12. Kapitel

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Jacksons Wohnung, war ziemlich klein, sodass es schon schwer war zu zweit im Flur zustehen. Wenn man den kleinen Flur runterlief landete man in einem größeren Raum, was wahrscheinlich das Wohnzimmer war. Im Wohnzimmer beziehungsweiße in der Küche sah alles normal aus, so wie eben eine Junggesellen Wohnung aussah. Die Wände sahen rustikal aus, keine Ahnung ob das gewollt war, aber es sah nicht schlecht aus. Eine kleine Küche befand sich an der Wand neben der Tür. Mitten im Raum stand ein dunkelblaues Sofa, welches ziemlich runtergekommen aus. Davor ein kleiner Tisch und etwas weiter weg stand auf einer Holzkiste ein alter Fernseher. Der Raum hatte eine hohe Decke und kurz unter der Decke waren Fenster, jedoch waren sie so hoch, dass man nicht nach draußen sehen konnte. Was sollte hier also so speziell sein? ,,Ich weiß es ist ziemlich klein...", fing Jackson an und machte sich in der Mini Küche zu schaffen.

,,Kleiner ist manchmal besser", sagte ich und ließ mich auf die dunkelgrüne Couch sinken. ,,Ich bezweifel, dass du das bei allem sagst." Jackson warf mir einen Blick über die Schulter zu und ich verdrehte die Augen. Wieso musste jeder Junge, jedes zweite Wort zweideutig aufnehmen. ,,Ich hab dich noch nie hier in der Gegend gesehen...bist du hier hergezogen?", fragte Jackson und stellte die Kaffeemaschine an. Er lehnte sich an den Küchenschrank und musterte mich. Heute trug er ein schwarzes T-Shirt und eine zerfetzte schwarze Jeans, kannte er auch andere Farben außer Schwarz? ,,Für ein halbes Jahr, dann bin ich wieder hier weg", sagte ich und er setzte sich neben mich auf die Couch. ,,Wieso nur für ein halbes Jahr?", fragte er und legte den Kopf schief. ,,Weil ich dann wieder nachhause zu meiner Mutter kann...glaub mir, mich nervt mein jetziger Lebensstand total." ,,So schlimm?" Jackson warf mir ein Lächeln zu. ,,Mein Vater, versucht auf Supervater zumachen, was er 6 Jahre versäumt hat. Linda, seine Frau, tut so als wäre ich ihre Tochter. Meine Stiefbrüder...der eine ist mega cool, der andere ignoriert mich. Oh bevor ich's vergess, meine Stiefschwester verabscheut mich. Alles total normal und toll", sagte ich ironisch. ,,Das geht vorbei", meinte er schulterzuckend und ging zur Kaffeemaschine. ,,Hast du eigentlich auch andere Klamotten im Schrank außer Schwarze?", fragte ich und ich hörte alleine an seiner Art wie er ausatmete, wie er lächelte. ,,Du kennst mich nicht mal zwei Tage und willst mir unterstellen, dass ich nur schwarze Klamotten habe?", fragte er und kümmerte sich um die Kaffeemaschine. ,,Also bisher hab ich dich nur in Schwarz gesehen, anscheinend sind auch deine Socken schwarz", meinte ich und lehnte mich über die Sofalehne, so dass ich seine Socken sehen konnte. ,,Willst du auch noch wissen wie meine Unterhose aussieht?", fragte er und ich setzte mich wieder gerade hin. ,,Ähm nein natürlich nicht", sagte ich und merkte wie meine Wangen rot wurden. Oh Fuck ist das peinlich. ,,Ja ja, das sagen sie alle. Nur um das klar zustellen, sie ist dunkelblau. So da haste deine Farbe, die du vergeblich gesucht hast", meinte er lachend und ich zog meinen Kopf ein. Er setzte sich neben mich und reichte mir eine Tasse. ,,Danke", sagte ich kleinlaut und Jackson musste lachen. ,,Siehst echt süß aus, wenn du peinlich berührt bist", meinte er und wenn ich jetzt noch nicht rot war, war ich es jetzt.

,,So jetzt was über dich. Was hast du gestern Abend mit Pfeil und Bogen in der Gasse gesucht?", fragte ich um vom Thema abzulenken und sah ihn neugierig an. ,,Du verstehst das nicht", sagte er seufzend und nippte an seinem Kaffee. ,,Ich versteh mehr als du glaubst, dann versuch mir wenigstens zu erklären", sagte ich und nippte ebenfalls an meinem Kaffee. Jackson seufzte und stellte die Kaffeetasse auf den Tisch. ,,Du lässt auch nicht locker oder?", fragte er und vergrub sein Gesicht in seinen Händen. ,,Nö, also sag!" Er seufzte wieder. ,,Meine Familie gibt von Generation zu Generation, dieses...naja Hobby...Beruf nenn es wie du willst, weiter. Es gibt noch ein paar andere Leute, die das gleiche Schicksal haben wie ich, jedoch haben wir uns aufgeteilt um eine größere Fläche abzudecken", erklärte er, zwischendurch nahm er immer mal einen Schluck vom Kaffee. Wieso musste er so in Rätseln sprechen? Konnte er nicht einfach damit raushauen, wird schon nicht so schlimm sein. ,,Du hast immer noch nicht gesagt, was du mit den Pfeilen abschießen willst", sagte ich und er sah mich genervt an. ,,Ich geh jeden Abend raus, jedoch immer erfolglos. Tagsüber übe ich für eine Situation, die eh nicht aufdrehten wird. Die Infos sollten wirklich reichen", erklärte er und sah mich bittend an. ,,Irgendwann krieg ich dich schon, dazu es mir zusagen", drohte ich ihm lachend und nippte an meinem Kaffee. ,,Drohst du mir jetzt etwa?", fragte er und ich schüttelte den Kopf. ,,Das war eher eine...eine Feststellung, die du dir merken solltest. Wenn ich was will, bekomm ich das auch", sagte ich lachend. ,,Ach ist das so?", fragte er mit einem Lächeln. Griff nach meiner Tasse Kaffee und stellte sie auf den Tisch. ,,Aber ich bin stärker als du", meinte er und fing an mich durch zu kitzeln. ,,D-Du bist b-behindert!", lachte ich und versucht mich zu wehren, jedoch gelang mir das nicht wirklich. Ich rutschte so weit auf der Couch, dass ich fast runter geflogen wäre, hätte Jackson mich nicht aufgefangen. ,,Glaub mir, ich bekomm das schon hin. Ohne Muskeln sondern mit Köpfchen", sagte ich grinsend und Jackson verzog ungläubig das Gesicht. ,,Niemals", raunte er mir zu und ich nickte schnell, als ob dies was bringen würde.

,,Soll ich dich heimbringen?", fragte Jackson, als ich meine Jacke anzog. ,,Ne, ne, ich werde schon nicht mit einer Katze verwechselt und angeschossen", sagte ich und lächelte, jedoch sah er mich ernst an. ,,Ich hab das ernst gemeint", meinte er und ich sah ihn irritiert an. ,,Ich wohne nur eine Straße weiter...es ist nicht nötig", sagte ich knapp und öffnete die Haustür. ,,Pass auf dich auf", sagte er und grinste. ,,Glaub mir, wer mich kidnappt, bringt mich nach fünf Minuten wieder zurück." Ich lächelte ihn nochmals zu, als ich die Treppe runter lief und verschwand dann nach draußen. ,,Na dann muss ich mir ja keine Sorgen machen", meinte er mit einem Lächeln auf den Lippen. Was sollte denn mir schon passieren? Ich war ein Werwolf, also kann ich mich auch gut selbst verteidigen.

,,Wo warst du?", fragte Tyler und kam in mein Zimmer. Glaube das waren die ersten Worte, die er mit mir seit Vollmond sprach. Ich sah ihn fragend an, also ich hätte nicht mit ihm gerechnet, weil er mich wie Luft behandelt, was ich nicht allzu schlimm fand. ,,Geht dich nichts an", sagte ich knapp. ,,Du warst nicht bei Rachel und daheim warst du auch nicht." ,,Spionierst du mir etwa nach?" Ich sah ihn empört an. ,,Nein. Ich pass nur auf, dass es keine dumme Leiche gibt", sagte er kalt und verschwand aus meinem Zimmer. Na wenigstens einer, der darum besorgt war, dass es keine Leichen gab. Aber was juckte ihn so was?! Boar dieser Typ verwirrte mich!

Wir aßen alle zu Abend, was heißt wir mussten uns allen Florenze Gelabber unterziehen. Auf dem College ist es so toll und sie war ja sooooo beliebt...bla bla bla. Linda hörte interessiert zu und versuchte ab und zu was zu sagen, jedoch ließ Florenze sie nicht zu Wort kommen. Mein Vater hörte nur halbwegs zu und war total in Gedanken versunken. Dean machte sich über das Essen her und fiel Florenze ab und zu ins Wort, nur um irgendetwas zu kommentieren und Tyler saß einfach nur schweigend da. Ich hingegen aß schweigend mein Essen und hoffte so schnell wie möglich zu verschwinden.

,,Du solltest dich lieber gerade hinsetzen, sonst bekommst du es in den Rücken...und es sieht nicht sehr ladyhaft aus", meinte Florenze und klimperte mich mit ihren Wimpern an. Ich setzte mich gerade hin und funkelte sie wütend an. Kann sie nicht einfach weiter über ihr wundervolles Leben reden und mich in Ruhe lassen? ,,Du solltest lieber mal was gesundes Essen, das würde deiner Figur gut tun", sagte sie und begutachtete mein Essen. ,,Nein danke, ich hab es nicht nötig auszusehen wie ein Skelett", sagte ich und stopfte mir einen extra vollem Löffel in den Mund. ,,Hat dir deine Mutter nicht Benehmen bei gebracht? Du verhältst dich wie ein Köter", fragte sie angewidert. Mein Blick fiel auf Dean, der sich plötzlich gerade hinsetzte und normal aß, was er sonst nie tat. Ich aß normal, nur halt das was ich wollte. ,,Doch hat sie, jedoch hat sie mir auch gezeigt, wie ich nicht zu so einem arroganten Weib werde", sagte ich und funkelte sie wütend an. Florenze machte empörtes Geräusch und sah zu meinem Vater, der sich nun etwas aufrichtete und aufhörte in seinen Gedanken rumzuwühlen.

,,Haily, es reicht", mischte sich nun mein Vater ein und sah mich streng an. ,,Halt nur bei ihr, machst du toll", sagte ich und stand auf. ,,Wenn ihr mich entschuldigt. Ich gehe jetzt in mein Körbchen, da wo ich hingehöre", schnaubte ich und verschwand aus der Küche. Boar dieses Weib brachte mich zur Weißglut!

Ich ging raus, lief durch den Garten runter zum Strand und setzte mich auf den Holzsteg. Wieso wurde dieses Weib nur von Dean so vergöttert? Mein Vater wollte wahrscheinlich einfach nicht auf meine Seite kommen, zu seiner nicht ladyhaften Kötertochter, welche kein Benehmen aufwies. Aber sonst geht alles gut oder? Ich musste immer noch über 5 Monate hier aushalten...hoffen wir's mal, dass Florenze nicht oft hier auftauchte...sonst würde ich ja lieber die Gosse vorziehen als deren Gegenwart. Sogar an Tyler gewöhnte man sich, so lange man von ihm ignoriert wird.

NeumondWhere stories live. Discover now