14. Mit den Gedanken woanders

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Liz schaut mich verwirrt an. "Warst du noch nie verliebt? Ich meine so richtig? Nicht nur Schwärmerei für Schauspieler?" "Doch einmal." "Und wie lief es damals ab? Ich meine, wie hast du gemerkt, dass du in ihn verliebt bist?" "Ich weiß es nicht mehr genau. In seiner Gegenwart habe ich mich wohlgefühlt, habe gewusst, dass ich ihm vertrauen konnte. Wir waren unzertrennlich... Bis..." Tränen sammeln sich in meinen Augen und laufen nach und nach die Wangen hinunter. Liz nimmt mich in den Arm und streicht mir über den Rücken. "Hey, ist doch alles gut. Was ist denn schlimmes passiert?" "Ich musste wieder mal umziehen und wir haben beschlossen, dass es besser wäre Schluss zu machen, anstatt sich auf eine Fernbeziehung einzulassen." Ich erinnere mich noch genau daran. 

Flashback:
Lucas und ich waren was essen, wie jeden Samstag. Beim Essen hatte ich ihm verkündet, dass ich umziehen muss. "Zieh doch einfach bei mir ein!" schlug er vor. Aber ich war noch nicht bereit dafür. Ich versuchte es ihm zu erklären und er verstand es auch, aber war mit der Situation nicht zufrieden. Es war auch das erste Mal, dass ich ihn so ausrasten sah. Er schrie mich an und wir gingen im Streit auseinander. Ein paar Tage später redeten wir in Ruhe und beschlossen, das es besser sei, jetzt Schluss zu machen, als dann später über Telefon. 

Ich gebe Lucas Recht. Über Handy Schluss machen ist echt das Letzte. "Liz. Danke, dass du mich tröstest, aber da gibt es jemanden, mit dem ich eher über sowas reden sollte." "Hab ich doch gerne gemacht. Wer ist es denn?" "Marti." "Marti? Du meinst Marti Fischer?" "Ja." "Warte mal. Hatte Max damit vorhin etwas angedeutet, als er sagte, dass Marti wieder da ist?" Ich schaue verlegen zur Seite und antworte: "Möglicherweise..." Liz nimmt mein Kinn in die Hand und dreht meinen Kopf wieder zu ihr. "Das ist doch was Gutes! Du solltest dich freuen." "Du hast ja recht, aber ich bin immer noch traurig deswegen." "Was tust du normalerweise, um dich auf bessere Gedanken zu bringen?" Ich zucke mit den Schultern. "Space Frogs Videos gucken." "Dann tun wir das jetzt!" 
Ich schalte den Fernseher ein und starte YouTube. Nach nur wenigen Minuten beginne ich mich besser zu fühlen. Als wir bei dem Video "Wie Geräusche alles verändern" ankommen, platzt Marti rein. "Was lacht ihr hier?" Sein Blick wandert zum Bildschirm und fängt an zu lachen. "Fangt bitte nochmal von vorne an!" 

Marti setzt sich neben mich und das Video startet neu. Wir lachen uns kaputt und schauen es mehrfach. Nach dem 7. Mal machen wir eine Pause, um wieder zu Atem zu kommen. "Wow. Wenn man sich sowas anguckt, dann kommen die Erinnerungen an den Dreh wieder hoch. Habt ihr schon mal die Outtakes geguckt?" "Nein, aber es klingt lustig!" sagt Liz, während sie besagte Videos raussucht und startet. Wir lachen uns erneut kaputt. Zum Ende hin legt Marti seinen Arm über meine Schulter. "Wir haben uns öfter dabei verletzt, als es in den Videos zu sehen ist, aber es war nie besonders ernsthaft." erzählt er gerade. 

"Das sieht man. Besonders als du in dem einen Video mit dem Ellenbogen gegen den Türrahmen kamst!" Liz lacht bei dem Gedanken daran. "Kennst du schon die Reihe: Wenn Werbung ehrlich wäre?" "Noch nicht." Liz und Marti verstehen sich gut. Die beiden schauen sich ein Video nach dem anderen an, während ich nur noch mit halben Ohr zuhöre. Mich überkommt auf einmal eine starke Müdigkeit und ich kuschel mich an Marti. Mit meinem Kopf auf seiner Schulter nehme ich seinen Geruch zum ersten Mal richtig wahr. Er riecht angenehm. Es ist kein Deo oder so, sondern sein komplett eigener Geruch. Ich schließe meine Augen und alles um mich herum verblasst. Nur Marti's Geruch bleibt.

Ein nerviges Geräusch ertönt. Ich öffne meine Augen leicht und taste nach meinem Handy. Ich drücke auf den Seitenknopf, sodass sich der Wecker ausschalten sollte, aber er tut es nicht. Seufzend setze ich mich auf und versuche die Quelle des Klingelns ausfindig zu machen. Es kommt aus Richtung des Sofas, wo sich Liz gerade aufsetzt und gähnend nach ihrem Handy greift. Das Geräusch verstummt und Liz dreht sich zu mir: "Guten Morgen, Luna. Gut geschlafen?" Ich reibe mir die Augen. "Ganz gut und du? Wie spät ist es jetzt überhaupt?" "Halb sieben." "Ok. Wie bin ich ins Bett gekommen? Ich bin doch gestern auf dem Sofa neben Marti eingeschlafen." frage ich. 

Auf der Suche nach Heimat (Marti Fischer & Co. KG FF)Where stories live. Discover now