Station 2: Der steinige Tod

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Es wurde immer später. Es wurde dunkler. Wir hatten immer noch keinen freiwilligen. Ich zweifelte einen Moment. Sollte ich gehen? Nein! Das konnte ich Hazel und Caro nicht antun. Sie wären am Boden zerstört! Aber wer sollte sonst gehen? Ich sah mich um, aber konnte mir nicht vorstellen irgendjemanden von ihnen sterben zu sehen. Ich war doch nicht sicher bei meiner entscheidung, aber mein Mund konnte lauter sprechen, als mein Gehirn. Also blieb mein gesunder Verstand im Hintergrund und ich rief: "Ich werde gehen!" Alle starrten mich geschockt an, besonders Hazel und Jonas. die beiden kamen angerannt und schrien: "Spinnst du! Das kannst du uns nicht antun, wir brauchen dich." Ich neigte meinen Kopf und schämte mich. Sie schrien mich an, als hätte ich irgendetwas falsch gemacht, aber ich tat doch das Richtige! Oder?

Plötzlich kam der 13 jährige Junge, von dem ich immer noch nicht wusste wie er heißt her und sagte laut: "NEIN! Nein und nochmal Nein! Gloria, du gehst nicht! Ich werde gehen. Ich kann nicht zulassen, dass du stirbst." ich schaute ihn verwundert an und sagte sanft: "Was sagst du da? Du hast noch länger zu leben als ich. Wieso sagst du das überhaupt?" "Weil...weil... Ich habe mich in dich verliebt! Und der größte Beweis der Liebe ist es, mich für dein Leben zu opfern. du kannst mich nicht davon abhalten, egal was du sagst!" "Oh mein Gott" brach ich mich zitternder Stimme heraus. Das konnte er nicht tun... ich meine, er konnte sich doch nicht für mich melden. ich wurde rot, weil es mir zum einen unangenehm war zum anderen, weil ich es von ihm total süß fand. Ich sagte ganz leise: "Gut." Er nickte und legte sich auf den steinigen Boden. In der Mitte lag ein weißes Tuch ausgebreitet, auf dass er sich legte. Dann nahm sich jeder ein Schwert. Ich als Letzte. Er sagte: "Ich werde im Himmel auf dich warten Glori." Theo, der als erstes an der Reihe war, wollte gerade mit dem Messer in seinen Arm stechen, als ich laut rief: "STOOOOP!" Alle schauten mich an. ebenfalls der kleine Junge. Ich ging zu ihm und sagte, er solle aufstehen. Er schüttelte den Kopf: "Nein, ich werde sterben Glori! Ich will das du glücklich wirst!" Er setzte sich auf. ich fragte ihn noch eine letzte Frage: "Wie heißt du überhaupt?" "Felix." "Danke Felix, ich werde dich nie vergessen" sagte ich. dann kullerte mir eine Träne die Wange hinunter. Ich beugte mich zu Felix runter und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. Dann sagte ich noch in sein Ohr: "Lebe wohl" er nickte und lächelte. Er wollte wohl einen stolzen Tod haben und nicht zusammengekauert weinen und hysterisch werden. Dann stach Theo in seinen Arm. Das Blut bedeckte das weiße Tuch. es färbte sich dunkelrot. Theos T-Shirt war ebenfalls voller Blut. dann ging es schnell. der Reihe nach steckten alle ihre Schwerter in den schreienden Felix. Er war noch nicht tot, aber kurz davor.  Mittlerweile hatten schon 4 Kinder ihre Schwerter in ihn gesteckt. Er verlor langsam sein Bewusstsein. Er hörte auf  zu schreien. er lächelte wieder. Das Blut qualmte aus seinem kleinen Körper. Er musste bestimmt Höllen Qualen erleiden, aber er versuchte stark zu wirken. ein würdiger Tod für einen so mutigen kleinen Kerl, dachte ich mir. Vermutlich wollte er vor mir nicht schwach aussehen. Ich war die letzte, die noch ihr Schwert in seinen Körper stecken musste. Ich sagte leise: "Vergiss mich nicht" und steckte das Schwert in seinen Hals. Ich traf genau die Halsschlagader. Er blutete fürchterlich und das weiße Tuch war komplett blutig. Man konnte Felix unter den ganzen Schwertern kaum noch erkennen. Der arme Junge...wieso musste er so früh sterben? Er hätte ein glückliches Leben gelebt. Seine erste Freundin gehabt, die Schule fertig gemacht. Und vielleicht später einmal geheiratet und mit seiner Frau in einem Haus eine Familie gegründet.

Doch mit diesem Bus wurden ihm diese Erfahrungen und seine Zukunft genommen. Er hatte keine Chance mehr auf ein schönes Leben, zumals er tot war. Ich weinte. Jonas kam und umarmte mich fest. Ich weinte mich an seiner Schulter aus und er flüsterte immer wieder in mein Ohr: "Alles wird gut Kleines. du hast ja mich." Ich lächelte ihn an und er küsste mich. Ich spürte ein Kribbeln in meinem Bauch. Ja, ich liebte ihn wirklich. Er war einfach so perfekt. zumindest schien es so... und wenn er mich anlügte und mich gar nicht liebte, sollte er weiter lügen und zumindest so tun, als würde er mich mögen. Ich brauchte ihn. Er küsste mich lange. Ich erwiderte den Kuss und wir standen lange umschlungen da und küssten uns. Er hielt meinen Kopf und streichte mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht und steckte sie hinter mein Ohr. Nach jeder Berührung kribbelte es an der Stelle, wo er mich berührt hatte. Ich hatte das Gefühl, als wären seine Küsse, seine Berührungen alle echt. Ich umarmte ihn die ganze Zeit über und fuhr durch seine Haare. Ich vergaß die Trauer um Felix fast dabei. Aber nur fast, denn seine Leiche lag neben mir. Hazel kam und sagte grinsend: "Hey, was läuft hier denn? Könnt ihr für sowas nicht hinter eine Ruine gehen? Wir wollen euer rumgeknutsche nicht mitansehen müssen." Sie lächelte noch einmal und sagte: "Jonas hilft dir- und ich auch. Felix hätte es so gewollt." Ich lächelte traurig zurück und sie ging. Ich und Jonas gaben uns noch einen letzten Kuss und gingen ihr dann hinterher zu den anderen. Nach einer Weile gingen wir dann alle in den Bus schlafen. Jonas legte seine Arme zum ersten Mal um meine Taille und ich spürte seinen Atem an meinem Ohr. Es kitzelte. Dann schlief ich irgendwann ein. Das letzte was ich hörte, war Jonas, der in mein Ohr flüsterte: "Ich liebe dich." Zufrieden und mit einem Lächeln auf den Lippen schlief ich endgültig ein.

Der Bus zur Hölle *Abgeschlossen*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt