39. Kapitel

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Ich öffnete langsam die Zimmertür und sah vorsichtig herein. Wir hatten Florenz mit eingeweiht und sie war völlig perplex aus dem Wohnzimmer verschwunden. ,,Florenz", sagte ich zögernd und trat vollständig ins Zimmer. Sie stand an einem Fenster neben ihrem cremefarbenen Himmelbett und sah raus, raus in den Garten und dahinter aufs Meer. ,,Tyler lebt also", sagte sie und ihre Hand krallte sich förmlich in die weiße Gardine. ,,Ja", hauchte ich und sie seufzte. Sie drehte sich zu mir um und das erste Mal, seitdem ich sie kannte, hatte sie nicht diesen kalten vernichtenden Blick aufgesetzt. ,,Weißt du, Haily. Ich beneide dich", es war eher ein Flüstern, aber ich sah sie überrascht an. Ich hatte erwartet, dass sie mir an die Gurgel springt oder mich nicht mal eines Blickes würdigt...aber nicht damit! Was gab es an mir zu beneiden? Florenz war mega hübsch, hatte gute Chancen auf ein perfektes Leben, schwebte nicht andauernd in Lebensgefahr und war anscheinend an ihrer Uni sehr beliebt. ,,Dean und Tyler vertrauen dir blind...sie mögen dich echt", fuhr sie fort und strich über das dunkle Holz des Nachttisches. ,,Damals...als sie noch keine Wölfe waren, waren wir unzertrennlich...aber naja, seitdem sie 16 sind, ist alles anders. Sie versuchen es wenigstens, dass gute Verhältnis aufrecht zuhalten, jedoch distanzieren wir uns immer mehr, weil ich keiner bin."

,,Wieso hast du nie gefragt, ob sie dich verwandeln..?", fragte ich vorsichtig und Florenz lächelte in sich hinein. ,,Ich hab gesehen wie die beiden an Vollmond litten...nein, so ein Schicksal wünsch ich keinen. Dean hat es mir selber angeboten, jedoch war es eher so ein gequältes Angebot...so als würde er es nicht wirklich wollen. Weißt du, ich hab es nie bereut...weil ich dachte, dass wenn wir älter sind, alles wieder...naja...normal wird. Dann kamst du, ein einfaches Mädchen, was jedoch mit diesem Gen gesegnet ist. Als ich sah wie die Beiden dich vergötterten, wurde ich eifersüchtig...ja und ich fing an dich zu beneiden, weil sie dir vertrauten...mehr als mir, ihrer eigenen Schwester. Und heute, als ihr mir gesagt habt, was wirklich mit Tyler passiert war, naja das war das erste Mal, dass ich es bereut habe Deans Angebot abgeschlagen zu haben. Ihr könnt Tyler retten und ich...naja ich kann zusehen. Ich würde euch nur im Weg rum stehen, auch wenn ich nichts lieber tun würde, als euch helfen. Tyler ist mein Bruder." Florenz sah mich an und ich sah wie sie versuchte die Tränen zurück zuhalten. ,,Du riskierst damit dein Leben, sagte ich und sie nickte wie wild entschlossen. ,,Ich weiß, aber ich will nicht hilflos dabei zu sehen! Haily, wir werden nie die besten Freunde, aber bitte sag mir wie ich euch helfen kann, sie sah mich flehend an und in ihrer Stimme lag Entschlossenheit, sie würde mir folgen, für Tyler. Ich konnte sie verstehen. Das Gefühl nichts dagegen zutun ist schrecklich. Als Tyler mich aus dem Fenster geschubst hatte und ich zu sehen musste, wie er in Flammen aufging, hatte ich das selbe Gefühl, das Gefühl nutzlos zu sein, weil man es nicht verhindern konnte. Ich konnte diese Situation nicht ändern und hätte es auch nicht gekonnt, aber jetzt konnte ich etwas tun und das würde ich auch, egal ob ich dabei starb.

,,Haily ihr seit spät dran...Florenz?" Rachel sah erst zu mir und dann auf Florenz. ,,Lange Geschichte", sagte ich nur und trat zu den Anderen an den Tisch. Jackson sah mich kurz an, jedoch stützte er sich dann auf den Tisch und wendete den Blick ab. Simon stand neben ihn und zeichnete irgendwas in eine Karte ein. Es lagen mehrere verschiedene Karten von der Stadt auf den Tisch und um den Tisch stand mein Rudel, Jackson, Simon und Joey. Paar fremde Männer standen mit uns in dem Raum, jedoch standen diese etwas abseits. ,,Haily...das ist ein Teil meines Rudels", erklärte Joey, als er meinem Blick folgte. Es waren gerade mal sieben Männer...die Hälfe von Joeys Rudel. Naja übel konnte ich es den Anderen nicht nehmen, naja ich meine sie hatten Familie...und Tyler bedeutete ihnen nichts und zur Zeit hatten sie keine Probleme mit den Killerwölfen. ,,Danke, dass ihr uns helfen wollt, sagte ich und warf den Männern ein dankbaren Blick zu. ,,Das Hauptproblem ist jedoch, dass wir nicht wissen wo sie sind...diesmal haben wir keine Bloom, die uns hilft", erklärte Jackson und strich über eine Karte. ,,Was wissen wir bisher?", fragte Dean und sah in die Runde. ,,Sie haben sich die letzte Woche so verhalten, als wären sie tot. Keine Leichen, keine neuen Vermisstenanzeigen", erklärte Blaze, welcher hinter einem Laptop lehnte, auf welchem das Polizeiprofil von seinem Vater geöffnet war. ,,Nicht mal mehr im Armenviertel", fügte er hinzu und sah hoch. ,,Sie mussten vom Hotel aus, sehr schnell in Sicherheit gelangt sein, jedoch haben sie es nicht verlassen, sonst hätten wir es mitbekommen", erklärte Mason, welcher seine Hände zu Fäusten geballte hatte, denn er zitterte, nicht weil er sich gleich verwandeln würde...sondern weil er auf Entzug war. Dean hatte mal beiläufig erwähnt, dass Mason solange clean bleiben will, bis Tyler wieder in Sicherheit war. Da er so dem Rudel mehr brachte und er nicht wegen seinen Drogen unser Leben riskieren wollte. ,,Das ist doch eigentlich unmöglich...", meinte Nicky. Durch das schwache Licht in dem Raum, sah ich erst jetzt, dass die Ader an Nickys Hals extrem dunkel war und sich deutlich von seiner Haut abstach...das war nicht normal, definitiv nicht! Eine Angst machte sich in breit, dass das Blut von dem Mischling vielleicht doch nicht gewirkt hatte und er wieder so quälende Schmerzen erleiden musste. Nicky bemerkte meinen Blick und fasste an seine Ader, als wollte er verhindern, dass ich sie weiter an sah. Sie stand etwas hervor und man konnte sehe wie sein Blut durch die Ader gepumpt wurde. ,,Eigentlich...wir sind durch die Kanalisation ins Hotel gekommen, also warum haben sie es nicht genauso gemacht?", fragte Jackson und sah hoch. ,,Ich hab mir die Baupläne vom Hotel ausgedruckt und dazu die Fotos gelegt, die wir in der Ruine aufgenommen haben. Der Raum, der in die Kanäle führt, hatte verstärkte Wände. Das Gas wurde wahrscheinlich im Heizungskeller entzündet, welche am anderen Ende des Hotels war, was heißt sie hatten genug Zeit um in den Raum zu gelangen. Ich meine wir hatten ja auch noch paar Augenblicke um zu fliehen", erklärte Simon und legte alles auf den Tisch. ,,Die einzige ungeklärte Frage ist, wer hat das Gas angezündet? Und wie haben es Tyler und Darkness überlebt?", fragte Jacob. ,,Das Gas hat wetten der Mischling angezündet. Er war weder beim Kampf, noch oben bei Darkness...und Feuer macht dem nichts aus", sagte ich und Jackson nickte. ,,Jedes Zimmer hatte einen Speiseaufzug...naja wenn man schnell genug ist, kann man es damit in die Küche schaffen und von da aus in den Raum, der anscheinend sicher gegen das Feuer ist", erklärte Simon und rückte seine Brille zurecht. ,,Ja und was soll uns das bringen? Wir wissen wie sie überlebt haben, aber nicht wo sie jetzt sind", warf Florenz ein und Jackson sah sie skeptisch an. ,,Durch die Kanäle kamen sie auch unbemerkt von einem ihrer Stützpunkte zum nächsten", erklärte Jackson und sah Florenz weiter skeptisch an. ,,Und die Kanalisation weißt Hohlräume auf, keine Ahnung wofür die damals gedacht waren...auf alle Fälle, was sagt uns, dass das Rudel nicht da ist...unterirdisch in den Kanälen?", meinte Blaze und tippte auf seinem Laptop rum. ,,Wenn mein Plan funktioniert, wissen wir bald mehr...naja es dauert vielleicht noch eins, zwei Tage. Ich habe einen Art Miniroboter mit Kamera ausgestattet in die Kanalisation gebracht. Er ist total winzig und naja das sind wilde Werwölfe...die haben ohne Technik ohne nichts gelebt", erklärte Blaze. ,,Und wie bekommst du den wieder?", fragte Luca und sah auf Blaze Laptop. ,,Er hat GPS und wenn er alle Kanäle durch hat, kommt er zum Ausgangspunkt und da hol ich ihn ab. Nehm den Chip und seh mir das Videomaterial auf dem Laptop an", erklärte er. Er sagte das, als wäre es das einfachste und logischste auf der Welt. Wie konnte der Typ nur sitzenbleiben?! Er war ein Genie!

,,Ähm Haily? Hast du heute noch was vor?", fragte Nicky, als wir Joeys Haus verließen und auf die Straße traten. Die Sonne war schon untergegangen und einige Sterne funkelten am Nachthimmel. ,,Nein...wieso was hast du denn vor?", fragte ich und lächelte ihn an. ,,Naja...es ist viel los hier, da vergisst man das. Ich hab heute Geburtstag und naja ich werde sechszehn...du weißt schon die vollständige Verwandlung", meinte er und sah etwas geknickt zu Boden. ,,Oh Fuck! Es tut mir sau leid, dass ich das total vergessen hab. Alles Gute", sagte ich und nahm ihn in den Arm. ,,Nicht schlimm...es gibt wichtigeres", meinte er und ich ließ ihn los. ,,Aber es ist dein sechzehnter Geburtstag und ich hab kein Geschenk", sagte ich und er seufzte. ,,Nicht schlimm. Es soll keine Party geben nur eher so was im kleineren Kreis. Also kommst du?", fragte er und sah mich an. ,,Natürlich!", sagte ich grinsend und er lächelte auch. ,,Gut. Um 20Uhr bei mir. Nimm Dean mit, der hat es auch vergessen", meinte Nicky und ging zu seinem Motorrad. Das erklärte die dunkle Ader an seinem Hals. Nickys Körper regenerierte sich heute vollkommen neu...und wir Idioten hatten es vergessen.

NeumondWhere stories live. Discover now