasche heraus. In der Flasche befand sich der hochprozentige Schnaps von Bobby, den er mir bei unserem letzten Treffen mit gegeben hatte. Unsere letzte Flasche war schon seit Wochen aufgebraucht gewesen.
Ich tunkte den Tupfer kurz ein und machte mich an die Arbeit. Sie zuckte nur kurz zusammen als ich die Wunde am Kopf reinigte.
„Also, Denise, was genau ist passiert", erkundigte sich mein großer Bruder.
Etwas verstört zog sie eine Augenbraue hoch und starte ihn misstrauisch an. Ich konnte es ihr nicht verübeln. Er hatte sich wirklich nicht recht nett benommen und jetzt war er schon fast besorgt. Ich war mir sehr sicher, dass sie seine Meinung von ihr seit der Sache mit dem Auto wesentlich gehoben hatte.
Zögernd und mit wachsamen Augen antwortete sie: "Ich hatte ein kleines Rendezvou mit dem Pizzermann. Als ich in den Landen kam war er noch komplett normal und dann hat er plötzlich diese Augen bekommen. Sie waren rot.
Ich wollte ihn aufhalten, aber er war zu stark. Hat mich durch den halben Raum geworfen, dieser Mistkerl. Schließlich ist er in sein Auto gestiegen und ich hab ihn verfolgt. Ne halbe Stunde von hier entfernt ist eine Halle. Sie ist außer Betrieb. Ich glaube dort haben sie sich eingenistet."
Das hatte sie gerade alles erlebt? Eines stand fest, dieses Mädchen war taff. Der Pizzamann hatte sie ordentlich zugerichtet. Es gab fast keine Stelle an ihren Armen die nicht mit Kratzer oder Schrammen übersät war und auch ihr blaues T-Shirt und die graue Hose hatten schon besser Tage gesehen.
"Das heißt also Pizza fällt aus...", murmelte Dean sarkastisch.
Ich schaute nicht auf, da ich gerade Denise's Arm mit einem Verband einwickelte, aber an ihrer Körperhaltung erkannt ich, dass sie etwas schmunzelte, zuckte jedoch sofort wieder zusammen als ich das Tape etwas straffer zog. Leicht sog sie die Luft ein und knackte dabei etwas verstörend mit dem Kiefer.
"Wir überraschen diesen Gott morgen und machen es so wie immer. Wir nehmen den passenden Zweig, rammenden ihn ins Herz damit und schon haben wir keine Probleme mehr.", plante Dean.
Ich, als sein Bruder, musste jedoch zugeben das dies etwas leichtsinnig war, aber noch bevor ich meinen Mund öffnen konnte sprach Denise: "Das ist eine dumme Idee. Sehr sogar. Wir wissen nicht wie viele Besessene sich bei ihm befinden. Ich habe circa 20 gezählt, aber genau so gut könnten es auch doppelt so viele sein. Außerdem, wer sagt das wir diesen Gott so töten können? Und selbst wenn, was ist mit denen von denen er Besitz ergriffen hat. Es ist nicht sicher, dass sie wieder normal werden."
Nachdenklich strich mein Bruder sich über den Dreitagebart. Er schien sich wirklich ihre Worte durch den Kopf gehen zu lassen. Hätte Denise das vor ein paar Stunden abgezogen, dann war ich mir sicher hätte das in einem Streit geendet.
"Nagut, vielleicht hast du recht.", raunete er, "Wir sollten uns das ganze noch genau anschauen und dann..."
"Das können wir doch auch morgen besprechen, oder Dean? Denise ist erschöpft und ich bin mir sicher ihr tut alles weh. Du könntest dich nützlich machen und mir noch ein einen Verband geben.", unterbrach ich ihn bevor er noch die halbe Nacht durch redete.
Bei einem kurzen Blick nach oben sah ich das meine Patientin mir einmal kurz zunickte. Sie war dem Anschein nach wirklich sehr erschöpft und ausgelaugt.
