Saturday, October 13th

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Dear Marley,

wo bist du?

Wo zur Hölle bist du?!

Wenn du mich irgendwo auf diesem gottverdammten Planeten hören kannst, dann wäre es JETZT der richtige Augenblick, um dich zu melden.

Denn mir läuft die Zeit davon!

Sollten im Laufe der nächsten Woche keine weiteren Hinweise zur Identität der beiden Leichen aus dem ausgebrannten Wagen zu Tage kommen, bekommen die beiden Zettel an die Zehen, auf denen EURE Namen stehen! Dann erklären sie euch für tot.

TOT!

Verdammt Marley!

Warum will mir niemand glauben?

Was muss ich denn noch tun?

Detektiv Gallow ist schon jedes Mal mächtig genervt, wenn er mich sieht, Darrow will mir nur einreden, dass ich die Möglichkeit in Erwägung ziehen muss, dass ihr beiden tatsächlich tot seid. Einfach nicht mehr da...

Aber das kann er getrost vergessen!

Ich werde nicht aufgeben.

Ich kann doch nicht einfach aufgeben...

Dabei hätte heute einer der schönsten Tage in meinem Leben sein können...

Linc hat mich gestern wieder bei Darrow abgeholt und natürlich ist ihm meine Lauen nicht entgangen. Gesagt hat er nichts, stattdessen sind wir heimgefahren, haben uns auf seine Couch verkrochen und den restlichen tag nichts gemacht. Ich war so erschöpft, dass ich auch gar nicht mehr viel mitbekommen habe.

Heute Morgen bin ich nämlich im Bett aufgewacht und was sehe ich? Linc, der mir Frühstück bringt. Ans Bett. Er hat wirklich an alles gedacht, sogar eine frische orangerote Gerbera in einer kleinen Vase hatte er auf dem Tablett.

Doch das war nicht alles.

Nach dem Frühstück hat er mich aus dem Bett gescheucht und mich angetrieben, ich solle mir etwas Hübsches anziehen. Ich hatte keine Ahnung warum er so einen Stress macht.

Auch als wir gut eine Stunde später in seinem Wagen gesessen haben, hatte ich keine Ahnung, was er vorhat. Erst als wir nach New York rein gefahren sind, dämmerte es mir. Spätestens als wir vor dem großen Gebäude der SVA standen wurde es mir klar.

Schon vor den Sommerferien hatte ich mich zu einer Führung uns einem Vortrag hier angemeldet, allerdings habe ich das bei dem ganzen Mist in letzter Zeit vollkommen verdrängt.

Linc allerdings hatte ich es erzählt und er hat es sich gemerkt. Ich hätte ihn dafür knutschen können.

Ok, habe ich dann auch...

Ich habe ihn gar nicht verdient. Linc passt ständig auf mich auf, unterstützt mich in allem, hält mich in seinen Armen, trocknet meine Tränen, erträgt meine miese Laune. Und dann auch noch das.

Er ist den ganzen Tag mit mir durch die Gänge gelaufen, hat sich meine Ausfälle angehört, war sogar mit mir bei dem Kunstvortrag.

Marley, genau dort will ich hin. Dort kann ich das tun, was ich wirklich möchte. Es war einfach unglaublich. Ich wusste gar nicht wohin mit meinen Glücksgefühlen!

Wahrscheinlich war das auch der Grund, warum ich es endlich gesagt habe...

Als wir nämlich Hand in Hand zum Auto zurück gegangen sind, bin ich stehen geblieben, habe Linc zu mir ran gezogen und ihn geküsst. Aber nicht so wie sonst. Es war so viel mehr, viel intensiver, voller Leidenschaft und vor allem Liebe.

Und dann habe ich es gesagt.

„Ich liebe dich."

Es war nur ganz leise, unsere Lippen berührten sich bei jedem Wort. Ich dachte schon, er hätte mich gar nicht gehört und kurz war es mir auch wahnsinnig peinlich. Was wenn er es nicht so erwidert wie ich es mir wünsche?

Doch den Gedanken hat er ganz schnell beseitigt, indem er mich hochgehoben und nochmal geküsst hat.

„Und ich liebe dich Hails!"

Seine Worte ließen mein Herz noch höher schlagen – lassen es immer noch rasen.

Keine Ahnung, wie lange wir knutschend auf dem Parkplatz gestanden haben, doch wir wären besser für immer dort geblieben.

Denn als wir zurück waren, gab Belinda mir eine kurze Nachricht von Detektiv Gallow in der eben steht, dass ihr beiden Ende der Woche für tot erklärt werdet.

All die Glücksgefühle waren mit einem Schlag verpufft und die Dunkelheit kam zurück.

Und diese Dunkelheit konnten heute nicht mal Linc Arme um mich und seine Lippen an meiner Schläfe vertreiben.

Diese Dunkelheit lässt mich um kurz vor Mitternacht an seinem Schreibtisch sitzen und das alles aufschreiben.

Linc liegt im Bett und schläft friedlich. Das letzte, was er gesagt at, bevor er eingeschlafen ist, war wieder „ich liebe dich". Es fühlt sich so gut an, diese Worte aus seinem Mund zu hören und doch ist es nur ein kleiner Lichtfleck in der dunklen Nacht.

Marley, was soll ich nur machen?

Dein Tagebuch liegt schon seit vorhin neben mir auf dem Schreibtisch.

Soll ich oder soll ich nicht?

Es ist vielleicht meine einzige Chance noch etwas zu finden...

Bitte sei mir nicht böse, aber ich muss es tun.

Love, Hailey

(778 Wörter; 21.07.18)

Dear Marley...Love, Hailey #icesplinters19Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt