8. Kapitel: Drachentraining, lass uns tanzen

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Hicks

Lydias Geschichte hat gestern alle sehr beeindruckt, sodass wir uns nach dem Essen schnell verdrücken mussten. Sonst stände sie wahrscheinlich jetzt noch in der großen Halle und würde über was weis ich was erzählen. Da das aber nicht passiert ist stehen wir stattdessen wieder in der Arena und warten darauf, dass Grobian einen weiteren Drachen auf uns loslässt. Wenn ich es richtig in Erinnerung habe, ist heute der tödliche Nadder dran. Zumindest sieht es danach aus, denn in der Arena ist ein ganzes Labyrinth aus Stellwänden aufgebaut. Noch befinden wir uns in der Mitte und der Nadder sich in seinem Käfig. Jedoch ist Grobian gerade dabei das zu ändern: „Denkt daran, schnell und flink zu sein." Gibt er uns noch mit auf den Weg, dann geht das Tor auf und der Nadder stürmt in die Arena. Letztes Mal habe ich den Fehler gemacht, mich nicht richtig darauf zu konzentrieren. Das kann mir dieses Mal nicht passieren, denn noch einmal möchte ich Astrids Stiefel nicht in meinem Gesicht spüren. Nicht mein bester Tag... Sofort verteilen wir uns in der Arena, nur Lydia bleibt stehen und schaut zu dem Nadder hinauf. Dieser schaut sie kurz an und legt denn Kopf schief. Es ist, als ob er nachdenken würde. Ich weis nicht, was ich in dieser Situation getan hätte. Aber das was sie macht, sicher nicht. Sie bleibt einfach stehen, ihre Körperhaltung ist entspannt. Ihr ist keine Angst anzusehen und das obwohl sie keinen Schutz hat. Der Moment zieht sich eine halbe Ewigkeit, in der ich mir nicht sicher bin, was ich von dem ganzen halten soll. Dann wendet der Drache seinen Blick ab und wendet sich den Zwillingen zu, die wie könnte es anders sein, mal wieder streiten. Schnell blicke ich mich um, niemand außer mir hat die Szene richtig sehen können. Das war unglaublich und hatte nichts mit Musik zu tun, also nicht das ich etwas davon verstehen würde. Bevor ich es weiter verarbeiten kann werde ich fast von Astrid umgerannt. Ich springe zur Seite und habe dann endlich Zeit mir einen Überblick zu verschaffen: Die Zwillinge und Gustav sind bereits raus, Rotzbacke und Astrid stehen vor mir und Fischbein und Lydia sind nirgends zu sehen. Da ertönt ein Schnauben und wir bewegen uns schnell weiter. „Fischbein ist raus!" Ertönt Grobian's Stimme und Fischbein verlässt erleichtert die Arena. Nun nimmt der Nadder Rotzbacke, Astrid und mich ins Visier, wir schaffen es gerade so auszuweichen. Wobei ich mich besser als beim letzten Mal anstelle. Zu irgendwas war dieses Training also doch gut. Dann bietet sich eine günstige Chance zum Angriff. Es ist Rotzbacke, der die Axt wirft und vielleicht hätte er getroffen, wenn die Axt nicht aus unerklärlichen Gründen die Richtung geändert hätte. Es gibt ein klirrendes Geräusch, als sie auf dem Boden aufschlägt. Was den Nadder dazu bringt, sich umzudrehen. Ich bin nicht schnell genug und stehe ihm kurz darauf gegenüber. Er beachtet mich aber nicht und mir fällt ein, dass er frontal einen Totenwinkel hat. Rotzbacke neben mir hat nicht so viel Glück, er wird ein paar Sekunden später aus der Arena gerufen. Wieder drehe ich mich im Kreis, doch Lydia ist immer noch nich zu entdecken. Noch immer beachtet der Nadder mich nicht, sondern nimmt Astrid ins Visier.

Astrid

Nur am Rande bekomme ich mit, wie Rotzbacke aus der Arena gerufen wird. Ich bin komplett auf meinen Gegner fixiert. Eigentlich dachte ich, dass ich noch etwas Zeit habe, doch der Nadder lässt Hicks einfach links liegen. Mit einem Schnauben kommt er auf mich zu. Nur, dass es eher spielerisch als gefährlich klingt. Anstatt zu feuern schaut er mir einfach nur in die Augen. Ich spüre, wie sich etwas in mir regt. Eine Erinnerung, die ich in den hintersten Winkel meines Gedächtnisses verbannt habe. Mein Gesichtsausdruck wird hart, ich habe ihn schon einmal besiegt. Ich besiege ihn auch noch mal! Als hätte er meine Gedanken gelesen verengen sich seine Pupillen plötzlich und er macht sich zum Angriff bereit. Jedoch ertönt auf einmal ein lautes Geräusch, was ihn von mir ablenkt. Ich drehe meinen Kopf zur Seite und sehe Hicks, der gerade einen Schritt zurück macht. Der Nadder macht ebenfalls einen Schritt nach vorne und gibt den Blick auf eine Axt frei. Es ist die Axt, die Rotzbacke vorher geworfen hat. Es ist genau das, was ich brauche! Von einen Moment auf den Anderen blende ich alles aus und konzentriere mich ganz auf den Weg. Ohne auf Hicks zu achten schlage ich einen Hacken und stehe kurz darauf hinter dem Drachen. Triumphierend halte ich die Axt in die Höhe, als mir etwas ins Auge fällt. Irgendwas, das nur wenige Meter entfernt liegt blendet mich. Ohne weiter nachzudenken gehe ich darauf zu und erkenne einen Pfeil, dessen Metallspitze mich geblendet hat. Wer sollte einen Pfeil in die Arena schießen? Ich hebe ihn kurzentschlossen auf und bemerke, dass die Spitze seltsam geformt ist. Sie ist eher breit als spitz, doch das Metall ist nicht verformt. Das erste mal, schaue ich wieder zu Hicks. Er ist immer noch mit dem Nadder beschäftigt, stellt sich dabei aber erstaunlich gut an. Geschickt weicht er den Feuerstößen aus. Langsamer kommt er allerdings trotzdem in Bedrängnis. Ich sollte ihm helfen, wie er vorher mir geholfen hat. Ohne groß zu überlegen schlage ich den Pfeil gegen die Axt. Es gibt ein lautes unangenehmes Geräusch, sofort fährt der Nadder herum und beäugt mich misstrauisch. Es scheint so, als würde er abschätzen, was er von mir halten soll. Dann wendet er sich wieder Hicks zu, der dieses Mal einfach nur da steht. Doch der Nadder macht keine Anstalten anzugreifen. Schließlich wird es wohl auch Grobian zu bunt, jedenfalls beauftragt er kurz darauf Lydia, die wieder aufgetaucht ist, den Nadder zurück in den Käfig zu bringen.

Lydia

Langsam gehe ich auf den Drachen zu und summe dabei wieder die Melodie. Für einen Moment schaue ich ihm in die Augen, dann führe ich ihn zurück in den Käfig. Er folgt mir bereitwillig, schaut dabei aber mehr als einmal zu Astrid. „Tut mir Leid," dann rastet der Riegel ein und sperrt den Nadder zurück in seine Zelle. Um seinem, oder besser ihrem, traurigen Blick zu entgehen begebe ich mich sofort zurück zum Eingang. Dort stehen zu dem Zeitpunkt nur noch Fischbein und Grobian, die zu diskutieren scheinen. Aus Ermangelung an Alternativen stelle ich mich dazu.

Fünf Jahre Where stories live. Discover now