16. Kapitel

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Über der Stelle, wo eigentlich mein Bett stand, befand sich nun ein rießer weiß silbernder Mond und darum ein Stück vom Nachthimmel. Dort wo mein Schreibtisch stand hing nun die Wolfsilhouette, die ich mir vor zwei Wochen im Baumarkt ausgesucht hatte. Rachel zog den Mundschutz runter und betrachtete den Mond. ,,Hätt's mir schwerer vorgestellt", sagte sich und stellte die Spraydose auf den, mit Folie überzogenden Boden ab. Sie strich sich mit dem Handrücken über die Stirn und setzte die Kaputze von der Schutzkleidung ab. ,,Was ist los?", fragte sie und ich setzte mich auf mein Bett, welches ebenfalls mit Folie überzogen war. Sie setzte neben sich mich und musterte mich besorgt. Ich hatte die letzte Nacht so gut wie gar nicht geschlafen, weil mich dieses Bild nicht los ließ, wie ich vor Tyler stand im Nacken sein halbes Rudel. Was wäre, wenn sich das Rudel gestern getrennt hätte? Hätte ich überhaupt diese Verantwortung tragen können? ,,Wieso würdest du mir folgen und mich als dein Alpha anerkennen?", fragte ich und zog ebenfalls die Kaputze ab. ,,Weil ich dir vertraue und ich mich bei dir sicher fühle. Du gibst uns alle das Gefühl, du bist von Naturaus so...ich kann es nicht beschreiben. Tyler ist zwar mein Alpha, aber du hast mehr Kraft über mich, wenn du sagst ich soll dir in den Tod folgen...würde ich es tun. Den Anderen geht es nicht anders...du bist eine Alphanatur und das spüren wir", erklärte sie und in mir fing sich plötzlich etwas zuregen, Angst. Reine Angst, die anfiing an mir zureißen. Ich war schon immer ein Einzelgänger...wie sollte ich da ein Rudel leiten?

,,Aber ich...ich bin eine Verräterin", stammelte ich und Rachel griff nach meinen Schulter und zwang mich so sie anzusehen. ,,Das glaubst du doch selbst nicht! Haily Clackson, du hast nichts schlimmes getan. Jackson hat uns nicht angegriffen und ich vertrau dir, dass du dies verhindern wirst. Wenn du ihn magst, vielleicht sogar liebst, dann akzeptiere ich und der Rest des Rudels es auch", sagte sie ernst und lächelte mich an. ,,Eigentlich müsst ich sauer sein. Weil du mir nichts über ihn erzählt hast! Weißt du wie gemein das ist? Mir sowas zu verschweigen, was bildest du dich eigentlich ein?" Sie fing an zulachen und auch ich musste grinsen. So erzählte ich ihr alles, wie ich ihn kennen gelernt hatte und über unsere Treffen, jedoch ließ ich das Waffenzimmer weg. Auch wenn Rachel mich unterstützte, musste sie nicht wissen was Jackson für Todesarten parrat hatte. ,,Och mein Gott ist das süß! Hast du dir mal in den Spiegel geguckt, wenn du über ihn erzählst? Du grinst wie ein verliebter Teenager und bist rot", meinte Rachel und ich lächelte verlegen. ,,Versprich mir, dass ich ihn kennen lern! Keine Wiederrede, da hilft dir auch deine Alphanatur nicht mehr, ich muss ihn kennen lernen!", sagte Rachel lächelnd. Meine Alphanatur...welche gestern fast verursacht hätte, dass sich das Rudel spaltet. ,,Haily...was denkst du gerade? Jackson wird mir nichts tun, wenn er mich sieht...es wird alles gut", fing sie an jedoch schüttelte ich leicht den Kopf. ,,Es geht nicht darum...was wird aus dem Rudel...ich will nicht der Grund sein, wieso ihr euch spaltet", sagte ich und Rachel seufzte. ,,Wie schon gesagt, die Hälfte des Rudels folgt deinem Befehl. Jacob, Blaze und Mason wird das auch tun. Du bist stärker als Tyler, viel stärker." ,,Rachel, du verstehst das nicht. Ich will kein Alpha sein...und erst recht nicht von Tylers Rudel!" Sie griff nach meiner Hand und sah mich eindringlich an. ,,Ich versteh dich...jedoch bist du ein Alpha und lieber so, als das es im Blutbad endet." Ich sah erschrocken auf und alles in mir verkrampfte sich. ,,Haily, ganz ruhig...es endet nicht so. Es gibt Auswege. Ich habe gestern, zufällig, Jacob und Tyler belauscht. Jacob meint, dass sich entweder einer von ech beiden sich dem anderen unterwerfen muss, was dann wahrscheinlich Tyler ist oder wenn ihr beide an einem Strang zieht. Streit würde das Rudel entzweien und das will keiner. Guck mich nicht so! Ja Tyler ist ein aroganter verkokster Idiot, jedoch musst du dich mit ihm gut stimmen...wenn ihr allein schon Waffenstillstand habt, dann würde das reichen", erklärte sie und sah mich ermutigend an. Ich musste mich also mit dem aroganten Arschloch befreunden, um das Rudel zuschützen.

