98. Kapitel

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Ich lehne an den Fliesen gegenüber vom Waschbecken und der Dusche. Seit einiger Zeit sitze ich nun schon hier. Die Zimmertüre war offen und ich wir im Begriff nach unten zu gehen, doch als ich aber die Badezimmertür aufgemacht habe, war kaum mehr zu überhören, wie Laut sich die Tomlinson Familie unten im Esszimmer streitet. Daher sitze ich wieder hier, so wie gestern Abend schon. Ich hab die Tür offen gelassen, aber ich höre dem Streit nicht zu. Ich weiß nur, dass er jetzt seit einer guten viertel Stunde geht. Ich verstehe nicht, was sie sagen, aber ich höre immer wieder Louis' Stimme heraus.

Gestern haben sie sich ebenfalls gestritten. Ich habe mich nicht eingemischt. Irgendwann bin ich schlafen gegangen. Ich habe versucht den Kopf frei zu bekommen. Heute morgen bin ich aufgewacht und habe mir gesagt, dass es besser wird; dass man alles klären kann. Ich weiß, dass ich mich nicht einmischen sollen, aber sie streiten schon wieder. Louis ist schon einmal zum Frühstück runter gegangen und ich musste noch kurz ins Badezimmer.

Nach weiteren fünf Minuten stehe ich seufzend auf und gehe zur Treppe. Hier höre ich schon deutlich klarer, was Sache ist. „-Das glaubst du doch selbst nicht!" ruft Mrs. Tomlinson wütend. „Doch, Mum! Und es ist meine Sache!" Louis ist so wütend, wie ich ihn nur selten erlebt habe. Seine Stimme ist stark, er klingt selbstbewusst, aber trotzdem ist er rasend.

„Glaubst du wirklich ich werde mich nicht einmischen?!" fragt seine Mutter nun geschockt, aber weiterhin merkt man, wie wenig sie von diesem Etwas, worum es hier geht, hält. „Du solltest es nicht tun!" - „Werde ich aber!" Kurz ist es still und ich möchte weiter gehen, aber da höre ich Mrs. Tomlinson sagen „Ich will nicht, dass ihm das Herz gebrochen wird." Als ich realisiere, dass sie mich meint, stürme ich nahezu die Treppe herunter. Ich erblicke lediglich Troy, Louis, Mrs. Tomlinson und die älteren Zwillinge. Sie alle sehen mich erstaunt an. Louis seufzt. „Du hast es gehört." stellt er fest. „Ein wenig davon." sage ich und atme tief durch. Dann sehe ich Mrs. Tomlinson an. „Er wird mir nicht mein Herz brechen. Er liebt mich." sage ich. Ich habe viel Selbstbewusstsein an den Tag gelegt, wie es nur möglich war. Ich sehe die direkt an. Mein Blick ist stark, meine Haltung gerade und meine Stimme fest.

„Das glaubst du?" fragt Phoebe etwas überrascht und sieht mitleidend an. „Ich weiß es." sage ich nur und blicke zu ihr. „Tut mir leid, aber er kann nicht lieben. Niemanden. Er ist dazu nicht in der Lage." erwidert er sie. Mein Auftreten verliert ein wenig an Sicherheit. „Wieso sagst du so etwas?" frage ich sie und sie seufzt. „Es tut mir leid, Harry, aber -"

„Phoebe!" fällt Louis ihr sofort ins Wort und sie verstummt. Sein Blick sagt mehr als deutlich, dass sie es besser sein lassen solle. Er will partout nicht, dass sie ausspricht, was ihr auf den Lippen liegt. Gerade das macht es für mich in diesem Augenblick jedoch so interessant. Ich sehe ihn verwundert an. „Wieso nicht?" - „Das würdest du nicht verstehen."

Ich verdrehe die Augen und sehe zu Phoebe. „Sag es mir, bitte." sage ich etwas sanfter und sie sieht kurz zu Louis, nickt dann aber. „Naja... ich denke einfach, dass er niemanden lieben kann, wenn er nicht einmal diese Gefühle für seine eigene Familie hat. Er kann nicht lieben, Harry." Ich stocke und sie sieht mich entschuldigend an. Es ist komplett still im Raum.

Ich drehe mich zu Louis. „Sag was dazu." Er schweigt. „Bitte." füge ich hinzu und nehme seine Hände in meine. „Ich glaube nicht, was ich da höre. Ich kenne dich und ich glaube das einfach nicht." versuche ich es weiter. Er entzieht seine Hände aus meinen und geht einen Schritt zurück. Gleichzeitig spüre ich, wie das stechen in meinem Herzen immer schmerzvoller wird. Ich schlucke und sehe zu Phoebe, Daisy und dem Rest der Tomlinson Familie. Sie alle blicken mich voller Mitleid an. Ich tue ihnen leid. Sie wussten es von Anfang an und daher hat sowohl Phoebe, als auch Mrs. Tomlinson so abweisend reagiert. Sie glauben nicht, dass ich je wiederkommen werde.

