8. Kapitel

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Keine Ahnung wann ich gestern eingeschlafen war, oder wann ich überhaupt heim gekommen war. Vollmond war so ne Sache, meistens hatte man einen kleinen Filmriss oder so etwas, ohne irgendwas getrunken zu haben. Ich richtete mich in meinem Bett auf und sah mich um. Wie viel Uhr wird es sein? ,,Haily?", fragte Linda und klopfte kurz an der Tür. ,,Ja?" Linda kam herein und sah mich skeptisch an. ,,Du hast den halben Tag verschlafen...", meinte sie und sah mich besorgt an. ,,Wie viel Uhr ist es?", fragte ich erschrocken.

,,Fast 14 Uhr", sagte sie und ich sprang erschrocken auf. ,,Fuck! Deans Spiel fängt um 16Uhr an..!" Ich rannte hektisch im Zimmer umher und Linda musterte mich belustigt. ,,Ich fahr dich um 15:30Uhr und bis dahin ist noch Zeit", erklärte sie lächelnd. Sie hatte gut reden. ,,Ich mach dir unten was zu essen, bis dahin zieh dich erstma an", sagte sie und verschwand aus meinem Zimmer.

Ich ging ins Bad und stellte fest, dass Dean heute früh in meinem Zimmer war, denn auf meinem Waschbecken hing ein Football Trikot. An meinem Spiegel stand mit Lippenstift ,,Wag's dir ohne aufzutauchen, Dean" Ich musste lächeln, Dean war echt durch im Kopf. Den Lippenstift, den er benutzt hatte, konnte ich nun vergessen...am besten ich schloss meine Schminke ab...am besten alles von mir. Ich duschte mich und machte meine Haare zu einem unordentlichen Dutt zusammen. Unter das Trikot zog ich eine schwarze Jeans, auch wenn ich das Trikot gut als Kleid tragen könnte, denn es ging mir fast bis zu den Knien.

Unten in der Küche hatte mir Linda schon Spiegeleier gemacht und sah mich lächelnd an. Ich setzte mich an den Tisch und fing an zu essen.

,,Danke", sagte ich mit vollem Mund und lächelte. ,,Gerne, du gehörst jetzt zur Familie", sagte sie und ich musste husten. Zur Familie gehören? Ich und meine Mutter waren eine Familie und ich ließ meine Mutter ganz sicher nicht für so eine Familie zurück. Niemals! ,,Es freut mich, dass du dich mit Dean so angefreundet hast", meinte Linda und ich aß nur noch schneller. Linda war nett, aber sie behandelte mich wie eine Adoptivtochter, auch wenn ich in nen halben Jahr alles stehen und liegen lassen werde und zu meiner Mutter zurück gehen würde. ,,Ja, Dean ist cool", sagte ich knapp und griff nach meinem leeren Teller. Wie sollte ich es bitte in einem Auto mit ihr überleben...sie bemutterte mich...was ich nicht von ihr wollte.

Ich ging aus meinem Zimmer und machte mir die Haare, welche ich einfach in zwei geflochtene Zöpfe zusammen machte. Als ich die Treppe runter lief, klingelte es an der Haustür, gerade als Linda nach den Autoschlüsseln griff. Nicky stand vor der Haustür und sah uns verlegen an. ,,Dean hat gemeint, dass ich Haily abholen soll", sagte er und kratzte sich am Hinterkopf. ,,Das ist eine sehr gute Idee, dann muss ich nicht fahren", meinte Linda lächelnd und ich lief langsam die Treppe runter. Sollte ich mich jetzt freuen, dass Linda mich nicht fährt oder lieber Angst haben, weil ich mit Nicky auf ein Motorrad steigen würde...ich hasste Motorräder.

,,Kommst du?", fragte er etwas unbeholfen und warf Linda einen kurzen Blick zu. Ich schnappte meine Jacke, schlüpfte in meine Schuhe und ging aus der Haustür. ,,Viel Spaß euch", rief uns Linda hinter her und ich verzog das Gesicht. ,,Werden wir haben", rief ich über die Schulter und Nicky drückte mir einen Helm in die Hand. Am Straßenrand stand ein schwarzes Motorrad und ich fragte mich echt wieso ich diesen Scheiß hier überhaupt tat. Ich stieg unbeholfen hinter Nicky aufs Motorrad und wäre am liebsten wieder runtergesprungen, als er den Motor startete. Ich hasse Motorräder! Was war eigentlich in mich gefahren? Ich kannte Nicky nicht mal wirklich und an sich hatte ich noch nie wirklich ein Gespräch mit ihm geführt und dann stieg ich mit ihm ein Motorradoh Gott, irgendwas ging heute mit mir falsch.

Nicky parkte bei der Schule, wo es nur noch kaum Parkplätze gab.

,,Wieso spielst du kein Football?", fragte ich, als ich den Helm auszog. ,,Is nicht so meins", sagte er und schaltete den Motor aus. Wir stiegen vom Motorrad und folgten der Menge zum Spielfeld. ,,Wunder dich nicht, wenn ich dumme Fragen stelle. Ich weiß null über Football", gestand ich und Nicky musste grinsen. ,,Glaub mir, mehr als du weiß ich auch nicht. Ich guck nicht oft bei den Spielen zu", meinte er und zuckte mit den Schultern. ,,Und wieso dann ausgerechnet heute?", fragte ich und sah ihn etwas skeptisch an. ,,Hallo erstes Spiel der Session! Dean muss dich doch schon voll geschwärmt haben", meinte Nicky und ich lachte. ,,Ja so kann man's sagen. Was ist an Football nur so toll", fragte ich und sah über das noch leere Footballfeld. ,,Glaub mir, das frag ich mich schon seit Jahren", meinte er und steuerte zu Plätzen in der zweiten Reihe, neben einem Mädchen, welches ebenfalls ein Trikot trug, Maddy.

,,Hey", sagte sie, als wir uns setzten. Sie hatte ihre roten Haare zu einem hohen Zopf zusammen gebunden und starrte aufs Spielfeld, wo sich die Cheerleader, des gegnerischen Teams warm machten. ,,Wie lebende Barbies", sagte sie kalt und warf denen bissige Blicke zu. Die Cheerleader waren so gut wie alle blond und schlank mit guter Oberweite. Barbies. ,,Und ich hab mich gefragt, wo die Barbies von meiner Schwester gelandet sind", meinte Nicky und sah nun auch zu denen. Irgendwas an denen war doch falsch...oder sie lagen alle schon mal unterm Messer. ,,Chirurgenfamilie", warf ich ein und Maddy nickte. ,,Sehr wahrscheinlich", meinte Nicky. Mein Blick fiel auf unsere Cheerleader und ich sah sie entgeistert an. ,,DAS sind unsere Cheerleader?", fragte ich und Nicky nickte. Unsere waren im Gegensatz zu denen nichts, so gar nichts. Sie standen einfach irgendwo in der Ecke und man bekam so gut wie gar nicht mit.

Die Show die unsere Cheerleader ablegten war einfach nur zum Schämen...wieso tat man sich sowas an?! Dann können wir ja von Glück sprechen, dass das Spiel nicht von denen abhing. Über die lebenden Barbies musste ich ja nichts sagen...hier mit dem Arsch gewackelt und dort mit den Wimpern geklimpert, billiger ging nicht? An sich das Spiel verstand ich gar nicht...auch wenn ich ab und zu Nicky oder Maddy fragte, es blieb für mich immer noch ein Rätsel, was jetzt das Tolle an Football war. Maddy achtete eigentlich hauptsächlich auf Luca und warf den Cheerleadern immer mal wütende Blicke zu, was ich ganz belustigend fand. Nicky hingegen tat so als ob ihn das Spiel interessierte, jedoch wanderte sein Blick öfters mal zur Uhr oder zu den Cheerleadern. Dean machte so gut wie alle Punkte, was irgendwie ungewöhnlich war, aber anscheinend fiel nur mir das auf, auch gut. Irgendwas nervte ihn tierisch, das sah man ihn an.

,,War sowas von klar", meinte Nicky, als unser Team gewann und sah zu uns rüber. ,,Was sagt uns das? Wir haben wertvolle Lebenszeit vergeudet", sagte er genervt und stand auf. Maddy sprang auf und rannte über die Tribüne zu Luca. ,,Bah, Luca ist doch jetzt klitschnass geschwitzt!", rief ich ihr noch hinter her, als sie in Lucas Arme sprang und verzog das Gesicht. ,,Jetzt wird auch noch die Zunge in den Hals gesteckt...lecker", kommentierte Nicky das Geschehen angewidert und rümpfte die Nase. ,,Pass auf Lucas Hände verirren sich gleich zu Maddys Arsch, tja bin Hellseher, sollte damit Geld verdienen", meinte Nicky und ich musste lachen.

,,Wo sind eigentlich die Anderen? Rachel und so?", fragte ich und sah mich um. ,,Die sind bei Luca daheim und bereiten alles vor. Besser als sich hier nen Soft-Porno an zusehen", meinte Nicky und machte Würgeräusche. Mein Blick wanderte zu Luca und Maddy und ich musste Nicky vollkommen zustimmen. Das war definitive Softporno auf einem ganz anderem Level, war denen das echt nicht peinlich hier in aller Öffentlichkeit rumzumachen? Nicky und ich bahnten uns einen Weg durch die Zuschauer runter aufs Feld.

,,Also wenn ihr nichts dagegen habt, fahren wir jetzt'e", meinte Dean als hätten sich meine Gedanken auf seine übertragen. ,,Ich hol meine Sachen", sagte er und rümpfte die Nase als er an Luca und Maddy vorbei ging. ,,Könntet ihr bitte wo anders rummachen?", fragte ich und versuchte nicht angeekelt zu klingen. ,,Lass gut sein... bringt eh nicht", meinte Nicky und klopfte mir auf die Schulter. Wir gingen zum Parkplatz und ließen das Spielfeld hinter uns. ,,Also so langweilig hätte ich mir das echt nicht vorgestellt", sagte ich und Nicky musste lachen. ,,Glaub mir es gibt noch langweiligere Spiele, aber hey jetzt werden erstmal die letzten Gehirnzellen aus unseren Kopf gesoffen", meinte Nicky und ich sah ihn mit hoch gezogener Augenbraue. ,,Was denn?", fragte er und ich schüttelte nur den Kopf. Wieso hatte ich das Gefühl, dass auf dieser Party jeder Zweite besoffen wird? Das Schlimmere übel an der Sache war aber, dass ich wieder auf Nickys Motorrad steigen muss und ja ich mochte es immer noch nicht. ,,Ey guck mein Baby nicht so Angst erfüllt an", meinte Nicky und strich über den Lenker. ,,Irgendwann lande ich wegen dem Teil im Krankenhaus, dass spür ich", meinte ich und Nicky seufzte. ,,Und ich spür, dass wenn du so weiter über mein Motorrad redest, dass du dann laufen kannst", meinte Nicky und ich zog widerwillig meinen Helm an. Da ich nicht wusste wo Luca wohnte, war es wohl eine schlechte Idee, wenn ich lief.

NeumondWhere stories live. Discover now