Dear Marley...Love, Hailey #icesplinters19

Saturday, July 13th

Dear Marley,

ich weiß, es ist lange her...

Darrow hat mir versprochen, dass er dir diesen Brief zukommen lassen wird. Wo ihr drei euch im Moment aufhaltet wollte er mir nicht verraten. Ist vielleicht auch besser so...

Erstmal, herzlichen Glückwunsch zur Geburt eurer Tochter. Darrow hat mir das Foto gegeben... Sie ist wahnsinnig süß... Die kleinen Pausbäckchen und die kleinen blonden Löckchen. Einfach zum Verlieben!

Ich hoffe, dort wo ihr jetzt seid, geht es euch gut.

Mit mir geht es langsam bergauf...

Es ist immer noch schwer, aber ich bin nicht allein.

Mum ist ständig um mich herum, gibt sich alle Mühe es mir so angenehm wie möglich zu machen.

Sie hat mir die komplette untere Etage unseres Hauses umbauen und neu einrichten lassen.

Sie ist wie ein neuer Mensch, ich würde es nicht glauben, wenn ich es nicht mit eigenen Augen sehen würde...

Dads Tod hat sie sehr aus der Bahn geworfen... Sie vermisst ihn. Sehr sogar. Ich höre sie manchmal nachts weinen, doch ich spreche sie nicht darauf an. Ich lasse ihr die Nächte zum Trauern, denn tagsüber ist sie so sehr damit beschäftigt, sich um mich zu kümmern, dass sie gar keine Zeit zum Trauern hat. Doch das muss sie...

Anni ist ein richtiger Schatz. Sie ist jeden Tag gleich nach der Schule da, lenkt mich ab. Bringt mich zum Lachen. Sie behandelt mich genauso wie vorher und dafür bin ich ihr unendlich dankbar.

Belinda und Harry unterstützen uns wo sie nur können. Mum und Belinda sind in den letzten Monaten unglaublich gute Freundinnen geworden. Und Mum braucht eine solche Freundin, gerade jetzt...

Lincoln. Ich hätte es ihm nicht übel genommen, wenn er gegangen wäre. Doch er ist geblieben. Die ganze zeit war er an meiner Seite, hat mich keine Sekunde allein gelassen.

Wie oft hat er mich in den letzten Wochen immer wieder aufgebaut. Mich aus einem weiteren Tief heraus geholt, in dem ich ohne seine Hilfe hoffnungslos untergegangen wäre.

Allein hätte ich das alles niemals geschafft.

Fünf Monate habe ich geschlafen.

Als ich wach wurde, hatte ich Schmerzen. Schmerzen, Panik, Angst.

Nach einem Monat wurde ich vom Krankenhaus in eine Reha-Einrichtung verlegt.

Nach zwei Monaten durfte ich endlich nach Hause...

Es hat lange gedauert, bis ich mich mit der ganzen Situation halbwegs angefreundet habe... Noch immer komme ich nicht mit allem klar, doch es fällt mir schwer Hilfe anzunehmen... Auch wenn ich es wohl oder übel lernen muss.

Was in einem Jahr alles passieren kann... Heute vor einem Jahr bist du spurlos verschwunden. Warst einfach weg.

Und jetzt?!

Mum ist jetzt wie eine Mum. Wir sind uns näher als jemals zuvor.

Dad ist tot. Zerbrochen an der Schwere des Lebens.

Ich habe eine beste Freundin, die ich niemals mehr missen möchte.

Ich habe einen Freund, den ich über alles liebe und mit dem ich mir tatsächlich vorstellen könnte, alt zu werden.

Du bist Mutter einer wunderhübschen Tochter.

Von Darrow weiß ich auch, dass du und Marcus geheiratet habt. Glückwunsch!

Du und deine Familie, ihr reist durch die Welt. Auch wenn der Grund dafür alles andere als schön ist, so ist es doch das, was du dir vom Leben gewünscht hast.

Und ich?

Tja, ich kann meinen High School Abschluss in den kommenden Sommerferien nachholen, wenn ich möchte. Ich weiß nicht, ob ich nicht einfach bis nächstes Jahr warte...

Dank Mrs Halloway habe ich einen Platz an der SVA, der mir auch in einem Jahr noch freigehalten wird. Eine Chance die ich nutzen möchte.

Alle unterstützen mich dabei und ich bin jedem einzelnen von ihnen unglaublich dankbar.

Und dir auch.

Ich bin dir nicht böse, für nichts.

Ich verstehe, warum du getan hast, was du für das beste gehalten hast. Wir können die Vergangenheit nicht ändern, wir können es lediglich in der Zukunft besser machen.

Oh man, wenn ich mal mit dem dämmlichen Rollstuhl so gut umgehen könnte wie mit Worten!

Mach dir keine Vorwürfe.

Lebe dein Leben, genieße die Freiheit.

Ich liebe dich über alles große Mücke.

Bis bald.

Love, Hailey

(667 Wörter; 30.07.18)