Kapitel 22 - Das Geständnis

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22 Uhr. Ich lag in meinem Bett, dachte über den gestrigen Tag nach und über die Nacht, die ich mit Alia verbracht hatte. Ihre Berührungen, unsere Küsse, alles fühlte sich so perfekt an. Als ich weiter über unsere Zukunft nach dachte wurde mir bewusst, dass ich es meinen Eltern bald erzählen müsste. Es fühlte sich so gut, so frei und so glücklich an, Alia auf der Straße zu Küssen. Es war das beste Gefühl seit langem. Dadurch, dass ich meinen Eltern die ganze Zeit etwas vor machte, fühlte ich mich beschissen.

Wenn man nicht die Person sein kann, die man ist, und sich unterdrücken lässt oder sich selbst nicht treu ist, fühlt es sich an, als wäre man längst gestorben. Sein eigener Gedankenkäfig, in den man sich aus Angst zurückzieht, ist einem meistens das Verhängnis und kein Schutz. Man muss sich seiner Angst stellen, sonst kommt man im Leben nicht weit, das wurde mir heute bewusst.

Trotz meiner immernoch mehr als gering vorhandenen Angst fasste ich einen Entschluss. Morgen war es soweit. Der Tag, andem ich meiner Mutter „Das Geständnis" machte, der Tag, an dem ich ihr sagen würde dass ich auf Mädchen stehe und mit dem wundervollsten Mädchen der Welt in einer Beziehung glücklich war. Samstag, 15.Oktober. Der Tag meines Outings.

Die Taube auf dem Dach direkt über meinem Zimmer ließ meinen Tag beginnen, dieses Dreckstier gurrte jeden Morgen pünktlich um 9 uhr und riss mich damit unsanft und direkt genervt aus dem Schlaf. Dennoch hatte ich meine Überlegung von gestern Abend nicht vergessen. Meine Mutter war arbeiten, also würde ich es ihr heute Abend erzählen.

Um schonmal einen Vorsprung in gutem Benehmen zu erreichen, zog ich mir schnell ein paar Klamotten an, eine Jogginghose und ein cropped-top, was zufällig auf „dem Stuhl" lag (Jeder kennt diesen Stuhl). Ich nahm mein Handy, verschickte schnell einen Morgensnap und hüpfte dann gemütlich die Treppen runter. Mit schnellen Schritten und Hüftschwung aufgrund meiner Aufregung betrat ich die Küche, in der Marco bereits saß. Normalerweise war er ein noch größerer Morgenmuffel als ich es war, also verwunderte mich sein Anblick zimlich.

Mit dem Kopf über eine Müslischüssel gebeugt saß er an unserer Kücheninsel und stocherte in seinem Essen herum, oder besser gesagt in den matschigen und eingeweichten Resten seiner Cornflakes. „Morgen", rief ich mit erhöhter Stimme und holte dabei eine Pfanne und einen Teller aus dem Schrank. Nachdem einige Minuten später immer noch keine Reaktion von Seiten meines Bruders kam rief ich erneut: „Mooooorrrrrgeeeeeeennnn!!", diesmal etwas lauter.
Mit leerem Blick sah er auf, sah mich, verdrehte die Augen und widmete sich weiter der Zerkleinerung seiner Mahlzeit. „Wow. Wer hat dir denn heute morgen ins Müsli gespuckt? Bist du anwesend oder soll ich einen Arzt rufen" „Halts maul Caro, ich hab nicht geschlafen, war die ganze nacht feiern", entgegnete er mir genervt und rieb sich die Augen. Ich grinste ihn an, schlug auf den Tisch um ihn mit seinem Kater noch etwas zu provozieren und schrie ihm direkt ins Ohr: „Wer feiern kann, kann auch arbeiten". Genervt schlug er mir gegen meinen Oberarm und verzog das Gesicht. „Halt bloß den Mund", motzte er, „wieso bist du eigentlich so früh wach?" „Die Taube", erklärte ich und Schlug mir zwei Eier in die bereits erhitze Pfanne auf.

Nachdem ich gegessen, und Marco sich wieder in sein Zimmer verzogen hatte, begann ich die Hausarbeiten zu erledigen. Geschickt wie beim Tetris räumte ich die Spülmaschine ein, saugte das Erdgeschoss des Hauses, brachte den Müll raus, was ich bei weitem am ekelhaftesten fand, und schrieb die Einkaufsliste.
Genug Zeit bis meine Mutter zurück kam blieb mir noch, also beschloss ich selbst, die Einkäufe noch zu erledigen. Ich schmiss mich also mit samt der Liste, meinem Geldbeutel und einem Großen rucksack auf mein Moped und besorgte alles Aufgeschriebene im Rewe um die Ecke.

Mit meinen erlidigten Sachen von heute, hatte ich mein normales monatliches pensum bereits überschritten, also würde meine Mutter auf einem Level der Begeisterung sein, das es mir ermögtlichte so ungefährlich wie möglich einen Outingversuch zu starten.

Als ich meine Mutter das Türschloss öffnen hörte, sprang sofort vom Sofa auf und lief richtung Tür. Sorgfältig wartete ich, bis meine Mutter ihre Tasche abgelegt und das Telefonat beendet hatte, was sie gerade führte. Voller Aufregung setzte ich mich aufs Sofa und ich konnte nicht widerstehen, bei dem Telefonat zu lauschen: „Ja, ich werde das klären...Nein, natürlich geht das nicht...Ist mir bewusst...das ist bestimmt alles ein riesengroßer Irrtum...Alles klar, ich melde mich...Ich dich auch, tschüss!"
Sie musste mit meinem Vater telefoniert haben, aber um was es wohl ging?

Meine Mutter setzte sich zu mir auf Sofa, verschränkte die Beine und sah mich mit diesem Mutter-Blick an, bei dem man normalerweise nichts Gutes zu erwarten hatte.
„Ich hab alles erledigt, wa sich zu tun hatte, und war auch einkaufen.", begann ich, um ihre schlechte Laune zu heben. Doch in ihrem Gesicht war keinerlei Reaktion zu erkennen, nichtmal ein kleines Zucken. Oh oh.

„Wir müssen uns unterhalten...", fing sie an. Das hat nie etwas Gutes zu heißen. „Ich-", doch sie unterbrach mich direkt: „Kannst du mir das erklären?" Sie zeigte mir ein Bild auf ihrem Handy.

Geschockt sah ich, was dort zu sehen war. Es waren Alia und ich, als wir uns gestern zum Abschied küssten. Woher hatte meine Mutter dieses Bild von mir und wer zur Hölle hatte es gemacht.

„Bitte sag mir, dass das alles nur ein dummer Streich ist, und dass dieses Foto nur ein Fake ist.", sagte sie enttäuscht. Meine Augen füllten sich mit Tränen, doch als ich sie ansah und aufklären wollte, was das alles zu bedeuten hatte, setzte sie einen ernsten Blick auf und schlug die Hände über dem Kopf zusammen.

„Ich kann es nicht fassen. Meine Tochter zu soetwas unmenschlichem und ekelhaften fähig? Das..ist nicht meine Tochter...", sie stand auf und ließ mich traurig und weinend auf unserer Couch zurück.

Wie mein Leben sein sollte (girlxgirl) *wird überarbeitet*Hikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin