41. Kapitel

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Tyler schreckte schweißgebadet aus dem Schlaf auf und sein Atem ging ruckartig und stoßweiße. ,,Es ist alles gut", flüsterte ich und fasste ihn auf die Schulter, sodass er zusammen schreckte. Er sah mich mit großen Augen an und brachte Abstand zwischen uns, indem er von mir weg rückte. ,,Es tut mir leid", murmelte er, als er meinen traurigen Blick sah. So ging es schon die ganze Nacht. Ich saß aufrecht im Bett und passte auf ihn auf. Ich konnte nicht schlafen, wenn ich ihn so leiden sehen musste. Es tat so weh...aber ich konnte es auch nicht ändern. Er schlief ein, zuckte zusammen und wachte schweißgebadet auf, manchmal schrie er und schlug um sich. Albträume. Er legte sich wieder neben mich und fiel wieder in einen unruhigen Schlaf. Was hatten sie nur mit ihm gemacht? So verstört und ängstlich hatte ich Tyler noch nie erlebt. Sie hatte ihn gebrochen und schwere seelische Schmerzen zugefügt. Der zweite Grund, wieso ich nicht schlafen konnte, war, dass ich Angst hatte, dass, wenn ich auf wachte, das Bett neben mir leer war. Seine Wunden am Gesicht hatten angefangen zu verheilen. Tyler bekam schrecklich Angst, wenn man ihn berührte, als würde er statt in meine Augen in Darkness Auge sehen, jedoch hatte ich trotzdem die ganzen Wunden an seinem Körper gesehen und am liebsten hätte ich geschrien und wäre Darkness persönlich an die Kehle gesprungen. Wie unmenschlich musste man sein? Und das sagte ich jetzt, ohne zu wissen, was genau passiert war.

Er schreckte auf und schrie wieder. Ich nahm ihn in den Arm und egal wie sehr er dagegen ankämpfte, ich hielt ihn fest. ,,Ganz ruhig. Ich bin da", flüsterte ich und er hörte auf sich gegen mich zu wehren. Er drehte sich so zu mir, dass ich ihm uns Gesicht sehen konnte. ,,Ich will nicht mehr", schluchzte er und seine Finger krallten sich in mein Oberteil ,,Ich kann nicht mehr." ,,Es ist alles vorbei...", sagte ich ruhig und strich ihm über den Rücken. Er zuckte zusammen und ich blieb wie versteinert. ,,Was haben die nur mit dir gemacht?", murmelte ich. Seine Augen waren glasig und etwas Angst erfülltes lag darin, ,,Vertraust du mir?", fragte Tyler und sah mir in die Augen. Ich nickte und er seufzte. ,,Dann schließ die Augen...vertrau mir einfach", sagte er, ich schloss die Augen und er legte seine Hand an meinen Nacken. Ich keuchte auf, als ich seine Krallen spürte, die sich in meine Haut bohrten. ,,Vertrau mir, flüsterte Tyler, als ich ihn zögernd an sah. Bilder rauschten durch meinen Kopf, als würde ich träumen, jedoch spürte ich deutlich Tylers Krallen in meinem Nacken.

Tylers Erinnerungen

,,Ich saß angekettet in einem Raum. Durch ein kleines Fenster kurz unter der Decke fiel Sonnenlicht, es war auch das einzige Licht, was es in dem Raum gab. Als ich wach wurde schien leichtes Licht durch das Fenster. Meine Arme hatten Brandwunden, welche jedoch fast verheilt waren. Meine Klamotten waren versenkt und rochen nach Qualm, jedoch war das wohl nicht mein schlimmstes Problem. Ich konnte mich nicht mehr an alles erinnern...jedoch die Erinnerungen, die geblieben sich, sind wie in mein Hirn gebrannt. Damals war der schlimmste Gedanke, den ich hatte, der, dass ich dich für immer verloren hatte. Am ersten Tag kam ein Mann, den ich nicht kannte. Er hatte ein verachtendes Lächeln und seine rauen Hände, die mich ohne zu zögern in die Ohnmacht prügelten, nein die konnte ich nicht vergessen. Immer wenn seine Faust in mein Gesicht traf, lachte er. Ihm machte es Spaß mir weh zu tun. Sein Grinsen wurde noch breiter, als mein Kieferknochen nachließ und brach. Das Knacken schallte durch den leeren Raum und ich schrie auf. Darkness trat in den Raum, als hätte er nur darauf gewartet. Er sah nicht aus wie ein Mensch...eher wie ein Alien...er hat blasse Haut und war dünn, jedoch sein Auge war rot und auch wenn es stockdunkel in dem Raum war, es sah man immer, als würde es leuchten. Auf alle Fälle musste er nur in den Raum drehten und der Typ hörte auf mein Gesicht zu polieren. ,,Du willst doch unseren Gast nicht umbringen...", meinte Darkness und kam auf mich zu. Er hatte schwarze Haare, die ihm ins Gesicht fielen, an scheinend sollen sie das fehlende Auge verdecken. Er kniete sich vor mich und musterte mich, bevor er eine Spritze raus holte. Die Spritze war gefüllt mit Wasser, welches mit Silber versetzt war. ,,Ach der werte Herr lässt sich auch mal blicken! Find ich ja total höflich", zischte ich und funkelte ihn wütend an. Er hatte nicht mal die Absicht gehabt, auf mein Kommentar einzugehen. ,,Was hält nur Haily an dir?", fragte er, als er mit der Spritze in meinem Arm stach. Das Silber verteilte sich rasend schnell in meinem Körper und es fühlte sich an, als würden hundert scharfe Klingen durch mein Blut schwimmen und meine Adern auf schneiden. Darkness genoss förmlich meine Schmerzen. Er sagte noch etwas zu mir, jedoch konnte ich mich nicht mehr daran erinnern. Innerlich hatte ich mich gefragt, wieso er das tat und mich nicht einfach umbrachte, aber wahrscheinlich genoss er es einfach zu sehr Leute zu quälen.

Am nächsten Tag wurden meine Ketten gewechselt...aus Eisen wurde Silber. Sie lagen so fest an, dass sie mir die Haut an meinen Handgelenken verätzten und alleine diese Schmerzen machte mir zu schaffen. Dazu kamen die Schläge, wenn ich etwas sagte...sei's denn nur um ein Schluck Wasser. Darkness erhöhte jedes Mals die Dosis der Spritzen, dass er mich jeden Tag näher an meine Grenze brachte. Es war ein Teufelskreis. Aufwachen, Spritze mit Silber, was meine Blutbahnen verätze und aufschnitt und mein Blut zum kochen brachte, ab und zu hörte mein Herz auf zuschlagen und meine Lungen zogen sich schmerzhaft zusammen, danach in Ohnmacht fliegen, was wie eine kleine Erlösung war, bevor man wieder aufwachte und eine Spritze bekam, die hundert mal schlimmer war, als die davor. Jedes Mal als ich aufwachte sah ich Darkness rotes Auge und ich wünschte mir zu sterben. Ich flehte sogar nach dem Tod, aber dann fiel mir ein wieso ich hier war, um dich zu schützen. Darkness hatte mich, aber du warst frei und in Sicherheit und das gab mir Kraft. Durch das ganze Silber hörten meine Wunden auf zu heilen, natürlich war das gut, so verlor ich viel Blut mit dem Silber, jedoch wurde ich dadurch schwächer, dass es mir sogar schwer viel zu atmen und ich spürte wie mein Herz immer langsamer wurde.

Das letzte Mal als ich aufwachte, bevor ich in Nickys Garten lag, sah ich Darkness. Ich schloss sofort wieder die Augen, weil ich mit einer weiteren Spritze rechnete, doch es kam keine. ,,Was gibt dir nur die Kraft, jetzt noch zu leben?", fragte Darkness und ich öffnete meine Augen. Ich hatte nicht vor ihm zu antworten, denn die Kraft warst du, Haily. Ich wusste, dass du mich retten wirst, dass du nicht auf den Trick rein fallen würdest...ich musste einfach daran glauben. ,,Haily wäre besser bei mir aufgehoben...nicht bei dir. Sie wäre die Krönung meiner Sammlung", meinte er. ,,Sie würde dein Rudel zerstören. Sie wäre eher ein Fluch als ein Segen", brachte ich heraus und er lachte. ,,Glaub mir, ich habe mir jeden unterworfen und es wäre gelacht, wenn ich das mit Haily nicht auch hinbekäme." ,,Das würdest du nie hinbekommen. Eher stirbt Haily, als sich irgendjemanden zu unterwerfen", sagte ich und Zorn stieg in Darkness Auge auf. ,,Schweig", brüllte er und er gab mir eine Ohrfeige. Seine Krallen bohrten sich in meine Wange und warmes Blut floss über meinen Hals. ,,Du bist nicht mein Alpha. Du hast mir gar nichts zu sagen", sagte ich und drehte langsam meinen Kopf. Er stand auf und trat auf mich ein, bis ich schließlich in Ohnmacht flog, durch die Schmerzen. Glaub mir die Tritte waren angenehmer, als die Spritzen."

Tyler nahm die Hand von meinem Nacken und ich schlug meine Augen auf. ,,Wenn ich diesen Arsch seh, bring ich ihn eigenhändig um!", knurrte ich und ballte meine Hände zu Fäusten. Tyler seufzte und nahm mich schweigend in den Arm. ,,Die Hauptsache ist doch, dass ich dich wieder hab...und ich nie wieder so eine Spritze nur ansehen muss", flüsterte er und gab mir einen Kuss auf mein Schlüsselbein. ,,Ich liebe dich", flüsterte er und ich entspannte mich. ,,Ich dich auch", sagte ich und er küsste mich. Für diesen kleinen Moment war unsere kleine Welt in Ordnung und genau solche Momente musste man festhalten, bevor sie verschwunden waren und man wieder in einem tiefen schwarzen Loch saß.

NeumondWhere stories live. Discover now