12. "Fühlt sich an wie der erste Tag in der Grundschule."

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Was Marti und ich sehen, als wir unsere Köpfe zur Quelle des Geräusches drehen, war es niemand geringeres als Max, der in der Tür steht und uns applaudiert. Sofort lösen Marti und ich unsere Hände vom Körper des Anderen. Die Röte steigt sofort in Marti's Kopf. Bei mir bleibt es beim schnellen Herzschlag. Empört springe ich auf und gehe auf Max zu: "Du kannst uns doch nicht so erschrecken! Es hätte sonst was passieren können! Stell dir mal vor, einer von uns hätte sich oder den Anderen vor Schreck verletzt! Dann müsstest du das jetzt wieder gut machen!" Ich gehe schnell zu Marti, packe ihn am Handgelenk und ziehe ihn mit mir zu meinem Zimmer.
Als wir beide drin sind, schließe ich ab und bleibe an der Tür stehen. Es vergehen einige Minuten, bis man ein wütendes Stampfen hört und Max wütend an die Tür klopft. "Luna! Das war ein hundsgemeiner Trick! Das lasse ich nicht durchgehen! Komm sofort raus, damit wir das klären können!!!"

Gelassen ignoriere ich Max und setze mich auf mein Bett. Ich zeige mit Blick auf den verwirrten Marti auf den Sitzsack zu meiner linken. Er versteht und lässt sich in den Sack fallen. "Und jetzt?" Er sieht mich erwartungsvoll an. "Warten wir, bis er sich wieder beruhigt hat. Es ist ja nicht das erste Mal, dass ich dieses Spiel mit ihm mache." Ich grinse. Marti nickt langsam. "Respekt. Ich hätte mich das nie getraut. Du kannst ja richtig fies sein, wenn du willst. Find ich gut!" Marti wirft mir einen Blick zu, der mein Herz wieder schneller schlagen lässt. "Wieso findest du das gut?" frage ich nach. "Naja, ich mag Menschen, die auch mal böse sein können und nicht nur ihre guten Seiten zeigen. Schließlich lernt man einen Menschen so am besten kennen!"

Als ich über Marti's Worte nachdenke, fällt mir auf, dass das Klopfen leiser geworden ist und Max recht traurig klingt. Ich gehe schnell zur Tür und öffne sie. Max hat schon ein paar Tränen vergossen und wirkt insgesamt recht erschöpft. Wir umarmen uns: "Max, es tut mir leid. Du hast mich nur so erschrocken, da ist mir wohl eine Sicherung durchgebrannt." Er schüttelt den Kopf. "Nein, Lumi. Ich habe mich scheiße verhalten. Ich fand es nur so schön, dass du endlich glücklich aussiehst! Und Marti ist echt ein guter!" Marti kommt zu uns. "Es ist immer wieder schön zu sehen, wenn sich Geschwister vertragen!" Max und ich sehen uns an und lachen. 

___ 1 Woche später ___

Es klingelt mein Wecker. Als ich ihn ausschalte, will ich mich umdrehen und weiterschlafen. Heute ist der erste Tag an der neuen Uni! Mit einem Schlag bin ich hellwach und stehe auf. Nach Besuch des Badezimmers, ziehe ich mich an und gehe frühstücken. In der Küche finde ich einige Sandwiches aufgestapelt mit einem Zettel dran. "Guten Morgen, Luna! Hier eine kleine Stärkung von uns! Viel Spaß in der Uni, bis heute Abend! Steve, Rick, Marti und Frodo!" Lächelnd schüttle ich meinen Kopf. Die Jungs sind wirklich nett. Es war eine gute Idee, ihnen meine Angst mitzuteilen, dass ich keinen Anschluss finde.
Ich packe meine Stärkung ein und gehe zur Haustür. Nach einer kurzen Überprüfung, ob ich alles mithabe, gehe ich nach draußen und warte auf Jenny. 

