22. Kapitel: Kampf an zwei Fronten

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Astrid

Ich tausche einen letzten Blick mit Lydia. Diese blickt mich entschlossen an. „Das Spiel beginnt!" Formen ihre Lippen und ich nicke, ab jetzt liegt es ganz allein an mir! Schweigend gehe ich in die Arena, die Stille ist fast unheimlich. Als Kind habe ich mir oft vorgestellt, wie es wäre den Albtraum töten zu dürfen. Jahrelang habe ich dafür trainiert, aber jetzt, wo mein Wunsch Wirklichkeit geworden ist, will ich es garnicht mehr. Auf den letzten Metern meines Weges denke ich an Hicks, der im Moment gegen den roten Tod kämpft. Ich war dagegen, dass er es macht, aber letztendlich musste ich nachgeben. In der Mitte der Arena bleibe ich stehen, noch immer ist es gespenstisch still. Ich hebe den Kopf und nehme meine Streitaxt in beide Hände. Mein Blick begegnet dem von Grobian, ich nicke ihm, zum Zeichen, dass ich bereit bin, zu. Er betätigt den Hebel und der Albtraum kommt aus seinem Käfig. Er sieht nicht sehr gefährlich aus, doch als er meine Axt sieht verengen sich seine Augen zu Schlitzen. Es gibt ein klirrendes Geräusch, als sie auf den Boden fällt. Aus den Augenwinkeln sehe ich, wie Lydia Viggo am Arm berührt um ihn abzulenken. Jeder muss seinen Teil dazu beitragen. Auch Rotzbacke und die Zwillinge machen sich bereit, um den Notfallplan auszuführen. Ich hoffe, dass er nicht nötig sein wird. Mit dem Fuß schiebe ich die Axt von mir weg und die Pupille des Drachen vergrößert sich wieder. Langsam gehe ich auf den Albtraum zu, jetzt geht es aufs Ganze. Die Menge keucht auf, als ich direkt vor dem Drachen stehenbleibe. Langsam strecke ich die Hand aus, als der Drache, den ich töten sollte, seinen Kopf dagegen presst, durchflutet Erleichterung meinen Körper. Ich habe es tatsächlich geschafft! Um mich herum wird es lauter, als die Wikinger anfangen laut über das Gesehene zu diskutieren. In dem Moment stürmt Rotzbacke in die Arena und läuft auf den Albtraum zu. Hinter ihm kommen auch die Zwillinge zu mir. Ich schaue nach oben und sehe, dass Fischbein die Hebel betätigt. Einer der Wikinger schreit auf und das Gemurmel wird noch lauter. Mir ist es egal, denn im nächsten Moment kommt Sturmpfeil, mein Nadder, auf mich zu. Ich bin so erleichtert, dass ich ihr erstmal um den Hals falle. Dabei habe ich ganz vergessen, dass unser Plan auch von anderen Faktoren abhängt. Haudrauf zum Beispiel und Hicks...