Als Dean mir die Binde gegeben hatte und ich mit den beiden Armen fertig war machte ich mich an ihr Füße. Ich zog die zerrissene Hose ein Stück hinauf und erkannte sofort was hier nicht stimmte.
Der Knöchel war etwas angeschwollen und weiter oben in der Wade steckten kleinere und größere Holzstücke. Das sah verdammt schmerzhaft aus. Ein Wunder eigentlich, dass sie es die drei Stockwerke unseres Hotels noch hinauf geschafft hatte.
Ich räusperte mich einmal um meine Stimme wieder auf Fordermann zu bringen und sprach: "Das hier sieht nicht sehr gut aus. Ich will dich ja nicht beunruhigen, aber da stecken ein paar Holzspähne in deinem Bein. Dean lenk sie ab. Es könnte schmerzhaft werden, Denise!"
Skeptisch hob er die Augenbrauen.
"Du sollst mit ihr reden Dean.", erläutert ich.
Mit einem Blick der etwas sowas wie 'Ist-das-dein-Ernst?' Aussagen sollten schaute er mich an. Was hatte er dann jetzt schon wieder? Er konnte doch auch sonst mit Frauen reden und auch wenn er es wahrscheinlich nicht zugeben wollte, waren die Beiden bestimmt auf der selben Wellenlänge.
"Ja, ääämm klar! Also... dein Auto echt der Hammer...", meinte er während er beide Daumen bestätigend in die Höhe hob.
Glasklar!
Er musste natürlich über das Auto reden. Als er es gesehen hatte, hatte er sich sofort darin verliebt.
Na zumindest lenkte es Denise ab...
Prüfend sah sie zu ihm auf. So oder so war er um mindestens zwei Köpfe größer als sie und die Tatsache, dass er stand und sie saß verbesserte es nicht gerade. Noch immer etwas misstrauisch beäugte sie meinen Bruder.
"Das ist nicht mein Auto.", erwiderte sie monoton, "Es ist gestohlen."
Gleichzeitig drehten mein Bruder und ich unsere Köpfe zu ihr und entgegentreten, ihr mehr erstaunt, Dean eher begeistert: "Gestohlen!?"
Sie nickte. Ich erkannte kein bisschen Reue in ihren Augen, noch sonst irgendwas.
"Ja, gestohlen. Von einem...", dem Anschein nach suchte sie nach dem Richtigen Begriff für das, was sie ausdrucken wollte, "... Freund, oder so was."
Etwas verwirrt zog ich meine Augenbrauen zusammen und machte mich weiter an die Arbeit. Manche der Splitter steckten sehr tief drinnen und man sah wie sie sich bemüht ihren Fuß unter keinen Umständen wegziehen. Sie hielt einiges aus und war immer freundlich und aufrecht zu uns gewesen, mit Ausnahme von ihrer Herkunft, aber dieses Thema fingen wir heute nicht mehr an. Dafür sah sie zu erschöpft aus und ausreichend Schlaf und eine desinfizierende Creme und ein Verband um ihre Wunden war das einzige was sie jetzt brauchte.
Sie sah so unschuldig aus und war mit Bobby befreundet, auch hatte sie uns nie auch nur ein einziges Haar gekrümmt, obwohl ich es bei Dean sogar in gewisser Weise verstanden hätte, aber diese Antwort machte mich stutzig.
Sie bestahl ihre Freunde....
Das hätte ich ihr nicht zugetraut. Da musste etwas dahinter stecke, etwas das sie uns verheimlichte. Ich mochte sie gerne und sie war eine gute Jägerin die bestimmt nur Gutes im Sinn hatte, aber dennoch hatte sie ihre Geheimnisse und die waren bestimmt nicht harmlos.

The Return of the Goddess - Supernatural       ~\~Dean Winchester Where stories live. Discover now