2. Oma's Garten

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Nachdem mein Essen weg war, wühle ich in der Tasche nach der Adresse von Oma's Grundstück. Ich frage einen der Angestellten, wie ich da hin komme. Er erklärt mir den Weg. Sofort mache ich mich auf, um zu sehen, was mir hinterlassen wurde.
Etwa eine Stunde später habe ich die alte Gartenlaube in Rosa entdeckt. Laut ihres Testaments hatte Oma diese erst kurz vor ihrem Tod neu gestrichen. Sie mochte Rosa. Ich hasse es. Dennoch möchte ich, dass es so bleibt. Es ist Oma's Garten und damit ein Teil Erinnerung.

Ich öffne das verrostete Tor. Es quietscht höllisch laut. Dennoch fühle ich die Gegenwart meiner Oma auf diesem Grundstück. Sie hatte hier gelebt, hielt nichts von Wohnungen und Supermärkten. Und das sieht man auch. Hier ist alles, was man zum Leben braucht. Genug zu essen, ein Dach überm Kopf, sogar Strom, wie ich feststelle, als ich das Gartenhaus betrete. 
Es ist sehr kühl darin. Ich drehe die Heizung etwas auf, aber nichts passiert. Erst als ich auf volle Pulle gedreht habe, geht sie an. Ich schaue mich genauer um. Küche in der einen Ecke, in einer anderen steht ein gemütlich aussehendes, großes Sofa, gegenüber eine Wohnzimmerwand mit einem alten Fernseher. Ich mache es mir auf dem Sofa bequem und warte, dass es warm wird. Bei genauerem Umsehen fällt mein Blick auf einige Kartons, die hinter der Eingangstür stehen.

Meine Neugier läuft auf Hochtouren, als ich den ersten öffne. Darin befinden sich von Oma selbstgemachte Schals und Handschuhe und ein Rest der Wolle, die sie dafür verwendete. Im nächsten sind kleine Küchengeräte und Gewürze. Als ich den dritten durchstöbern will, knallt es auf einmal laut und es riecht fürchterlich verbrannt. Es ist die Heizung, die den Geist aufgegeben hatte. Schnell schnappe ich mir einen von Oma's Schals und ein Paar Handschuhe. "Wenn ich länger hier bleiben will, muss die Heizung wieder laufen." sage ich zu mir selbst. 
Schnell öffne ich die beiden Fenster und die Kälte strömt herein. Ich will mich mit Fernsehen ablenken und suche verzweifelt nach einer Fernbedienung, bis mir auffällt, dass der Fernseher an der Seite ein paar Knöpfe hat.  Schnell habe ich den Dreh raus. Allerdings stellt sich heraus, dass der Fernseher keinen Empfang oder Empfangsgerät hat. So viel zum Fernsehen.

Die Kälte schleicht sich immer weiter in meinen Körper und der Geruch bleibt weiterhin. Ich brauche definitiv eine neue Unterkunft! Eine Wohnung könnte ich mir zwar leisten, aber ich will auf Dauer nicht allein wohnen. Eine WG käme da schon eher in Frage. Ich durchstöber in meinem Handy einige Webseiten mit Zimmern für Studenten, bis ich auf eine stoße, die mir zusagt. Es liegt mitten im Zentrum, die Miete ist erschwinglich und es ist jederzeit beziehbar! Doch das Beste ist: Naturwissenschaftsstudenten sind erwünscht und die Anzeige ist keine 5 Minuten alt. Sofort wähle ich die angegebene Nummer.

Auf der Suche nach Heimat (Marti Fischer & Co. KG FF)Where stories live. Discover now