„Es stimmt nicht..." sagt Louis leise. Er dreht sich weg. Ich sehe kurz den verwunderten Blick von seiner Mutter, beachte ihn aber nicht weiter. Ich gehe zu Louis und stelle mich ihm gegenüber. Ohne zu zögern lege ich meine Hände auf seine Wangen und fange seinen Blick. „Rede mit mir." bitte ich ihn und küsse ihn sanft. Dann nehme ich seine Hände und gehe mit ihm in das große Wohnzimmer. Wir setzen uns auf die Cremefarbene, große Couch. „Was ist passiert, Louis?" frage ich erneut und er blinzelt immer wieder. Ich tue so, als würde ich nicht merken, was er da tut, aber trotzdem weiß ich, dass er gerade nichts anderes tut, als sich die Tränen in seinen Augen weg zu blinzeln. Er will nicht weinen. Er denkt, es sei schwach. Aber ich denke, dass es genau das ist, was in diesem Augenblick das beste wäre; er darf seine Gefühle nicht weiter unterdrücken. Jedenfalls nicht permanent.

„Ich... ich weiß nicht, was ich noch machen soll." gibt er nach einigen Minuten der Stille zu. „Ich habe meiner Familie dieses Haus gekauft, ich kaufe ihnen alles, was sie sich wünschen. Ich versuche ihnen alles recht zu machen und trotzdem wollen sie mich nicht mehr." seine Stimme bricht und ich nehme ihn in den Arm. Das erste mal bin ich dabei, wie Louis stumm weint „Shht.." ich streiche ihm durch seine Haare und drücke ihn an mich. Oh Louis...

„Was soll ich noch machen, Harry? Es ist doch meine Familie..." schnieft er. „Rede mit ihnen. Es gibt eine Lösung." versichere ich ihm. Wir sitzen hier noch eine Weile. Immer mehr verstehe ich, wieso seine Schwester und seine Mum so reagiert hat, als ich hier aufgekreuzt bin. „Sie denken, ich kann niemanden lieben. Sie denken, ich breche dir das Herz... Sie wollen nicht, dass du verletzt wirst." Er wischt sich über die Augen. „Sie sagen, es ist besser, wenn du gehst." sagt er und ich schlucke. Er sieht mich entschuldigend an. Er weiß genau, wie viel es mir bedeutet hat, dass seine Familie mich mag. Jetzt schiebe ich diesen Punkt jedoch erst einmal zur Seite. Es geht hier um Louis und das ist deutlich wichtiger. Ich überlege einen Augenblick, stehe dann aber auf. Ich strecke ihm meine Hand hin und er nimmt sie zögerlich. Ohne etwas zu sagen, gehe ich mit ihm wieder in die Küche. Louis steht zur Seite. Er hasst es so sehr, all seinen Stolz über Bord zu werfen.

„Wieso denken Sie das?" frage ich an seiner Stelle. „Wie sollte ich nicht?" Mrs. Tomlinson schnaubt verächtlich. „Er lässt sich nie blicken. Er ist nie hier. Er schiebt uns immer nur Geld zu, damit wir ruhig sind." Louis schüttelt den Kopf. „Nein.." sagt er etwas leiser. „Ich möchte nur, dass es euch gut geht." fügt er hinzu, aber Phoebe verdreht die Augen. „Deswegen sehe ich meinen Bruder ja auch nur noch durch den Fernseher."

Ich begreife schnell, worum es hier geht und ich kann sie ehrlich nachvollziehen. Louis jedoch schient es nicht zu verstehen und ich merke, wie er sich langsam aber sicher wieder aufregt. „Louis... vergiss das Geld." sage ich sanft und so liebevoll es geht. Er dreht sich zu mir. „Eine Person, die man liebt um sich zu haben, ist mehr wert, als alles Geld der Welt." sage ich ihm und mein Blick sagt den Rest. Ich sehe ihn fragend an und er versteht. Kein Geld würde er annehmen, wenn er mich dafür nicht mehr sehen könnte und anders herum ist es genau so. Für nichts auf der Welt würde ich ihn hergeben.

Er sieht zu seiner Mum, seinen Schwestern und seinem Dad. Es ist lange still im Raum. Sehr lange sagt niemand auch nur einen Ton. Ich bin mir in diesem Augenblick nicht sicher, ob ich wirklich das Richtige getan habe, aber schlimmer konnte es kaum werden. Ich will nicht, dass Louis weiterhin eine derartige Beziehung zu seiner Familie hat. Auch wenn er es nicht zugeben will, weiß ich, wie sehr es ihn beschäftigt hat. Ich bin sicher, es ist eine lange Zeit so gewesen. Daher hat Louis es versteckt; es nicht an sich heran gelassen. Aber er ist in diesem Moment so verwundbar, dass er versteht, wie es sich anfühlen muss. Er hat nie verstanden, weshalb seine Familie ihn abweist.

Er geht einen Schritt auf seine Mum zu. Meine Hand löst sich aus seiner. Da tritt Daisy neben mich. „Danke." sagt sie ehrlich und ich höre nichts als Liebe aus ihrer Stimme. Ich lächle kurz und sehe dann, wie Louis seiner Mum in den Armen liegt und sich an sie klammert. In diesem Augenblick ist er nicht der große Louis Tomlinson; der Medienstar und Sänger. In diesem Moment ist er der junge Louis Tomlinson, der einfach nur seine Familie vermisst hat; der einfach nur unglaublich froh ist, hier zu sein und hoffen zu können, dass sich dieser Teil seines Lebens endlich wieder bessert.


:)) so viel also dazu

Always You || Larry Stylinson AU #iceSplinters19Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt