40. Kapitel

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,,Wie geht's dir?", fragte ich und sah Nicky etwas besorgt an. Wir saßen in seinem Wohnzimmer und naja...warten. ,,Du musst nicht alle fünf Minuten fragen...mir geht es nicht anders als vor paar Minuten", erklärte er und sah kurz hoch. ,,Wenn ihr mich entschuldigt, ich brauch nen Bier", meinte er und stand auf. Er verschwand durch die Tür und wir saßen einfach nur schweigend da. ,,So hat er sich wetten nicht seinen sechszehnten Geburtstag vorgestellt", meinte Luca und zupfte an seiner Jeans rum. ,,Er hat aber selbst darauf bestanden im kleinen Kreis zu feiern", meinte Dean und zuckte mit den Schultern. ,,Ist ja auch verständlich. Naja es kann alles heute passieren", meinte ich und sah kurz zu Kiara, die still auf der Sessellehne saß und aus dem Fenster blickte. Ihre schwarzen Haare hatte sie in einem unordentlichen Dutt zusammen gebunden. ,,Wir sollten es trotzdem nach holen! Leute der typ wird sechzehn, das ist was ganz besonderes, meinte Dean und Luca seufzte. ,,Ja genau, es ist nur ein weiteres Jahr, mehr nicht, sagte Luca und Dean sah ihn empört an. ,,Hallo? Ab jetzt darf er sich Bier kaufen!, meinte Dean und ich verdrehte lächelnd die Augen. Als ob sich Nicky darüber freut, sich ab nun legal Bier kaufen zu dürfen. Nicky war doch schon längst an härtere Sachen gewöhnt und neben bei kiffte er auch noch, von daher machte es für Nicky kein großen Unterschied. ,,Ist so eine vollständige Verwandlung eigentlich was schlimmes? Naja ich meine, müssen wir heute besonders auf ihn aufpassen oder so?, fragte ich und Dean sah mich belustigend an, als hätte ich das dümmste gefragt, was ich nur fragen könnte. ,,Du redest ja so davon, als würde ich mich in ein Monster verwandeln...ich bleib immer noch ich, nur dass ich dann stärker bin", meinte Nicky und kam mit einer Bierflasche zurück ins Wohnzimmer. Er setzte sich in den Sessel und legte einen Arm um Kiara, welche sich an ihn schmiegte. Schon süß die beiden, jedoch verabreichte es mir trotzdem einen Stich sie so zu sehen. Tyler war irgendwo da draußen und kurz vorm Tod.

Ich schluckte und stand auf, denn ich wollte nicht auch noch vor ihnen anfangen zu weinen...nicht hier und nicht heute. Wenn ich das tat, würde ich Nicky Geburtstag, der jetzt schon ein ziemlicher Reinfall war, endgültig versauen. ,,Haily..? Alles okay?", fragte Dean und sah mich besorgt an, als ich Richtung Fenster lief. ,,Ja...alles okay", sagte ich und verdrängte die Tränen, die in meinem Augenwinkel brannten. Durchs Fenster sah ich in den dunklen kleinen Garten und atmete ruhig ein. Ein Auto fuhr am Gartenzaun vorbei und das Scheinwerferlicht beleuchtete kurz das Gras. Es fiel auf ein schwarzes Etwas, was im Gras lag und ich zuckte zusammen. Ich ging langsam vom Fenster weg und hielt mir erschrocken die rechte Hand vor meinen Mund. ,,Haily?", fragte Nicky langsam und ich hörte wie der Stoff des Sessels knisterte. Das konnte nicht sein...war es eine Falle? Um ehrlich zu sein war mir das gerade relativ egal. Wie geschlagen, rannte ich aus dem Wohnzimmer in den Flur und stieß dir Tür zum Garten auf. Ich rannte mit Strümpfen über das Gras und Tränen liefen über meine Wangen. ,,Tyler!", schrie ich, als ich mich neben das schwarze Etwas auf den Boden fiel und meine ganzen Klamotten voller Matsch beschmutzt wurden, jedoch ignorierte ich, denn es geb gerade wichtigeres. Ich griff nach Tylers Schultern und richtete ihn auf, nur um ihn dann in den Arm zu nehmen. ,,Oh Gott. Du lebst", schluchzte ich und ich vergrub meinen Kopf in seiner Halsbeuge. Er roch nach Blut und Schweiß, es war mir alles egal...Tyler lebte und er war bei mir. Ich lehnte mich leicht zurück und nahm sein Gesicht in beide Hände. Er sah mich durch fast geschlossene Augen an und atmete langsam. Seine Gesicht hatte überall Kratzer und blaue Flecken. Keine Stelle in seinem Gesicht war unbeschädigt gewesen, was mich nur noch mehr zum Weinen brachte. ,,Tyler, was haben sie nur mit dir gemacht", murmelte ich und strich leicht mit meinem Daumen über seine Wange. ,,Falle", hauchte er und klappte in meinem Arm zusammen. Plötzlich strömten Wölfe auf den Rasen, auch Nicky und der Rest rannten aus dem Haus und stellten sich hinter uns, so dass ich und Tyler in der Mitte waren. Links das Haus und der Teil unseres Rudel, rechts die Killerwölfe. Ich zog Tyler näher zu mir und drückte sein Gesicht an mich. Er war bei mir und nun würde ich ihn mit meinem Leben beschützen, wenn das nötig ist.

,,Wir wollten eigentlich nur alles Gute wünschen, zu deinem sechzehnten Geburtstag Nicolas", bellte Darkness und ich fletschte die Zähne. ,,Danke, aber auf diese Glückwünsche kann ich jedoch gut verzichten", meinte Nicky emotionslos und verschränkte die Arme vor der Brust. ,,Auch gut, aber seht doch mal, was ich dir für ein Geschenk gemacht hab", meinte er und deutete auf mich und Tyler. ,,Ich bezweifle, dass dieses Geschenk ohne Hintergedanken gemacht wurde", meinte Dean kalt und mein Griff um Tyler wurde noch stärker, nein ich würde ihn nicht mehr los lassen, dafür müssen sie mich schon umbringen. ,,Mit euch macht das Spielen ja echt Spaß, ihr seit nicht dumm", meinte Darkness und eine Art Lachen ging durch sein Rudel. ,,Wir sind nicht beim Schach, Darkness", zischte Dean und er lachte. ,,Na und? Egal ob beim Schach oder im echten Leben müssen Opfer gebracht werden und wenn der König fällt ist das Spiel vorbei." Wieso hatte ich das Gefühl, dass Darkness Tyler als König einschätzt, genau wie sich selbst. Sein Rudel waren die Bauern, die er ohne mit der Wimper zu zucken opfert. ,,Eins versteh ich nicht, beim Schach stehen keine Figuren vom Tod auf", sagte ich und sah Darkness direkt in die Augen. ,,Doch, wenn ein Bauer, die andere Seite erreicht hat, ohne dabei drauf zu gehen, versteht sich", meinte Darkness. Schätzte er mich etwa als nen Bauer ein? ,,Ich kann mir denken was du gerade denkst...nein Haily, du bist die Königin", bellte er und lächelte teuflisch. ,,Was willst du uns damit sagen?", fragte Nicky kalt und Darkness schnaubte belustigend. ,,Lasst uns Schach spielen", meinte er und drehte sich von uns weg. ,,Weiß beginnt, schwarz gewinnt", bellte er bevor er vollständig in der Dunkelheit verschwand, gefolgt von seinem Rudel.

,,Was sollte denn der Scheiß?", fragte Nicky und kam auf uns zu. ,,Bin ich der Einzige, der eine schlechte Vorahnung hat?", fragte Luca und sah in die Dunkelheit, wo Darkness verschwunden war. ,,Nicht nur du...", meinte Dean und kniete sich neben uns. ,,Der Horror geht weiter...und er wird nie enden", hauchte ich traurig und kämpfte gegen die Tränen an. ,,Doch...wir können zwar kein Schachspielen, aber wir werden den Kampf gewinnen, das schwör ich", meinte Nicky aufmuntern und ich seufzte. ,,Wie willst du etwas schwören, wenn du es nicht weißt?", fragte ich und sah ihn an. ,,Nein ich weiß es nicht, aber Darkness hat eine riesige Arschkarte. Sein Rudel mag noch so stark sein...aber sie haben kein gutes Verhältnis zu Darkness, keiner würde Darkness retten, wenn sie am Verlieren wären. So lange Darkness auf der Gewinnerseite ist, werden sie dem folgen wie Schoßhunde...wendet sich aber das Blatt, werden sie auf ihn losgehen wie Schießhunde", erklärte Nicky und Luca sah ihn erstaunt an. ,,Nicky? Ich hab gedacht die Verwandlung ändert nur den Körper...und nicht dein Gehirn, sowas Sinnvolles hast du ja noch nie von dir gegeben", meinte Luca überraschte und Nicky verdrehte die Augen. ,,Irgendwer muss ja dein niedriges IQ wieder aufbessern", meinte er und hielt mir die Hand hin. ,,Und jetzt gehen wir rein und feiern Tylers Rückkehr." Ich griff lächelnd nach seiner Hand und er half mir und Tyler auf.

Wir hatten gerade die Tür erreicht, als plötzlich Nicky meine Hand losließ und paar Schritte zurück ging. Sein ganzer Körper fing an zu zittern und ich hörte förmlich wie sein Blut durch seine Adern rauschte. Er klappte zusammen und krümmte sich am Boden. Seine Hände krallten sich in den Boden und er zuckte. Er hob den Blick und sah uns an. Seine sonst braunen Augen waren vollständig schwarz und seine Lippen bebten. Er fletschte die Zähne und es knackte leise, sein Kiefer. Seine Zähne fingen an zu wachsen und sich zu verformen. Ein Schauer lief ihm über den Rücken und er verwandelte sich in einen dunklen sandfarbenen Wolf. Aus seiner Kehle kam ein lautes Heulen und ohne es zu bemerken, stimmten wir mit ein, so dass nur das Geheul von Wölfen durch die stillte Nacht tönte. Nicky war nicht länger ein Omega, denn dies war wegen seiner Schwäche...und nun war er stark. Er war lange nicht mehr der Schwächling, was er einmal gewesen war, vor mir stand ein kräftiger Wolf, welcher keine Anschein von Schwäche machte.

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