Briefe im Advent

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Mika hasste den Winter. Es war kalt und das Wetter meistens nass, sodass man sich warm und dick anziehen musste. Betrat man dann einen Raum brauchte man erst einmal ewig um nicht an einem Hitzschlag zu sterben, denn man musste ja wieder alles ausziehen und dann auch noch immer mit sich durch die Gegend tragen.

Und es gab keine Blumen, keine natürlichen Farben. Nur weiß und grau, alles wirkte trostlos und ohne Leben, wenn man von den Menschen einmal absah. Die hatten ihre eigenen Farben, aber die blöden leuchtenden Neontafeln konnten ihm nicht vom Fehlen der Farben in der Natur ablenken, sie konnten die Farben einfach nicht ersetzen.

Bepackt mit seinem Rucksack, zwei Jacken, Schal, Mütze und seinen Handschuhen, sowie dem Gefühl, dass seine Füße kochten, betrat er den Klassenraum, der noch fast leer war. Wundern tat es ihn nicht, denn die meisten seiner Klassenkameraden kamen erst kurz vor knapp. Zielstrebig ging Mika zu seinem Tisch, blieb dann aber wie angewurzelt stehen.

Da, auf seinem Tisch, stand ein kleines Päckchen, an dem ein kleiner Umschlag hing. Oben war es etwas seltsam, fast als wäre eine Kugel darin, als er aber vorsichtig dagegen tippte, gab es ganz leicht nach. Wer sollte ihm denn etwas schenken? Sicher, ganz unbeliebt war er nicht, aber seine Freunde waren noch nicht da und die Mädchen, die ihm sonst irgendetwas schenkten, taten das persönlich.

Und warum schenkte wer auch immer ihm gerade jetzt etwas? Es war der erste Dezember, wieso also sollte überhaupt jemand ein Geschenk bekommen, denn auch Geburtstag hatte er nicht. Warum also stand da ein ganz klares Geschenk auf seinem Platz?

Er stellte seinen Rucksack auf den Boden und legte die Wintersachen auf den leeren Stuhl neben seinem. Hier saß niemand, weil sein bester Freund Karam unbedingt hatte neben seinem Traummädchen sitzen wollen. Da saß er nun auch, doch er jammert immer, dass diese die schlechteste Idee gewesen war, die er je gehabt hatte.

Anscheinend hatte das Mädchen einen Crush auf jemanden, der nicht Karam war und nun schwärmte sie ihm die ganze Zeit die Ohren von ihm voll. Da war Karam komplett in der Friendzone gestrandet und kam da bestimmt nicht so bald wieder heraus. Das Schuljahr durfte er nun aber leiden, weil ihm die Lehrer nicht erlaubten, dass er sich woanders einsetzte.

Nun grinsend nahm er das Päckchen vorsichtig hoch. Es war nicht sonderlich schwer, aber drinnen war auf jeden Fall etwas. Kurz überlegte er es zu schütteln, dann ließ er es aber doch bleiben, denn wer wusste schon, ob in dem kleinen Päckchen etwas kaputt gehen konnte, oder ob es vielleicht doch etwas gefährliches war.

Neugierig war er aber dann doch und diese Neugierde hielt ihn sogar von seinen trübsinnigen Gedanken ab. Das bemerkte er selbst aber nicht, denn seine Gedanken kreisen nur um das kleine Packet. Er nahm den Brief ab, der nur mit einem kurzen Stück Tesa an das bunte Geschenkpapier geklebt war, und öffnete ihn.

Darin befand sich ein Zettel, den er herauszog und auffaltete. In dem, mit einem wunderschönen Handschrift beschriebenen Stück Papier befand sich ein Foto, das aus dem Papier flatterte und mit der Oberseite nach unten auf dem Tisch landete. Kurz sah Mika auf das Foto, dann aber war doch der Zettel interessanter.

Die Handschrift erkannte er nicht, aber sie war wirklich schön. Er wollte jetzt endlich wissen, was es mit diesem Geschenk auf sich hatte, also begann er den kurzen Brief zu lesen.

Hey,

Der Winter hat wieder angefangen und man kann dir wieder ansehen, wie wenig du ihn magst. Man kann es daran sehen, wie du immer sehnsuchtsvoll auf die Landschaftsbilder vor den Kunsträumen siehst, die die Schönheit der Natur im Sommer und im Frühling zeigen, während du den Bilder von Herbst und Winter nie Aufmerksamkeit schenkst.

Oder wie du immer in dich zusammen gesackt gehst, anstatt von aufgerichtet und stolz. Du wirkst dann durch und durch traurig. Wenn ich nicht wüsste, dass du es wärst, würde ich dich nie erkennen, so sehr verändert der Winter dich.

KPop-AdventskalenderWhere stories live. Discover now