Hybrid im Schnee

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B-Joo quetschte sich aus der U-Bahn. Eigentlich war er es gewohnt mit diesem öffentlichen Verkehrsmittel zur Arbeit und zurück zu fahren, doch heute war es so voll und so eng, dass er das nicht ausgehalten hätte. Somit hatte er beschlossen, dass er die letzten zwei Haltestellen laufen würde. Sehr weit war es nicht und da der Weg eigentlich die ganze Zeit durch den Park führte, tat er auch noch etwas für seine Gesundheit.

Er ging die Treppe nach oben und bog direkt ab in den Park. Das Wetter spielte zu seinem Glück mit. Die Sonne schien zwar nicht, aber es kam aus nichts aus den Wolken, die den Himmel bedeckten. Um seine Hänel war, zu halten, steckte er sie tief in seine Jackentaschen und ging in den Park. Dort lag der Schnee, der in den letzten Tagen gefallen war, noch, die Wege sah man nur, weil dort der Schnee festgetreten war.

Es waren kaum Menschen unterwegs, dabei war es nicht einmal so kalt wie die letzten Tage. B-Joo stellte sehr schnell fest, dass ihm die Bewegung gut tat und die Stille ihn beruhigte. Vielleicht sollte er häufiger den Weg durch den Park wählen, als immer nur mit der U-Bahn zu fahren. Die Fahrt kostete ihn meist nur Nerven.

Etwas in einem fast kahlen Gebüsch erregte seine Aufmerksamkeit. Zwei Nadelbüsche trugen ihre Nadel noch und vergraben es etwas, doch er sah das Zittern in dem Gebüsch ganz deutlich und ging neugierig näher hin. Es war ein großer Pappkarton, der wohl einmal für irgendein Küchengeräte gewesen war.

B-Joo runzelte die Stirn. Wer entsorgt wo etwas mitten im Park? Das war ja so gar nicht in Ordnung. Im nächsten Moment nahm er erneut das Wackeln des Kartons wahr und wurde neugierig. Im Moment herrschte kein Wind, also musste die Bewegung von einem Tier verursacht worden sein. Was für eines wollte er wissen und ging etwas um die Büsche herum, bis etwa in die offene Seite hineinsehen konnte.

Was er sah, ließ sein Herz schmelzen. In dem Karton, eingewickelt in Fetzer und alte Zeitungen, saß ein Junge mit Hundeohren. Ein Hybrid. Diese Wesen waren nicht mehr so selten, insbesondere Hunde und Katzen, aber eigentlich noch immer zu selten, als das man sie so hausen lassen würde. Der Kleine zitterte und übertrug seine Bewegungen auf den Karton.

„Hey, Kleiner." Die großen Augen richteten sich auf ihn und der Hybride versuchte sich noch tiefer in seinen Karton zu drücken. Es war sehr klar, dass er höllisch Angst vor Menschen hatte, vermutlich hatte er schlechte Erfahrungen gemacht. B-Joo machte die Angst, die in den Augen des Hybriden stand wütend.

Hybriden waren Mischungen aus Tieren und Menschen, sowohl im Aussehen, als auch im Verhalten. Sie wurden nicht groß, etwa einen Meter zwanzig, blieben im Geist aber meist länger ein Kind. Eben wie ein Haustier. Aber man hatte sie gut zu behandeln. Einen Hybrid auf der Straße zu sehen war selten und in dieser Situation sollten sie niemals landen.

Er sah sich um, denn er wollte nicht, dass außer ihm jemand auf den Hybrid aufmerksam wurde. So wie der reagierte, hatte er panische Angst vor Menschen und wer wusste, wie es dem Kleinen ergehen würde, wenn ihn jemand hier entdeckte. Zu seinem Glück war das Wetter meist zu schlecht als das die Leute durch den Park gehen würden.

B-Joo ging in die Hocker um in etwa auf Augenhöhe mit dem Hybrid zu sein und mutierte ihn. Er war dünn und zitterte erbärmlich. Zudem stand er vor Dreck und vermutlich roch er auch nicht sauber, aber das konnte er nicht feststellen. Dazu war der Kleine nicht nah genug bei ihm. Der blinzelte ihn vorsichtig und so wie es aussah auch ziemlich überrascht an.

„Ich werde dir nichts tun. Ich werde dich auch nicht verraten, Kleiner." Er schenkte dem Kleinen ein Lächeln, erwartete aber keine Antwort. Hybriden konnten durchaus sprechen, aber sie taten es nur sehr selten und meist nur in der Nähe von Personen, denen sie absolut vertrauten. Einmal hatte B-Joo von einem gehört, der um seinem Besitzer zu helfen jemand wildfremdes angesprochen hatte. Laut den Experten war dies eine Ausnahmesituation gewesen.

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