Grinsend drücke ich an die Klingel und hoffe das mein Freund mir die Türe öffnet, jedoch steht vor mir die Haushälterin. Lieb betet sie mich rein und sofort gehe ich ins Wohnzimmer, wo auch schon Ethem Amca auf seinem Rollstuhl sitzt.

„Ah, da bist du ja!" winkt er mich zu sich. Ich gehe zu ihm rüber und überreiche ihm sein Essen. „Muss noch warm sein." Vor ungefähr einem Jahr ist Ethem Amca, mit seinen zwei Kindern, eine Straße neben uns eingezogen. Sie sind öfters bei uns zu essen gekommen und so wurden mein Vater und er Freunde.

Natürlich lernte ich auch seine Kinder kennen und kam einige Monate später mit seinem Sohn zusammen. Außer Ethem Amca, seiner Tochter und meiner besten Freundin weiß niemand von unserer Beziehung. Mein Vater und meine Brüder würden mich köpfen und Naz würde mich definitiv verraten.

„Ist Alara nicht da?" Er schüttelt seinen Kopf. „Sie ist bei einer Freundin." Mit rotem Kopf schaue ich auf den Boden. „Und Cüneyt?" werde ich leiser. „Hat er dir nicht Bescheid gegeben?" Sofort werde ich hellhörig und schaue ihn fragend an. „Er ist mit seinem Onkel außerhalb der Stadt. Sie haben wichtiges zu erledigen." wissend nicke ich einfach nur.

Warum hat er mir nicht Bescheid gegeben? Was haben sie so wichtiges zu erledigen, dass er mir nicht mal kurz schreiben konnte? Ein mulmiges Gefühl macht sich in meinem Körper bemerkbar. Er gibt mir immer Bescheid. Egal was ist.

Die Klingel holt mich aus den Gedanken raus und sofort renne ich zur Türe. „Ich mach schon." rufe ich der Haushälterin zu, die wieder lächelnd in die Küche geht. Glücklich öffne ich die Türe und sofort verblasst mein Lächeln, als ich in leere, schwarze Augen blicke und nicht in die meines Freundes.

Der große Mann vor mir beachtet mich gar nicht und will das Haus betreten. Sofort stelle ich mich vor ihn, auch wenn ich zwei Köpfe kleiner bin als er und bemustere ihn mit einer hochgezogenen Augenbraue.

„Wer sind Sie und nach wen wollten Sie schauen?" Er ignoriert mich einfach und kommt mir einen Schritt näher, um das Haus erneut zu betreten. „Geh zur Seite!" knurrt er mich wütend an und sofort versteift sich mein Körper bei dieser rauen, kalten Stimme.

„Sind Sie ein Freund von Cüneyt? Wenn ja, er ist nicht da." Er drückt mich unsanft zur Seite und betretet einfach das Haus. Geschockt blicke ich ihm hinterher, wie er einfach Richtung Wohnzimmer geht. Sofort schließe ich die Türe und gehe auch ins Wohnzimmer.

„Was hast du hier zu suchen?" zischt ihn Ethem Amca an und zum ersten Mal sehe ich ihn so wütend. Sofort gehe ich zu ihm und schaue ihn fragend an, aber Ethem Amca beachtet mich nicht wirklich.

Ich schaue den unbekannten Mann vor mir an. Seine Blicke sind leer und er starrt nur Ethem Amca an. „Was hast du hier zu suchen?" schreit Ethem Amca und sein Kopf läuft schon rot an. „Nc nc nc. Wie unverschämt." schüttelt der unbekannte große vor uns seinen Kopf.

„Heißt man seinen Sohn etwa so willkommen?" grinst er kalt auf und ich habe das Gefühl, dass er uns mit seiner Kälte einfriert.

Mein Mund klappt geschockt auf und sofort schaue ich runter zu Ethem Amca, der sich anspannt. Ist das hier gerade ein schlechter Witz? Cüneyt hat einen Bruder und Ethem Amca einen Sohn? Was geht hier vor? Wieso hat Cüneyt mir nie etwas von ihm erzählt?

„Wer bist du?" mische ich mich ein und spüre sofort Ethem Amcas Hand an meinem Handgelenk. Ich schaue zu ihm runter. Er schüttelt seinen Kopf. „Ruf Selim an. Er soll dich sofort abholen." befiehlt er mir.

„Wieso verscheuchst du denn unseren Besuch?" schaut er seinen Vater provozierend an und kommt uns immer näher. Er bleibt vor mir stehen und schaut mit seinen leeren Blicken zu mir runter. „Wer bist du?" stellt er die Frage, die er mir nicht beantwortet hatte.

C E S U R - IWo Geschichten leben. Entdecke jetzt