Hicks

„Du musst den Drachen irgendwie nach draußen locken, im Berg hast du keine Chance." Hat Lydia kurz vor dem Aufbruch gesagt. Das ist leichter gesagt als getan, denn wie lockt man einen Drachen aus der sicheren Deckung? Jedenfalls schaffen wir es tatsächlich irgendwie, doch bessermachen tut es das auch nicht. Dieser Drache ist noch riesiger, als ich ihn mir vorgestellt habe. Er brüllt und schaut mich durch seine acht Augen an. Die anderen Drachen haben das weite gesucht, als der Berg zusammengestürzt ist. Nun gibt es nur noch Ohnezahn, den roten Tod und mich. Da offenbart sich mir ein weiteres Problem, der rote Tod scheint endlose Feuerkapazitäten zu haben und ist stark gepanzert. Es ist schier unmöglich ihn irgendwo zu treffen. Ohnezahn weicht einem weiteren Feuerschwall aus und wir fliegen hinter den Drachen. So geht das eine ganze Weile, bis mir schließlich die rettende Idee kommt. In meinem Kopf halt eine Stimme wieder, die ich nicht zuordnen kann. „Von innen sind die wenigsten Drachen feuerfest!" Flüstert sie. Ich beuge mich zu Ohnezahn hinunter: „Wir müssen ihn in die Luft bekommen und dann versuchen einen Treffer in seinem Maul zu landen." Zwar bin ich mir sicher, dass der riesige Drache vor uns mich nicht verstehen kann, doch ich flüstere trotzdem. Immerhin scheint mich mein Drache verstanden zu haben, denn er feuert einen weiteren Schuss ab. Die Kapazität beträgt bei einem Nachtschatten 6 Schüsse, 5 davon haben wir bereits verbraucht, wir haben nur einen Versuch! Immer höher steigt Ohnezahn in die Luft, es ist, als wären wir eins geworden. Mit einem grauenvollen Brüllen steigt auch unser Kontrahent in die Luft. Er folgt uns! Längst haben wir die Wolkendecke erreicht und der Drache folgt uns noch immer. Schließlich wird ihm seine Größe jedoch zum Verhängnis. Seine Augen weiten sich als er abstürzt. Ich gebe Ohnezahn das Signal ihm zu folgen. Leise zähle ich die Sekunden, der riesige Drache fällt nach unten. Dann reißt er sein Maul auf und setzt zu einem Schuss an. Es sollte sein letzter werden, denn in genau diesem Moment gibt Ohnezahn seinen letzten Schuss ab. Mit geschocktem Blick beobachten wir, wie der Drache auf dem Boden aufschlägt und in Flammen aufgeht. Ein letztes Mal gleiten wir über unseren Gegner hinweg. Mir wird klar, dass der rote Tod nun Geschichte ist. Während wir auf den brennenden Drachen schauen schwöre ich mir, dass ich sowas nie wieder machen werde. Egal was passiert, ich werde eine andere Lösung finden. Vielleicht werde ich das aber auch garnicht mehr müssen. Der brennende Schwanz des Drachen kommt genau auf uns zu. Ohnezahn schafft es nicht mehr auszuweichen und wir stürzen in die Tiefe. Ich sehe den Boden immer näher kommen, dann verliere ich das Bewusstsein.

Lydia

Astrid hat es geschafft, alle haben gesehen, dass Drachen nicht die Biester sind, die sie in ihnen sehen. Am liebsten hätte ich einen Luftsprung gemacht, aber nun beginnt mein Part. Während die Anderen in die Arena zu ihren Drachen laufen, folge ich hinter Viggo her. Dieser geht schnurstracks zu Haudrauf, der gerade nicht sonderlich gut aussieht. Zu meinem Erstaunen lässt er Viggo jedoch links liegen und kommt direkt zu mir. „Wo ist Hicks?" Fragt er und schaut mich besorgt an. Mal überlegen, er ist gerade da draußen und kämpft alleine mit seinem Nachtschatten gegen einen Drachen, der mindestens dreimal so groß und dreimal so gefährlich ist. Aber sonst ist sicher alles super. Moment, eigentlich sollte er längst wieder da sein! Zumindest Verstärkung sollten wir ihm nun, wo es möglich ist schicken. Ohne weiter auf Haudrauf oder Viggo zu achten drehe ich mich nun um und stürme in die Arena. Direkt vor Astrid bleibe ich stehen: „Kannst du nach Hicks sehen, es könnte sein, dass er in Schwierigkeiten steckt!" Stoße ich hervor, sie nickt und steigt auf den Rücken des Nadders. Bevor Haudrauf etwas tun kann ist sie in der Luft und aus der Arena geflogen. Erleichtert Atme ich auf, zumindest das wäre geschafft. Nur Haudrauf habe ich übersehen. Dieser ergreift nun mit strenger, emotionsloser Stimme das Wort. „Ihr," er deutet auf uns: „erklärt mir jetzt sofort, was hier los ist." Viggo grinst mich überheblich an, es sieht so aus, als wäre diese Schlacht noch nicht vorbei.

Noch ein Kapitel, dass sehr stark am Film orientiert ist. Dieses Mal ist es wirklich das letzte 😅. Weiter geht es nächsten Montag mit einer Menge Erklärungen. Bis dann, jolannasa

Fünf Jahre Where stories live. Discover now