Nur 5 Minuten später ist Jenny da und wir gehen zur nächsten U-Bahnstation. "Wir müssen einmal umsteigen in die U3. Die Haltestelle heißt Freie Universität, kann man also nicht verfehlen. Hast du jetzt ein Monatsticket?" "Ja. Das habe ich mir gestern noch besorgt." "Und sonst ist alles gut bei dir? Nervös? Aufgeregt?" "Es hält sich in Grenzen, aber ganz ehrlich? Fühlt sich an wie der erste Tag in der Grundschule." "Ach, keine Sorge. Wird schon alles gut gehen. Ich bin doch bei dir!" Sie harkt mich ein. Die U-Bahn ist da und wir suchen uns einen Sitzplatz.
Nach einigen Haltestellen steigen wir in die U3 um, in der es von Studenten nur so wimmelt. Dennoch findet Jenny ihre Freundin Celine. 

Celine ist einen Kopf kleiner als ich, etwas pummelig, und hat längere lilane Haare. Sie trägt eine Brille, hinter der ihre grün-grauen Augen recht klein aussehen. An ihrer Kleidung mag ich ihre Schuhe. Es sind zwar einfache Sneaker, aber sie sind bemalt. "Und das ist meine neue Freundin Luna. Luna das ist meine Studierkollegin und beste Freundin seit 10 Jahren Celine!" "Hi, Celine! Schön dich kennenzulernen." Ich strecke ihr die Hand entgegen, aber sie umarmt mich, als wären wir schon Freunde. "Die Freude ist ganz meinerseits. Jede Freundin von Jenny ist auch meine Freundin!" "Du studierst also auch Chemie?" Sie nickt. Ihre Offenheit mir gegenüber gefällt mir und ihr Frohsinn ist echt ansteckend. 

Wir kommen an der Haltestelle an und folgen dem Strom von Studenten. Die Uni kommt in Sicht und staune, wie groß sie ist. "Sag mal, hier gibt es doch bestimmt eine Bibliothek? Kommt die auch dran, wenn ihr mich rumführt?" Celine bestätigt es mir. "Zuerst sollten wir uns die fehlenden Infos besorgen und treffen uns dann mit Liz in der Kantine. Sie wartet dort auf uns und hält einen Tisch frei." Jenny schaut weiterhin auf ihr Smartphone. "Wer ist Liz?" frage ich verwirrt "Meine Sandkastenfreundin. Du wirst sie sicher mögen!" erklärt mir Celine. 

20 Minuten später haben wir alles und suchen Liz in der Kantine. "Ah! Da ist sie. Tisch am Fenster. Geht schon mal hin, ich hole mir noch ein Brötchen!" sagt Jenny zu uns, als sie sich an die Schlange stellt. Ich folge Celine, die mich an die Hand genommen hat zu einem Tisch, an dem ein Mädchen mit grünen Haaren und einer schwarzen Dreadlock sitzt. Sie tippt auf ihrem Smartphone und scheint uns erst zu bemerken, als wir uns setzen.
Sie begrüßt Celine mit einer herzlichen Umarmung und mich mit einem lässigen "Was geht?" Meine Antwort: "Alles was Beine hat!" scheint ihr zu gefallen. "Ich bin Liz." Sie hält mir ihre Faust entgegen. Ich schlage mit meiner Faust dagegen. "Nenn mich Luna!" "Luna, ich mag dich. Wir sind jetzt Freunde. Lass ma Nummern tauschen." "Ok. Hier hast du meine." Ich reiche ihr mein Smartphone und sie tippt sich die Nummer ab. "Ich klingel dich an, dann hast du meine." Auf dem Display erscheint ihre Nummer, die ich direkt abspeichere. "Ich pack dich mal in unsere WhatsAppgruppe, damit gehörst du zu uns."

"Liz, was studierst du? Auch Chemie wie Jenny und Celine?" "Nein, ich fühle mich der Biologie näher. Mein Schwerpunkt liegt auf Genetik. Und du?" "Hört sich spannend an. Ich gehöre zur Physik und am liebsten habe ich Quantenphysik!" "Damit hätte ich nicht gerechnet. Wie ist dein Abiturschnitt?" "1,3" "Whaaaat? Du bist ja noch schlauer, als du aussiehst." "Äh... Danke?" Als Jenny zu uns kommt, sagt sie noch: "Leute, wir müssen zu unseren Räumen! Die Zeit drängt!" bevor sie gefolgt von Celine aus der Kantine stürmt.
Liz packt gemütlich ihre Sachen. "Musst du nicht auch los?" "Ich hab es nicht so weit wie sie. Wo musst du denn hin?" Ich nenne ihr die Raumnummer. "Ach, dafür musst du in dieses Gebäude und in den 2. Stock." Sie zeigt auf das Gebäude gegenüber der Kantine. "Danke, Liz. Wir sehen uns später?" Sie zwinkert mir zu, schnalzt mit der Zunge und zeigt mir einer Fingerpistole auf mich, bevor sie geht.
Ich mag Liz. Sie ist einfach sie selbst und wie es scheint, ist es ihr scheißegal, was andere über sie sagen. Ich bewundere sie dafür. Ich kann das nicht so gut. 

Ich finde meinen Raum schneller als gedacht und setze mich auf einen der freien Plätze. Der Raum füllt sich weiterhin, bis die Tür geräuschvoll geschlossen wird. Ich schaue zur Tür und sehe meinen neuen Professor zum Pult schreiten. Er ist recht groß und auf eine seltsame Art und Weise angsteinflößend. Sofort ist es still im Raum, als er anfängt zu reden. "Ich bin Professor Ferguson. Willkommen im 2. Semester an der Freien Uni Berlin im Fachbereich Physik. Ich hoffe ihr hattet alle schöne Tage. So. Damit die neue Studentin weiß, wo wir sind, wiederholen wir alles, was wir letztes Semester durchgenommen haben. Alex, Sie fangen an!" Alex fängt an und ich mache mir eifrig Notizen.

Im Laufe der letzten Woche habe ich mir meine Notizen von meinem ersten Semester natürlich schon angeguckt, sodass ich jetzt gut mitkommen kann. 
Nach der Vorlesung ruft mich Prof. Ferguson zu sich. "Es ist sehr riskant, mitten im Jahr mit dem Studium zu beginnen. Kommen Sie damit klar?" "Professor. Keine Sorge. Ich bin gut mitgekommen. Ich habe mir natürlich vorher meine Notizen aus meinem ersten Semester ausführlich durchgelesen, sodass ich wieder auf dem neusten Stand bin."

"Erstaunlich. Einfach erstaunlich. Ihr Erstsemester ist so lange her. Ich habe mir ihre Noten in der Schule angesehen. Sie haben eine interessante Geschichte. Wenn Sie mal nicht mitkommen sollten oder Fragen haben, können Sie sich an mich wenden." "Ich danke Ihnen Professor. Wenn ich sie brauche, weiß ich ja, wo ich Sie finden kann. Sie haben einen übrigens einen interessanten Akzent. Klingt britisch. Stimmt das?" "Sie haben wirklich ein feines Gehör. Kaum jemand bemerkt ihn. Ja, es ist britisch, aber ich bin schon in der 3. Generation in Deutschland geboren. Sie werden erwartet." Er deutet auf die Tür.
Als ich mich dahin drehe, sehe ich sofort die grünen Haare von Liz. Ich schnappe mir meine Tasche und eile zu ihr. "Du hast Ferguson?" "Ja?" "Du Glückspilz. Er ist einer der besten in Physik. Komm, die anderen warten schon auf uns!" Liz packt mich am Handgelenk und zieht mich zur Kantine.

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Heyo! Jetzt geht der Studiumsalltag los! Wird Luna noch Zeit finden, sich mit Marti auszusprechen? Wird sie genügend Zeit haben, sich um ihre neue YouTuber-Karriere zu kümmern? Klingt stressig? Ja. Aber Luna wird einen Weg finden, alles unter einen Hut zu packen! Bleibt dran!

Tschüssili!

Auf der Suche nach Heimat (Marti Fischer & Co. KG FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt