Kapitel 18 - Mitternacht { Lesenacht 2/2 }

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Theodore Nott:

Die Aussicht des Astronomieturmes erstreckte sich vor seinen Augen und das Wetter war perfekt. Eine sternenklare, glitzernde Nacht mit dem Mond auf einer Seite des Horizontes lag vor ihnen und versprühte eine besondere Atmosphäre. Auf den Wiesen zirpten die Grillen und ein noch letzter warmer Windhauch des Herbsts ließ ein paar dunkelrot gefärbte Blätter durch die Luft sausen, die man aber in der Dunkelheit nicht sehen konnte.
Theo hatte trotz der etwas wärmeren Temperatur eine Decke mitgenommen. Jedenfalls hatte ihm das Rachel empfohlen, die er heute noch getroffen und ein wenig geholfen hatte, denn in Dates war er schlecht, sehr schlecht.
Einmal hatte er eine Hufflepuff eingeladen mit ihm Quiddtich spielen zu gehen und aus Höflichkeit hatte das Mädchen ihm verschwiegen, dass sie Höhenangst hatte und dann war schon alles ins Wasser gefallen.

Nun hatten sich er und Liv Lowell an die Mauer des Turmes gelehnt eingekuschelt in eine Decke und starrten auf den Nachthimmel. Theo blickte gerade zu Liv, die beinahe beleuchtet vom silberen Mondlicht wurde und ihre Haare, die nun beinahe schwarz wirkten, verschleierten ihren Gesichtsausdruck, da sie sie offen trug. Unwillkürlich strich er ihr eine Strähne beiseite, was man normalerweise als süß empfinden würde, aber Liv zuckte erschrocken zusammen.

"Tut mir leid.", murmelte Theo leicht perplex, denn sie saßen ja schon eng beieinander und er verstand ihre Reaktion nicht ganz.
"Ja, bin leicht zu erschrecken.", murmelte sie schmunzelnd.
"Gut zu wissen dann darf ich dich nicht erschrecken, wenn du zum Beispiel beim Geländer des Astronomieturmes stehst, sonst fällst du mir noch hinunter.", erwiderte er zwinkernd.
"Nein, bitte nicht!", lachte Liv und fügte hinzu: "Deine Idee mit dem Sterngucken das ist echt süß, weißt du. Danke, so etwas hat noch nie jemand für mich gemacht."
"Du musst dich ja nicht bedanken.", schoss es schon von Theo bestürzt: "Haben deine Eltern nie Ausflüge geplant?"

Die Frage war vielleicht nicht die beste, denn sein Vater hatte auch nicht viel mit ihm unternommen. Diese Vater-Sohn-Tage waren genauer gesagt selten vorgekommen, wenn gar nicht und nun war er tot, weil er ein Todesser gewesen war. Theo und er waren schon lange nicht mehr miteinander ausgekommen und, als es ihn erwischt hatte, war Theo so enttäuscht von seiner Familie gewesen.
Erst Wochen danach hatte er verstanden und begann zu trauen. Irgendwie tat er es immer noch. Die Frage war vielleicht nicht fair, denn, wenn Liv erzählen würde, dass sie strahlende Familienausflüge unternommen hätten, wäre er bloß eifersüchtig, auch auf sie.

"Zu privat.", murmelte Liv nur und zog sich die Decke enger um den Körper.
"Äh, gut. Ist dir kalt?", hakte Theo nach und für ihn war dieses Mädchen das größte Mysterium, welches er je erlebt hatte.
Wieso vertraute sie niemanden?
"Ein wenig.", gestand sie und für ihn war das die Aufforderung, die er gebraucht hatte und legte seinen linken Arm um die Ravenclaw. Für einen kurzen Moment verspannte sie sich, aber lehnte sich dann an Theo.
Es war seltsam nun hier zu sein. Nach allem waren sie nun hier. Die Nähe am Astronomieturm und die Ferne der kalten Nacht waren auf einmal nicht mehr relevant, als Liv sich näher an ihn kuschelte und seufzte herzzereißend.

"Was ist los? Ist es, weil ich dich nach deiner Familie gefragt habe?", hakte Theo unschlüssig nach und starrte in dunkle Nacht.

Stille breitete sich zwischen den beiden aus. Von einer Sekunde auf die anderen kippte die ruhige Stimmung und wurde angespannt. Liv war von dem Slytherin abgerückt und hatte einen gequälten Blick aufgesetzt. Sie wirkte ganz und gar müde und erschöpft.
Ihre Lippen bebten.
Ein weiterer Umstand, wieso sie ihn faszinierte, war, dass sie zwischen einer unheimlichen Stärke und beängstigenden Zerbrechlichkeit schwebte wie eine Wolke, die einmal weiß und dann wieder dunkel und schwarz wurde. Am liebsten hätte er sie in den Arm genommen und beteuert, dass sie  mit ihm über alles reden konnte, aber er tat nichts und schaute Liv nur gedankenverloren an.

Die Teegesellschaft - DramioneWhere stories live. Discover now