Kapitel 26 - Geister und Feinde

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Rachel Elliot:

Nachdem sie die Lage eingeschätzt hatte, zog sie sich erstmals zurück.
Die Schüler tanzten, tranken und amüsierten sich. Es hätte ein göttliches Fest werden können. Alle hätten noch einmal das erreichte Ende des Kriegs feiern und die Schrecken, die noch immer in den Köpfen der Zauberer und Hexen hätten vergessen werden können für eine Nacht. Aber Rachel konnte nicht vergessen, durfte es nicht und würde es nicht vergessen. Niemals, hatte sie sich damals geschworen, als sie quer durch ganz England gereist war um ihre verschollenen und vermissten Eltern zu suchen. Nur, als die junge Frau damals in Plymouth, in dieser Hafenstadt, angekommen war, weiter recherchiert hatte geplagt von Trauer und einer unbändigen Verzweiflung, hatte sie sich geschworen nicht aufzugeben.
Wenige Tage später war es dann auch soweit gewesen. Sie hatte das verbrannte Anwesen gefunden. Sie hatte es gefunden, nur nicht ihre Eltern. Nur ihre Eltern waren nicht mehr da gewesen. Ihr Vater und ihre Mutter waren zu diesem Zeitpunkt nur mehr aus Asche bestanden.
Schließlich hatten Gerüchte ihr Ohr erreicht und dann wusste sie, dass es kein Unfall gewesen war und sie hatte den Schuldigen unter allen Umständen finden wollen. Nun war es soweit. Sie hatte ihn gefunden.
Lange hatte Rachel überlegt, wie sie es anstellen sollte, um sicher zu gehen, dass es auch wirklich Liv Lowell gewesen war und da war ihr der liebenskranke Slytherin Theodore Nott geradeswegs in die Arme gelaufen.
Liv war schwach und hatte Theodore ihre Tat gebeichtet, sodass der Legilimens auf ihn alles hatte lösen können und nun wusste Rachel von ihrer Tat auch. Von den Morden, die sie begangen hatte. Ihre toten Eltern! Oh, wie sie Rachel doch vermisste. Wenigstens würde sie sie heute rächen. Durch den Fluch wusste die Gryffindor auch, dass die Ravenclaw auch ihre Eltern in dem Feuer verloren hatte, aber sie stellte das nicht zufrieden. Sie wollte sie tot. Egal, welche Gründe Liv gehabt hatte, um aus diesem Anwesen des Grauens zu entkommen und dabei doch versehentlich das Haus in Brand gesteckt hatte! Schwachsinn! Sie hatte nur vorgehabt ihr eigenes Leben zu retten und hatte alle in den Tod gestürzt...

Rachel war blind vor Rache und der Trauer um ihre Eltern und so machte es ihr auch nichts aus, wenn sie Hermine Granger fallen lassen würde oder gar den Plan der Teegesellschaft im Weg stehen würde. Was kümmerte sie das schon?
Das Ehrgefühl der Gryffindors hatte sie im Krieg abgestreift.

Sie schritt weiter durch die tanzenden Reihen der Schüler und Lehrer, die sich zu einer rhythmischen Musik im Kreis bewegten. Schnell hatte sie sich auch einen gut aussehenden Tanzpartner geangelt, der sowieso nur ihr Dekolletee anstarrte. Aber das war ihr egal.
In der Mitte der Tanzenden hatte Rachel einen glänzenden Überblick über den Ball. In einer Ecke konnte sie die besessene Göre Granger erkennen, die mit Malfoy herumwirbelte, welcher leicht mitgenommen aussah.
Sahen die anderen nicht, wie sehr er sich um sie doch sorgte?
Seine grauen Augen ruhten durchgehend auf ihr, als ob sie ihm jeden Moment entwischen könnte. Seine gesamte Körperhaltung war zwar vornehm und kerzengerade, aber man merkte ja, wie unwohl er sich fühlte, dass in Granger ein Geist war.
Doch er lachte und grinste breit ohne Zweifel und wirbelte Hermine durch die Luft, nur um sie wieder enger an sich zu ziehen, die das nur zu genießen schien, aber das heimtückische Flackern in ihren Augen war Beweis genug, dass das nicht die echte Kriegsheldin war.
Und Malfoy schien das auch zu wissen, als er leise zu ihr sprach und seine Stirn runzelte.

Zu lange hatte sich Rachel von den beiden ablenken lassen und schwenkte ihren Blick weiter durch die festliche Halle. Etwas weiter abseits stand Liv und Theodore, der leichenblass wurde und seine Augen verrenkte, als er Rachel entdeckte.
Die Angst in ihnen war nicht zu übersehen.
Natürlich hatte er Angst. Rachel hatte ihm gedroht, wenn er sie verpetzen würde wegen dem Fluch und dem erlangten Wissen über seine Freundin, dann würde sie lügen und zwar wie gedruckt.
Erstens würde sie Liv weismachen, dass Theodore ihr alles freiwillig erzählt hatte über ihr schlimmstes Geheimnis und zweitens würde ihr die verzweifelte Liv ihm bestimmt kein Wort mehr glauben, denn, wie sollte Rachel denn sonst davon erfahren haben?
Seine Liebe stand auf dem Spiel und anscheinend litt der Slytherin gerne, aber sie würde so oder so die Ravenclaw damit konfrontieren, bevor sie sie tötete.
Ihre Eltern waren gestorben und kein Geist, nichts, würde sie von ihrer Vergeltung abhalten.

Die Teegesellschaft - DramioneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt