42. Kapitel

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Das Schlimmste an der Sache war wohl das Warten. Das Warten auf den Sturm. Es könnte jede Sekunde los gehen, jedoch könnte es auch noch Jahre dauern. Wer wusste das schon? Sollten wir angreifen? Oder doch die Killerwölfe? Weiß beginnt, schwarz gewinnt. Für Darkness waren wir weiß, also sollten wir angreifen? Wo und wann? Darkness hatte definitiv zu viele Asse im Ärmel, von denen wir nur träumen konnten.

Ich saß im kalten Sand und hatte die Beine angezogen. Das Wasser brach sich gut zwei Meter von mir entfernt und ich starrte emotionslos auf den Horizont. Was sollte nur passieren...was würde passieren oder sollte ich eher fragen, was muss passieren? Ich hatte Angst, dass ich Freunde verlor oder Tyler. Egal, was passieren würde...es würde für uns alle hart werden, würden wir das überhaupt ein weiteres Mal überleben? Einen weiteren Kampf, der hundert Mal schlimmer sein konnt, als der, den wir schon hinter uns hatten. Sand knirschte, jedoch drehte ich mich nicht um. Jemand seufzte und ließ sich neben mich in den eiskalten Sand fallen. ,,Es ist echt krass, was in den letzten Wochen passiert ist...und wie es uns verändert hat." Ich sah rüber zu Jackson, welcher sich mit den Händen in den Sand abstützte und raus aufs Meer guckte. Er hatte sich verändert. Seine braunen Haare hatte er kurz geschoren und unter seinen rehbraunen Augen lagen tiefe Schatten. Auf seiner Stirn lagen Sorgenfalten und seine Augen hatten den Glanz verloren. Er sah älter aus. Nicht mehr wie 19. Eher wie Mitte zwanzig. ,,Es fühlt sich an, als wären wir in den letzten Wochen, Jahre gealtert", fuhr er fort. ,,Jahre voller Horror", sagte ich und unsere Blicke trafen sich. ,,So kann man das natürlich auch bezeichnen...", meinte er und seine Mundwinkel zuckten, als würde er sich zu einem Lächeln zwingen wollen, aber es gelang ihm nicht, als wäre sein Gesicht nicht dazu in der Lage. ,,Was machst du, wenn das alles hier vorbei ist?", fragte ich und Jackson sah mich erst etwas verwundert über meine Frage an bevor er zu einer Antwort ansetzte. ,,Glaub ich lerne segeln und kauf mir ein kleines Boot. Ich und mein Boot, nichts und niemand kann mir sagen, was ich zu tun oder zu lassen habe. Glaube ich brauche einfach diese Auszeit...und vielleicht treffe ich jemanden, der mit mir segelt." Jackson lächelte ins Leere und seine Hände fuhren durch den Sand. ,,Das hört sich schön an", sagte ich und Jackson nickte abwesend. ,,Und du? Bleibst du hier...naja als Alpha?", fragte Jackson und sah mich an. Ja was war mit mir..? Ich hatte bisher verdrängt was in zwei Monaten war...es mag für manchen viel Zeit, aber nicht für mich. Blieb ich hier? Und was wurde aus meiner Mutter? ,,Ich habe keine Ahnung. Wahrscheinlich kehre ich zurück in meine Heimat, einfach um hiermit abzuschließen", sagte ich und malte mit meinen Fingern Muster in den Sand. ,,Aber hier ist dein Rudel...und Tyler", meinte Jackson und ich seufzte. ,,Ich hab keine Ahnung, was richtig oder falsch ist", sagte ich und klopfte mir den Sand von den Händen. ,,Keiner weiß das zur Zeit. Wirklich keiner", meine Jackson und stand auf. ,,Jeder muss herausfinden, was für ihn der richtige Weg ist, auch wenn er nicht der einfachste Weg ist", meinte Jackson und klopfte sich den Sand von der Hose. ,,Und dann gibt es noch den Tod", flüsterte ich und Jackson stemmte die Hände in die Seite. ,,Sicher, dass vor mir Haily Clackson sitzt? Also die, die ich als Kämpferin in Erinnerung habe? Die, die nie kampflos aufgeben würde?", fragte Jackson und ich musste lächeln. Er hatte Recht. Ich stand ebenfalls auf. ,,Genau, dass ist Haily, die ich kenne", sagte er und lächelte. Es war glaube das erste Mal seit langem, dass ich froh war, dass Jackson da war. Wir hatten uns nach der Sache mit unserer Beziehung akzeptiert, aber mehr war da auch nicht gewesen. Hier und heute würde ich nicht lügen, wenn ich sagen würde, dass Jackson ein Freund geworden ist.

