4. Kapitel

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Es ist offensichtlich, dass meinen Gegenüber es mir nicht sagen will, doch ich stehe nicht in der Position mich beschweren zu können. Zum einen habe ich ihm gerade exakt die gleiche Antwort gegeben, zum anderen bin ich hier nur Begleitung und keinesfalls Absolvent der Universität oder sonst irgendwie wichtig.

Ich spüre einen Blick auf mir und ohne weiter darüber nachgedacht zu haben, drehe ich mich zu ihm und sehe ihn an. Ich erkenne genauso viel wie vorher, da der Mond hinter ihm am Himmel steht und dadurch nicht einmal durch diesen etwas Licht auf sein Gesicht fällt, doch ich bin sicher, er kann mich dadurch einigermaßen erkennen.

Ich würde etwas sagen, aber in diesem Augenblick ist es mir nicht möglich. Wie ich doch erkennen kann, ist er etwas größer als ich, doch das war es auch schon. Trotzdem ist es so, dass ich ohne wirklich zu wissen weswegen, einen gewissen Respekt vor ihm habe. Ich weiß nicht, wie lange ich ihn ansehe und mustere und ob er dies ebenfalls mit mir tut. Ich sehe so gut wie nichts, nichts woran ihn sein Aussehen irgendwie beschreiben könnte.

Er geht einen Schritt auf mich zu und nun erkenne ich etwas mehr. Etwas Licht von innen auf ihn, da die Vorhänge nicht deckend vor den Fenstern sind, doch dieser Streifen misst kaum mehr, als einen Zentimeter.

Ich erkenne, dass er braune Haare hat, die locker gestylt sind und ihn doch seriös wirklich lassen. Dazu trägt er einen, ich schätze, dunkel blauen Anzug und er hat einen leichten Drei-Tage-Bart. Dann wandert mein Blick zu seinen Lippen. Sie sind voll, pink und leicht geöffnet, als würde er etwas sagen wollen, doch hier ist gerade nichts außer dem leichten Plätschern des Springbrunnens zu hören.

Seine Augen erkenne ich nicht, ich sehe lediglich, wie seine Wimpern Schatten werfen . Doch dann wandert mein Blick wieder zu seinen Lippen. Ich weiß nicht, ob es nur so scheint, oder ob sie wirklich diese Farbe haben. Meine Atmung ist flach, leise und ich denke gerade nur daran, bloß nichts peinliches zu machen, doch ich stehe hier nur, was soll ich peinliches machen?

Ich überlege, was ich jetzt sagen sollte. Sollte ich überhaupt etwas sagen? Sollte ich vielleicht wieder rein gehen? Oder soll ich doch hier so stehen bleiben?

Mein Gegenüber tritt einen weiteren, wenn diesmal auch etwas kleineren Schritt auf mich zu und ich gehe ebenso einen zurück. Genau dies geschieht ein zweites mal doch dann merke ich die kalte Steinmauer in meinem Rücken. Ich kann nicht weiter zurück. Ich könnte an ihm vorbei gehen und wieder zu Niall, doch ich weiß gerade nicht, ob ich das überhaupt möchte.

Ich bin ziemlich sicher seinen musternden Blick, auf mir zu spüren und ich schlucke. Ich weiß einfach nicht, wie ich mit dieser Situation umgehen soll. Diese Entscheidung wird mir einen kleinen Augenblick später abgenommen.

Ich kann wirklich nicht sagen, wie lange ich schon hier draußen bin und wie lange ich ihn bereits angeblickt habe, doch plötzlich und ohne dass ich es auch nur im entferntesten irgendwie geahnt oder in Betragt gezogen haben könnte, liegt eine Hand des mir eigentlich Unbekannten auf meinem Rücken.

Im gleichen Augenblick zieht er mich etwas zu sich und ich spüre seine Lippen auf meinen.

Ich bin erschrocken, doch meine Augen sind sofort geschlossen. Ich bin im ersten Augenblick angespannt und erwidere den Kuss nicht, doch diese Selbstbeherrschung kann ich nur kurz waren. Er küsst mich. Er küsst mich sicher und so wie ich noch nie geküsst wurde. Sofort bewegen sich seine Lippen gegen meine. Sie sind weich und doch irgendwie rau und sie fühlen sich noch besser an, als sie aussehen.

Ich erwidere ohne weiter darüber nachzudenken vorsichtig den Kuss und als er dies merkt, wird er fordernder. Ich merke wie er nun beide Arme um mich legt und mich enger zu sich zieht. Ich merke ebenfalls, wie mein Körper praktisch von selbst handelt und sich meine Arme um seinen Nacken legen.

Ich merke erneut die kalte Mauer in meinem Rücken doch jetzt ist es mir absolut egal. Ich bin verloren in dem Kuss und ein Feuerwerk durchströmt meinen Körper, als er ohne groß um Einlass zu bitten, seine Zunge in meinen Mund schiebt und den Kuss vertieft.

Würde ich jetzt klar denken können, würde ich sagen, er weiß mit 100% Sicherheit, was er tut und er ist verdammt gut darin und genau das weiß er ebenfalls. Er drückt mich gegen die Mauer des Gebäudes und küsst mich verlangender und wollender. Er hat hier die gesamte Kontrolle übernommen. Er küsst mich dominant, anders lässt es sich einfach nicht beschreiben.

Vielleicht ist es dumm von mir, jemand fremden einfach so zu küssen, oder besser gesagt mich von jemand Fremdes einfach so in dieser Art und Weise so küssen zu lassen, aber genau durch diesen Kuss ist es mir nicht möglich darüber nachzudenken, also ist es mir gerade egal. Immer wieder streicht seine Zunge über meine, spielt fast sogar mir ihr und behält doch die ganze Zeit die Kontrolle.

Seine Lippen bewegen sich perfekt zu meinen und obwohl es offensichtlich mehr als komisch und unpassend ist, fühle ich mich jetzt, genau jetzt gerade unglaublich geborgen

Doch irgendwann findet dieser Kuss ein Ende. Ich öffne meine Augen langsam wieder und sehe ihn an doch ich sehe nicht mehr als gerade schon. Ich erkenne lediglich, dass er unglaubliche blaue Augen hat

Doch dann höre ich, wie jemand meinen Namen ruft und dies ist niemand anderes als Niall. Ich sehe meinen Gegenüber noch einmal an und will etwas sagen, aber bekomme es nicht hin. Stattdessen schüttle ich nur leicht den Kopf und verschwinde wieder nach drinnen, wo ich praktisch sofort in Nialls Arme laufe.

„Wo warst du bitte so lange?" fragt er mich sofort und ich winke nur ab.

„Ich habe mir den Garten angesehen, tut mir leid, wenn ich die Zeit vergessen habe." antworte ich ihm schnell, da ich ihm jetzt definitiv nicht von meiner Begegnung auf dem Balkon erzählen möchte oder werde.

Er gibt sich zum Glück mit meiner Antwort zufrieden und zieht mich zurück in den großen Saal.

„Der Direktor hält jetzt eine Rede." sagt er nur kurz und erklärt mir mit auch kurz, weswegen er mich suchen war. Ich nicke nur und versuche mich auf die Worte des Mannes hinter dem Rednerpult zu konzentrieren, aber das ist kaum möglich, denn meine Gedanken kreisen gerade zu ausschließlich um den Kuss gerade und den Unbekannten, mit dem ich diesen Kuss geteilt habe.

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Always You || Larry Stylinson AU #iceSplinters19Where stories live. Discover now