Rachel half mir noch beim Aufräumen und dann machte sie sich auf den Heimweg, jedoch beteuerte sie mehrmals, dass ich mit Tyler das Gespräch suchen sollte...wenn das nur so leicht wäre. Ich atmete tief aus und drückte dann die Türklinge von Tylers Zimmertür runter. Tyler saß auf seinem Bett und starrte einfach an die gegenüberliegende Wand. Aus seiner Stereoanlage drang laute Musik und er tat so, als hätte er mich nicht mit bekommen, jedoch wusste ich ganz genau, dass er wusste, dass ich schon fünf Minuten vor der Tür gestanden hatte. Ich ging durchs Zimmer und schaltete die Musik aus. Immer noch keine Reaktion von ihm...Ignoranz war in dieser Familie wohl echt groß geschrieben. Ich seufzte tief und stellte mich in Tylers Blickwinkel. ,,Können wir reden?" Immer noch keine Reaktion. Hallo hier redet jemand mit dir, der sich zu jedem Wort zwingen muss! ,,Okay. Anscheinend hab ich deine Aufmerksamkeit. Ich will beziehungsweiße wollte nie dein Rudel spalten, denn ich habe zwar laut Jacob eine Alphanatur, jedoch will ich nicht der Grund sein, weshalb sich Geschwister, beziehungsweiße Freunde trennen. Wir sollten einen Waffenstillstand einlegen. Du akzeptierst mich und Jackson und ich akzeptiere dich als Alpha." Das diese Worte überhaupt über meine Lippen kommen konnten, verblüffte mich selber. ,,Wir wissen beide, dass du egal ob ich dich akzeptiere oder nicht, dass du keine Macht über mich hast. Jedoch...jedoch bekommst du so die Macht über dein Rudel wieder." Ich biss mir auf die Unterlippe und und seufzte wieder. Ganz ruhig Haily, egal wie wahnsinnig dich dieser Typ macht, du musst jetzt ganz ruhig bleiben, sonst wird das nichts mit dem Waffenstillstand. ,,Jap...das war's von mir und weil du anscheinend nichts sagen willst." Ich ging durchs Zimmer und kurz bevor ich die Tür erreicht hatte, bewegte sich Tyler und ich drehte mich um. ,,Du unterwirfst dich mir, nur weil du die Veratwortung nicht tragen kannst?", fragte er und ein kleines Lächeln zuckte um seine Mundwinkel. Er fühlte sich stark...ganz ruhig Haily, er ist ein erogantes Arschloch, das wissen wir alle. ,,Nein, weil ich nicht die Schuld tragen will, dir dein Rudel weg zunehmen. Dein Ego würde das nämlich nicht verkraften." Das war's dann mit dem auf nett tun, aber hey er hat es nicht anders gewollt. Seine saphierblauen Augen blitzten auf und er sprang förmlich vom Bett. Ich knallte gegen die Wand und er hielt meine Hände neben meinem Kopf fest. Er fletschte die Zähne und fixierte mich mit seinem Blick. ,,Haily, du willst das Rudel nicht trennen, dann hör auf den Alpha zuspielen." Sein Atem strich über mein Gesicht und ich spannte mich an. War dieser Typ überhaupt irgendwann clean und nüchtern? ,,Es ist kindisch unser Verhalten. Ich will nicht, dass du dich mir unterwirfst. Wir sollten zusammen arbeiten, als Alphas. Es wäre besser für's Rudel", sagte er und ließ meine Hände los. ,,Wieso bist du auf einmal dieser Meinung?", fragte ich. ,,Weil du dich nie einem Alpha unterwerfen wirst, es liegt in deiner Natur ein Anführer zu sein, genau wie in meiner. Wenn einer von uns sich unterwerfen müsste, würde das zu nichts Guten führen", erklärte er und wendete mir den Rücken zu. ,,Es freut mich, dass du vernünftig geworden bist, meinte ich und rieb mir die Handgelenke. ,,Hör aufsonst bin ich nicht mehr vernünftig, sagte Tyler genervt und ich seufzte. Er hatte Recht, so gern ich diesem Typen auch eine rein hauen und so viele Beleidigungen an den Kopf knallen würde, würde das nicht helfen. Wir mussten uns zusammen reißen, um das Rudel zu schützen.

NeumondWhere stories live. Discover now