11. Kapitel

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Tyler war natürlich schon verschwunden gewesen, als ich heim wollte. Ich wäre auch schon früher gegangen, wenn er gefragt hätte, aber so langsam bezweifelte ich, dass überhaupt ein Fünkchen Nettigkeit in ihm steckte, genau wie bei seiner Schwester. Ich schnaubte, als ich nur an Florenze dachte, das Weib machte mich wütender, als es Tyler schaffte und dann auch noch beide in einem Haus...wenn man da keine Aggresionen bekam, wusst ich auch nicht. Langsam bezweifel ich, dass Dean überhaupt mit denen verwandt ist. Dean war so ein netter Mensch, den man einfach gern haben musste, aber dann seine Geschwister, die einen einfach nur zu Aggressionen trieben. Ich lief schnell die Straße entlang und hoffte so schnell wie möglich ins Warme zukommen. Es war Anfang September und es war schon arschkalt abends beziehungsweiße nachts. Ich weiß Werwölfe froren nicht so schnell, jedoch fror ich so gut wie immer. Auch fragte ich mich, als mal wieder ein kalter Wind durch meine Haare wehte, wie ich vor gut einer Woche noch mit Dean und Luca Jeatski fahren konnte.

,,So spät noch unterwegs? Wohin gehts?", fragte ein Junge, der aus einer Gasse trat. Er bewegte sich so lautlos, dass ich beinahe drauf getippt hätte, dass er ein Vampir war, war er aber nicht. Ich hörte nämlich seinen Atem und ganz leise auch seinen Herzschlag. Trotzdem kann er nicht wenigstens ahnungslose Menschen vorwarnen, bevor er aus einer Gasse sprang und einen anquatschte? ,,Ich wollte gerade nach hause", sagte ich und schlang die Arme um mich. Er musterte mich skeptisch durch seine braunen Augen. Seine dunkelbraunen Haare fielen ihm ins Gesicht. Sein schwarzes T-shirt spannte über seine Brust...an sich war er nur in schwarz gekleidet. Was hatte er vor? Schwarz gekleidet, so spat in der nacht in einer Gasse rumlungerndder Typ war komisch. Um seine eine Hand trug er so eine Art Handschuh, den man zum Bogenschießen trug. Er hob die rechte Hand mit dem Handschuh und sah sie amüsiert an. ,,Entweder du achtest auf so etwas oder du bekommst alles mit", meinte er grinsend und steckte die Hand in die Jackentasche. ,,Wieso treibst du dich so spät hier rum und trägst so etwas?", fragte ich und deutete auf die Hand, die nun in der Tasche steckte. ,,Katzen abschießen, irgendwer muss sich ja um die Überbevölkerung kümmern", meinte er schulterzuckend und ich sah ihn skeptisch an, jedoch verkniff ich mir ein Lächeln. Ich hatte seit meinem ganzen Aufenthaltes hier, noch keine einzige Katze gesehen. ,,Wer's glaubt, gibs zu, du willst einfach nur wild fremde Mädchen ansprechen und damit angeben", sagte ich und er hob ertappt die Hände. ,,Du hast es erkannt", meinte er und ich musste lachen. Mein Atem bildete kleine Rauchwolken und eine Gänsehaut bildete sich auf meinen Armen. KALT!! ,,Dann viel Glück, vielleicht wird's beim nächsten Mal etwas", sagte ich und ging weiter. Denn ich wollte nicht zu einem Eisblock gefrieren, dann hätte der wirklich leichtes Spiel mich auszurauben. ,,Sehen wir uns wieder,...?", fragte er und ich warf ihm einen Blick über die Schulter zu. ,,Haily. Vielleicht, aber nur wenn du mir lernst die nicht vorhandenden Katzen abzuschießen", rief ich ihm zu. ,,Natürlich, ich bin übrigens Jackson", rief er mir zu und lächelte. Ich wendete mich wieder dem Weg zu und freute mich schon auf mein warmes Bett. Trotzdem dieser Jackson war komisch...weil kein normaler Mensch latscht mit Pfeil und Bogen rum....und das nachts.

,,Wo warst du so spät noch?", fragte mein Vater, als ich über den Flur schlich. Ich seufzte und steckte den Kopf durch den Türspalt. ,,War bei Rachel", sagte ich knapp und genoss die Wärme, die von dem Kamin im Wohnzimmer ausgestrahlt wurde. Jedoch war es nicht so ein schöner Backstein Kamin, wie der von Rachel es war so ein modernes Ding. ,,Du weißt, dass du morgen zur Schule musst oder?", fragte er und sah von seinem Papierkram auf. ,,Tu nicht so als wärst du ein Supervater, du hast dich die letzten sechs Jahre nicht um mich gekümmert, also tu es auch nicht jetzt", sagte ich bissig und ging die Treppe hoch. Er musste sich gar nicht erst so aufspielen.

Am Dienstag hatte ich mich aus dem Haus geschlichen, Florenze hatte vor eine Woche zubleiben, Semsterferien. Die schlimmste Woche hatte begonnen und ich konnte mich nur Tagsüber davon stehlen, irgendwie. Rachel war krank, weshalb ich sie auch nicht wirklich als Ausrede nehmen konnte. Werwölfe wurden nur selten krank und wieso musste sie ausgerechnet in dieser Woche krank werden, in der ich verzweifelt nach Fluchtmöglichkeiten suchte? Ich lief die Straße entlang, wo ich Jackson das letzte Mal aufgegabelt hatte...ja ich hatte irgendwie gehofft ihn wieder zu sehen, wenigstens eine Beschäftigung. Dienstags war Footballtraining, was heißt Dean war nicht daheim. Tyler, ja wo Tyler rum sprang wüsst ich auch mal gern...und wann er überhaupt mal zuhause war. Mein Vater und Linda waren arbeiten, weshalb ich ganz sicher nicht allein mit Florenze daheim bleib. Da verbrachte ich ja lieber Zeit mit Tyler, der mich wenigstens ignorierte und nicht wie sie mich die ganze Zeit vollnörgelte, wie toll sie doch ist und wie scheiße ich doch wäre. ,,Zufall oder Absicht?", fragte Jackson, als ich extra langsam an der Gasse vorbei ging. ,,Etwas von beidem", sagte ich und sah zu ihm. Er lehnte an der Hauswand und musterte mich. ,,Und du? Auf was wartest du?", fragte ich und er stieß sich von der Wand ab. ,,Ich gammel nur hier rum, ohne irgendwelchen Grund", erklärte er schulterzuckend und ich trat in die Gasse. ,,Wohnst du in der Nähe?", fragte ich und sah mich um. ,,Paar Meter weiter", erklärte er und sah die Gasse entlang. An der Wand lehnte ein Köcher mit Pfeilen und ein Bogen. ,,Komm jetzt sag mal, auf was du Jagd machst", sagte ich und sah mir den Bogen genauer an. Es war ein neumodisches Model so wie die Pfeile. ,,Du würdest mich auslachen, wenn du es wüsstest", meinte Jackson und ich zog einen der Pfeile aus dem Köcher. Ich riss erschrocken die Augen auf als ich die Pfeilspitze sah, sie war aus Silber! ,,Silber? Ist das normal bei Pfeilen? Ich kenn mich da nicht aus", fragte ich um keinen Verdacht zu schöpfen. ,,Sind so gefährlicher...du kennst dich damit nicht aus, hast aber allein schon beim ersten Blick erkannt, dass es Silber ist", meinte Jackson, nahm mir den Pfeil aus der Hand und steckte ihn wieder in den Köcher, welchen er sich über die Schulter schwang. ,,Ich bin ein Mädchen, ich kenn mich damit halt aus", sagte ich und lächelte. Oh Gott was labber ich da?!

Jackson griff nach seinem Bogen und warf mir einen nachdenklichen Blick zu. ,,Wie wär's, auf nen Kaffee zu mir?", fragte er und sah mich forschend an. ,,Ist es genauso eine Ausrede, wie das mit den Katzen abschießen?", fragte ich und zog eine Augenbraue hoch. ,,Nein, versprochen, es bleibt beim Kaffee", sagte er lächelnd und wir liefen durch die Gasse. Am Ende der Gasse standen Mietshäuser dicht nebeneinander. Schon krass, dass die Gasse Luxushäuser mit solchen Mietshäusern verband. ,,Nicht wundern, meine Wohnung ist etwas sag wir speziel", sagte Jackson, als er den Schlüssel ins Schloss steckte. ,,Glaube das ist sehr naiv, wenn ich auch noch mit einem wild fremden Typen zu ihm nachhause gehe, sagte ich. ,,Ja pass auf, wenn wir oben alleine sind. Da werd ich dann zur einer Bestie und greif dich an, meinte er lachend, tja wenn der nur wüsste, wer von uns beiden, wen angreifen konnte. Ich dachte mir nicht viel dabei, als wir das Treppenhaus hoch liefen in den zweiten Stock, weil jeder hatte doch so seine Macken...und solange er nicht überall nackte Frauen hängen hatte, war doch alles normal. Das dachte ich zumindest.

NeumondWhere stories live. Discover now