Nachts im Glaspalast

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Sunggyu gähnte hinter vorgehaltener Hand und sah auf den Mann herab, der vor seinem Thron kniete und versuchte mit einer Geschichte das Herz des jungen Königs zu erweichen. Doch die Geschichte, die wie er sehr genau wusste erlogen war, konnte es nicht. Schon lange hatte nichts mehr sein Herz erreicht.

Als er noch ein Kind gewesen war, war es schon schwer gewesen, doch man konnte es schaffen, wenn man sich etwas anstrengte. Je älter er geworden war, umso schwerer war es geworden. Der einzige, der es geschafft hatte als er schon ein Jugendlicher war, war sein heutiger Vertrauter Woohyun. Der hatte lange dafür gekämpft und heute hatte er das Vertrauen.

Mit einer Handbewegung schickte er den Mann weg, der noch einmal versuchte zu betteln, doch das würde ihm nichts mehr bringen. Sunggyu hatte entschieden und er würde seine Entscheidung jetzt nicht ändern.

Kaum hatte der Mann den Thronsaal verlassen, da stand er von seinem unbequemen Stihl aus und verfluchte gedanklich den, der diesen Stuhl gebaut hatte und die, die ihm verbaten ein Kissen mit dorthin zu nehmen. Er fragte sich, warum er auf sie hörte, immerhin war er der König. Auf eine Antwort kam er nicht, aber so wichtig war ihm das Ganze dann auch wieder nicht. Immerhin konnte er aufstehen und gehen, wann immer er wollte.

„Sunggyu." Er hörte die schnellen, bestimmten Schritte seines Vertrauten, der ihn schon bald eingeholt hatte. Schon im Thronsaal hatte er neben seinem Thron gestanden und er war der einzige im gesamten Schloss, der ihn mit seinem Vornamen ansprechen durfte. Nicht einmal seine Schwester durfte dies, wenn sie zu Besuch war.

„Habe ich für heute noch einen Termin?" Woohyun lachte. Es war ein leises, feines Geräusch, nicht so falsch wie das Lachen der Palastdamen. „Nein, eure Majestät. Da ihr gerade euren Termin für den Nachmittag selbst gestrichen habt, habt ihr frei." Dies kam tatsächlich seltener vor als man meinen könnte. Er hatte immer etwas zu tun. Sei es nun mit dem Rat über Gesetze und Urteile zu debattieren oder sich Beschwerden von Bürger anzuhören.

„Dann lass uns..." „Liebling." Der König wirbelt zu der hellen Stimme herum und sah der Frau entgegen, die langsam auf sie zu kam. Das lag vermutlich an dem weiten Rock des Kleider, in dem sie sich scheinbar kaum bewegen konnte. Sunggyu mochte sie nicht. Weder die Art wie sie sprach noch die, wie sie sich kleidet noch das sie überhaupt anwesend war.

„Ich habe dir gesagt, du sollst mich nicht ansprechen. Wir sind verheiratet, weil unsere Eltern das so entschieden haben. Nicht weil wir irgendetwas füreinander empfinden. Ich wünsche nicht, dass jemand ein falsches Bild unserer Beziehung bekommt, allerdings haben wir dieses Schauspiel zu spielen, wenn wir Gäste haben."

Die Tränen in den Augen seiner Ehefrau interessierten ihn nicht, damit wollte er sich nicht abgeben. Er mochte sie nicht, empfand eigentlich nur reine Gleichgültigkeit ihr gegenüber. Die einzige Gefühlsregung, zu der sie ihn verleiten konnte, war Ärger und Zorn, wenn sie einmal mehr der Meinung war, sie bräuchte ihm einen Spitznamen zu geben oder müsste Zeit mit ihm verbringen. Er wollte das nicht, er war der König, sie hatte sich zu fügen.

Er ging an ihr vorbei und er brauchte sich nicht zu vergewissern, dass Woohyun ihm folgte. Er wusste, dass der andere dies tat. Wütend wie er war, achtete er nicht darauf wohin er lief und als er auf einmal vor einem beeindruckenden, gläsernen Bau stand, konnte er nicht sagen wo sie waren. Die zart wirkenden Glasscheiben und die scheinbar komplett aus Glasbestehende Kuppel mussten dicker sein, als es den Anschein hatte, den im Inneren blühten und grünten Pflanzen, während hier außen eine dicke, frostigen Schneeschicht lag.

Wobei ihm nun auch auffiel, dass es kalt war und er... er würde sich am liebsten schlagen, aber das ziemte sich für einen König nicht. Er trug weder Jacke noch Umhang und seine Kleidung, so fein und vornehm sie auch war, hielt nicht sonderlich warm. Kurzentschlossen sah er sich das Haus genauer an und entdeckte, nur ein paar Meter von ihm entfernt, den Eingang. Die gläsernen Türen schienen mit den Wände zu verschmelzen und waren unauffällig.

KPop-AdventskalenderWhere stories live. Discover now