,,Boar spinnst du?! Schon mal dran gedacht, dass das wer sauber machen muss?", hörten wir Dean brüllen, als wir durch die Terrassentür ins Wohnzimmer traten. Blaze stand mitten im Wohnzimmer mit einem mit Matsch überzogenen ,,Ding" in der Hand. Das Ding hatte Dreck verloren, der über den ganzen Boden von der Tür bis zu der Stelle, wo Blaze stand. ,,Was ist das?", fragte Jackson und Blaze strich langsam über das Ding. Es piepte kurz und ein Lämpchen flackerte auf. ,,Er geht ja doch noch!", sagte Blaze glücklich und wischte noch mehr Matsch ab, welcher achtlos auf den Boden fiel. ,,Ist das der Roboter, von dem du erzählt hast?", fragte ich, stellte mich zu Blaze und betrachtete das ,,Ding". ,,Ja genau. Der stand heute früh in unserem Vorgarten...irgendwas ist mit dem GPS", erklärte Blaze und setzte sich auf den Boden. ,,Brauchst du irgendwas um das Ding wieder zum Laufen zubringen?", fragte ich und beugte mich zu ihm runter. Vielleicht konnte uns dieses kleine Ding endlich Antworten geben. ,,Ein Handtuch wäre nicht schlecht...und ein Werkzeugkasten", erklärte Blaze und ich sah Dean erwartungsvoll an. ,,Jaja ich renn ja schon...macht ja sonst keiner", zischte er genervt und verschwand aus dem Wohnzimmer.

,,Die Chipkarte ist weg! Ich bring dieses Trottel um! Ist schon schlimm genug, dass die Chipkarte weg ist und dann beschädigt der auch noch meinen GSP-Sender!", brüllte Blaze wütend, als er den Roboter aufgeschraubt hatte. ,,Also so viel Dreck, wie der dran hatte, hat der wetten einige Zeit irgendwo gelegen", meinte Dean und deutete auf das eigentliche graue Handtuch, was nun braun war. ,,Er wird irgendwo in einem Rohr festgesteckt haben...", sagte Blaze und schraubte weiter an dem Roboter rum. ,,Die Killerwölfe haben ihn gefunden und die Chipkarte entfernt...jedoch ob es Ausversehen war, dass mit der Beschädigung an dem Sender...", schlussfolgerte Jackson und sah sich den beschädigten Sender an. ,,Sie wollten, dass er gefunden wird", meinte Blaze und zog einen kleinen Zettel aus dem Inneren des Roboters. ,,Das erklärt auch wieso sie ihn dir in den Vorgarten geschmissen haben...", warf Dean ein und Blaze faltete den Zettel auseinander. ,,Es endet da, wo es begonnen hat, an Vollmond", las Blaze und ich nahm ihn den Zettel aus der Hand. ,,Was meinen die damit?", fragte Dean und nahm den Zettel. ,,Begonnen...von wegen das erste Treffen?", fraget Jackson und nahm den Zettel entgegen. ,,Das wäre dann im Industriegebiet...findet ihr nicht, dass es etwas...naja auffällig für einen Kampf wäre?", fragte Blaze und schraubte den Roboter wieder zusammen. ,,Vielleicht...aber was soll sonst gemeint sein?", fragte Dean und eine der Dielen knarzte. Tyler hatte das Wohnzimmer betreten und ich sah hoch. Er hatte bis eben geschlafen und an sich waren wir uns einig gewesen, dass er noch Ruhe benötigt. ,,Tyler...du sollst dich doch ausruhen", sagte ich und stand auf. ,,Ich kann doch nicht das Spannende verpassen. Also was gibt's?", sagte er mit einem schiefen Lächeln auf den Lippen. Jackson reichte ihm schweigend den Zettel. ,,Wahrscheinlich ist damit das Industriegebiet gemeint...naja da sind Haily und Darkness sich das erste Mal begegnet", erklärte Blaze und Tyer zog eine Augenbraue hoch. ,,Das bezweifel ich...wo wurde noch mal die erste gezielte Leiche gefunden?", fragte er und sah vom Zettel auf. ,,Etwas außerhalb der Stadt...meinst du etwa, dass das gemeint ist?", meinte Blaze und Florenz trat hinter Tyler. Sie war eigentlich oben und sollte auf Tyler aufpassen, aber anscheinend machte hier ja jeder was er wollte. ,,Sie wurde an einem Baum gefesselt vorm Wald gefunden", ergänzte Florenz und strich sich ihre Haare aus dem Gesicht. ,,Seit wann interessierst du dich denn für so etwas?", fragte Dean skeptisch und sie schnaubte. ,,Meint ihr echt, dass wenn meine Familie in Gefahr ist, dass ich still sitzen bleib und warte? Ich will helfen, diesen Idioten in den Arsch zu treten", sagte sie entschlossen und ich sah sie überrascht an. Das konnte unmöglich die vornehme, arrogante und egoistische Florenz sein...welches Alien stand nun vor mir? Aber um ehrlich zu sein, gefiel mir diese Florenz tausend Mal besser.

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