Kapitel 13 - Hermines Vorschläge und Livs Briefe

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Hermine Granger:

Still trotteten sie alle gemeinsam nach Hogwarts zurück. Die kleinen Steine am Weg knirschten unter der Last ihrer Füße. Auch der Wind fegte stärker durch den Norden Englands. Hermine zog ihre Jacke um sich. Es schien so, als würden sich am Horizont die Wolken zusammenziehen. Ein Gewitter war im Anmarsch und bestimmt würde es die nächsten Tage unentwegt regnen, vermutete der Bücherwurm. Sie hatte sich etwas von der Gruppe, die vor ihr ging, entfernt und sich zurückfallen lassen.
Ihre Gedanken waren ganz woanders. Diese Tatsache verwunderte Hermine, da sie eigentlich nie in ein anstrengendes oder gar träumerisches Grübeln verfiel. Dafür war sie viel zu rational.

In ihren Händen spürte sie das Gewicht ihres Ballkleides. Zufrieden lächelte sie, als sie an den seidenweichen Stoff dachte, der ihren Körper umhüllt hatte, nachdem Hermine aus der Umkleidekabine geschritten war.  In der Tat war sie nicht gegangen, sie war geschritten mit ihren erhöhten Schuhen und ihren schnell in einen tiefen Pferdeschwanz zusammengebundenen Haaren. Zuerst hatte sie in den Spiegel gesehen, der vor der Umkleide im Paradise stand. Ihr Mund war förmlich aufgeklappt.
Der himmelblaue Stoff hatte sich über ihre Schulter geschmiegt und in fließenden Bewegungen wie Wolken war er Richtung Boden gefallen. In diesem Moment hatte sie sich wie Cinderella gefühlt. Sie wusste, dass das kindisch war. Aber vielleicht wie Belle aus Die Schöne und das Biest? Sie liebte Bücher genauso und ein Biest...
Danach hatte sie sich zu Draco Malfoy gedreht und das glückliche Lächeln, welches ihre Mundwinkel umspielt hatte, hatte nicht einmal er ihr nehmen können. Nicht, dass er es gewollt hätte. Hermine glaubte, ein Schlucken seinerseits gesehen zu haben und ein leicht überraschtes Blinzeln.

"Das Kleid steht dir gut, Granger. Du solltest es nehmen.", hatte er bloß geräuspert.

Bevor er sie in die Umkleide geschoben hatte, hatte sie noch lautstark protestiert, dass die Farbe ihr nicht stehen würde und, dass sie als Erstes lieber ein anderes Kleid, welches sie selbst ausgesucht hatte, anprobieren würde. Knurrend hatte Malfoy irgendetwas Unverständliches erwidert. Seltsam, dass er daher nichts Besserwisserisches oder gar Überhebliches zu ihr sagte.

"Danke, dass du mir geholfen hast.", hatte sie nach seinem Kompliment entgegnet.

Anschließend hatte sie ihn näher gemustert. Auch Malfoy oder Draco, sie wusste nicht, wie sie ihn nennen sollte, hatte sich umgezogen. Der schwarze Anzug schien für ihn, wie maßgeschneidert zu sein. Zu lange hatte sie ihn mit ihren Augen fixiert, als Hermine ein Schmunzeln von Malfoy erhascht hatte.

Dann dachte sie noch weiter zurück.
Als er ihr Kleider im hinteren Teil des Paradise zusammengesucht hatte, hatte Hermine ihn gefragt, wieso er überhaupt so hilfsbereit zu ihr war.
Harry hatte es auf ihn abgesehen wegen der Teegesellschaft, Hermine selbst hatte ihn hintergangen während des kommaähnlichen Zustandes, in welchem sie gemeinsam geschwebt waren, und außerdem sie waren noch nie miteinander ausgekommen.
Als Malfoy sich zu ihr gedreht hatte und sein harter Gesichtsausdruck ihr einen Schauer über den Rücken gejagt hatte, war der Bücherwurm bereits auf das Schlimmste gefasst gewesen.
Doch überraschenderweise hatte er nur geantwortet: "Vergiss es einfach. Sprechen wir über etwas anderes."

Sie verabschiedete ihren Gedankengang allmählich und hob ihren Blick zu den anderen. Rachel sprach gerade mit  Theodore Nott, welcher abwechselnd erleichtert nickte und ein paar Worte sagte.
Liv beobachtete die beiden ein wenig zu argwöhnisch nach Hermines Geschmack, während sie mit Ginny und Zabini sprach.
Und wo war Malfoy?
Sie legte ihre Stirn in Falten und suchte den Slytherin. Aber in der Nähe der Gruppe war er nicht.

"Granger, ich gehe eine ganze Weile bereits neben dir.", schnarrte plötzlich eine Stimme und erschrocken zuckte sie zusammen und schnappte nach Luft.
Entgeistert sah Hermine neben sich und blickte Malfoy an, der ein mildes Lächeln aufgesetzt hatte.
"Erschreck mich nicht so.", brachte sie über die Lippen.
Ein heiteres Lachen drang in ihre Ohren.
"Du hast ehrlich besorgt ausgesehen, als du nach mir Ausschau gehalten hast. Wo sollte ich denn gewesen sein? Schon entführt von den Zentauren im Verbotenen Wald?", schien er laut zu überlegen.
"Vielleicht war ich ehrlich besorgt.", erwiderte Hermine spitz und die Kühle in ihrer Stimme ließ Malfoy mit den Überlegungen aufhören.
Er nickte, als sie zu ihm hin und schnell wieder wegsah.

Die Teegesellschaft - DramioneWhere stories live. Discover now